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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe
Autoren: Melanie Gideon
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nachdem ich offiziell angenommen worden bin UND einen Forscher zugeteilt bekommen habe, bin ich nicht mehr ganz so überzeugt davon, an einer anonymen Umfrage teilzunehmen. Einer Umfrage, von der ich wahrscheinlich niemandem verraten darf (auch meinem Ehemann nicht), dass ich überhaupt daran teilnehme.
    Mein Herz wummert in meiner Brust. Ich fühle mich mit diesem Geheimnis wie ein Teenager. Eine junge Frau, die noch alles vor sich hat – Brüste, unbekannte Städte, tausend Sommer, Herbste und Winter, die erst noch gelebt werden müssen.
    Ich öffne den Anhang, bevor ich den Mut verliere.
    1. Dreiundvierzig, nein, vierundvierzig.
    2. Aus Langeweile.
    3. Einmal in der Woche.
    4. Befriedigend bis besser als viele andere.
    5. Austern.
    6. Vor drei Jahren.
    7. Manchmal sage ich, dass er schnarcht, obwohl das gar nicht stimmt, nur damit er im Gästezimmer schläft und ich das ganze Bett für mich alleine habe.
    8. Valium (alle Jubeljahre mal), Fischölkapseln, Multivitamine, Vitamin-B-Kombipräparate, Vitamin D, Ginko (für geistige Schärfe, na ja, eher für mein Erinnerungsvermögen, weil man mir ständig sagt: »Das ist jetzt das dritte Mal, dass du mir diese Frage stellst!«)
    9. Ein Leben voller Überraschungen. Ein Leben ohne Überraschungen. Die Angestellte im 7-Eleven, die sich die Finger ableckt, um die Plastiktüten auseinanderzukriegen, und dann meine Chips-mit-Salz-und-Balsamico-Packung mit genau diesen noch feuchten, abgeleckten Fingern anfasst und sie in die vorher abgeleckte Plastiktüte stopft und auf diese Weise meine Einkäufe gleich zweimal einspeichelt.
    10. Das hoffe ich.
    11. Ich glaube schon.
    12. Gelegentlich, aber nicht ernsthaft. Ich bin eher ein Mensch, der sich gerne immer das Allerschlimmste vorstellt, denn so kann mich das Allerschlimmste nie überrumpeln.
    13. Die Plagen.
    14. Er macht eine unglaubliche Salatsoße. Er denkt daran, die Batterien der Rauchmelder alle sechs Monate zu wechseln. Er kann einfache Klempnerarbeiten erledigen, sodass ich anders als fast alle meine Freundinnen niemals jemanden wegen eines tropfenden Wasserhahns kommen lassen muss. Außerdem sieht er in seiner Hose von Carhartt sehr gut aus. Mir ist schon klar, dass ich die Beantwortung dieser Frage vermeiden will – ich bin mir nicht sicher, warum. Gestatten Sie mir, dass ich später noch mal darauf zurückkomme.
    15. Verschlossen. Abweisend. Distanziert.
    16. Der König von Narnia
    17. Wir sind seit neunzehn Jahren und dreihundert-noch-was Tagen zusammen, daher behaupte ich mal: sehr, sehr gut.
    Es ist ganz einfach. Zu einfach. Wer hätte gedacht, dass Beichten einen solchen Dopamin-Schub auslöst?
    Plötzlich knallt die Haustür auf, und Peter ruft: »Ich muss zuerst aufs Klo!«
    Er hat so einen Tick wegen der Schultoiletten, deshalb hält er den ganzen Tag an. Ich schließe meinen Laptop. Auch das hier ist meine Lieblingszeit des Tages – wenn sich das leere Haus wieder füllt und meine Aufräumarbeiten innerhalb einer Stunde Makulatur sind. Aus irgendeinem Grund bereitet mir das Freude. Die befriedigende Unvermeidlichkeit des Ganzen.
    Zoe kommt in die Küche und verzieht das Gesicht. »Thunfischauflauf?«
    Â»Ist in einer Viertelstunde fertig.«
    Â»Ich hab schon gegessen.«
    Â»Beim Volleyball-Training?«
    Â»Karens Mutter hat auf der Fahrt nach Hause Burritos spendiert.«
    Â»Also hat Peter auch schon gegessen?«
    Zoe nickt und öffnet den Kühlschrank.
    Ich seufze. »Nach was suchst du denn? Ich dachte, du hast schon gegessen.«
    Â»Weiß nicht. Nichts«, sagt sie und schließt die Tür wieder.
    Â»Oh Mann! Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?«, fragt Peter, als er ebenfalls die Küche betritt.
    Â»Ach du lieber Gott, das habe ich ja total vergessen. Eins meiner Kinder hat Friseur gespielt. Ich fand’s ein bisschen Audrey-Hepburn-mäßig … Nein?«
    Â»Nein«, sagt Zoe.
    Â»Nein«, echot Peter.
    Ich ziehe das Haargummi aus meiner Frisur und versuche, die Haare wieder glatt zu kriegen.
    Â»Vielleicht solltest du sie ab und zu mal kämmen«, schlägt Zoe vor.
    Â»Warum sind bloß alle so scharf aufs Kämmen? Nur damit ihr Bescheid wisst, es gibt gewisse Haarsorten, die sollte man niemals kämmen, sondern einfach nur an der Luft trocknen.«
    Â»Aha«, sagt Zoe und schnappt sich ihren Schulrucksack. »Ich habe tonnenweise
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