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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin
Autoren: David Weber
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dieses vielversprechende Potential, und trotzdem wäre sie fast von der Akademie geflogen, bevor er ihr beibringen konnte, die gleiche Intuition auch auf ihre Mathematikklausuren anzuwenden! Aber nachdem er sie einmal auf die Füße gestellt hatte, war sie ihren Weg gegangen, und niemand konnte sie aufhalten.
    Courvosier war Junggeselle und kinderlos. Er wußte, daß er sehr viel Lebenszeit zur Kompensation in seine Schüler auf der Akademie investiert hatte, und doch hatten nur wenige ihn so stolz gemacht wie Honor. Zu viele Offiziere trugen die Uniform einfach nur; Honor lebte sie. Und das bekommt ihr gut , fand er.
    Er beobachtete, wie sie sich mit dem Ehemann der Befehlshaberin von Vulcan unterhielt, und fragte sich, wohin der ungelenke Midshipman verschwunden war. Courvosier wußte, daß Harrington Partys noch immer haßte, daß sie sich noch immer für ein häßliches Entlein hielt, doch niemals ließ sie sich davon etwas anmerken. Und eines nicht mehr allzu fernen Tages würde sie aufwachen und sehen, daß das Entlein zu einem Schwan geworden war. Einer der Nachteile des Prolong-Verfahrens – und besonders der wirksameren, späteren Versionen – bestand darin, daß es die Perioden der ›Ungelenkheit‹ in der körperlichen Entwicklung ausdehnte, und Honor war als Mädchen, das mußte Courvosier zugeben, äußerlich wirklich unscheinbar gewesen. Die katzenschnellen Reflexe durch die 1,35-fache Schwerkraft ihrer Heimatwelt hatte sie immer besessen, aber die Grazilität ihrer Haltung war etwas gewesen, das sich nicht einfach mit dein Aufwachsen in einer Hochschwerkraft-Umwelt erklären ließ. Selbst als Middy im ersten Semester hatte Honor diese Eleganz besessen, die ihr einen zweiten Blick auch aus solchen Augen einbrachte, die vorschnell ihre unansehnliche Erscheinung abgetan hatten. Und ihr Gesicht entwickelte sich mit zunehmendem Alter zum Positiven. Sie selbst hatte noch nicht bemerkt, wie die allzu harten Kanten sich zu Charaktermerkmalen gerundet hatten, wie die großen Augen, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, ihrem dreieckigen Gesicht ein faszinierend-exotisches Aussehen verliehen. Courvosier nahm an, daß das auch nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, wie lang der durch die Lebensverlängerung ausgedehnte Prozeß des Weicherwerdens gedauert hatte, und sicherlich würde sie niemals ›hübsch‹ sein – aber schön … sobald sie es bemerkte.
    Was nur zu Courvosiers gegenwärtiger Besorgnis beitrug. Er senkte den Kopf, um ein Stirnrunzeln hinter seinem Glas zu verbergen, dann warf er einen Blick auf die Uhr und seufzte. Die Wiederindienststellungs-Party der Fearless war außerordentlich erfolgreich. Es sah so aus, als ginge sie noch stundenlang weiter, und Courvosier hatte nicht stundenlang Zeit. Es gab auf Manticore noch zu viele Details zu klären, und das bedeutete, daß er den Gästen Honor entführen mußte – allerdings erwartete er nicht, daß Honor das allzusehr stören würde!
    Zwanglos bahnte er sich einen Weg durch die Menge, und Honor wandte sich ihm zu, als ihr sechster Sinn wie ein Radargerät seine Annäherung meldete. Courvosier war nicht viel größer als ihre Mutter und lächelte zu ihr auf.
    »Nettes Fest, Captain«, sagte er, und sie erwiderte sein Lächeln etwas säuerlich.
    »Nicht wahr, Sir? Und auch sehr laut«, fügte sie mit einer Grimasse hinzu.
    »Ja, allerdings.« Courvosier sah sich um, dann wandte er sich wieder ihr zu. »Ich fürchte, ich darf die Fähre nach Hephaistos in einer Stunde nicht verpassen, Honor, und ich muß mit Ihnen sprechen, bevor ich aufbreche. Können Sie sich freimachen?«
    Ihre Augen verschmälerten sich bei seinem unerwartet ernsten Tonfall, dann sah auch sie sich in der überfüllten Messe um.
    »Ich sollte eigentlich nicht …«, setzte sie an, doch in ihrer Stimme schwang beinahe Traurigkeit mit. Courvosier unterdrückte ein Grinsen, als er ihr am Gesicht ablesen konnte, wie die Versuchung gegen ihr Pflichtgefühl ankämpfte. Es war ein unfaires Gefecht, weil die Neugier für die Versuchung Partei ergriff.
    Als sie die Entscheidung traf, preßte sie die Lippen zusammen. Sie hob die Hand, und wie durch Magie materialisierte sich Chief Steward’s Mate James Mac-Guiness aus dem Gewühl.
    »Mac, würden Sie bitte Admiral Courvosier in mein Arbeitszimmer führen?«
    Sie senkte die Stimme ausreichend, um über dem Stimmengewirr der Menge nicht mehr gehört zu werden.
    »Selbstverständlich, Ma’am«, antwortete der Steward.
    »Ich
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