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Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Titel: Die Durchschnittsfalle (German Edition)
Autoren: Markus Hengstschläger
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Aufrechterhaltung eines hohen Maßes an Individualität werbe. Ich meine also auch hier keinesfalls nur die große Bedeutung genetischer Durchmischung /Migration für unsere erfolgreiche Zukunft, sondern natürlich auch die unverzichtbare Bedeutung kultureller, sozialer und anderer Aspekte. Es muss auch gesagt werden, dass ein Land, das heute schon glaubt, die Migration idealerweise so zu steuern, indem man mittels einer „Migrations-Card“ jene aufnimmt, die aus heutiger Sicht gut im Land gebraucht werden können (etwa als Arbeitskräfte), wohl die erste und einzige Glaskugel sein Eigen nennen müsste, die wirklich die Zukunft voraussagen könnte.

Individualität um jeden Preis
    Durchschnitt!?
    An dieser Stelle werden Sie wahrscheinlich gerade beginnen, Ihre Bedenken betreffend die praktische Umsetzung dieser Theorie zu ordnen. Viele Verschiedene in unserem System erhöhen die Chance, dass einer unter uns ist (sein wird), der eine Antwort auf die aus der (in der) Zukunft kommenden neuen Fragestellungen hat. Man muss die Verschiedenartigkeit, die Individualität fördern und fordern, weil „gleichgeschaltet“ bedeutet, dass die Varianz unserer Antworten gering ist. Wo kommt der Durchschnitt aber eigentlich her? Der Durchschnitt setzt bereits erzielte Erfahrungswerte voraus. Sonst ist er nicht bestimmbar.
    Um die Problematik des Durchschnitts zu erläutern, würde ich gerne ein Beispiel anführen. 20 Kindern wird die Aufgabe gestellt, einen Ball im Turnsaal zu fangen, von dem sie aber nicht wissen, woher er kommt. Er kann aus irgendeiner Ecke, von irgendeiner Stelle, ja sogar von der Decke des Turnsaals kommen. Ganz ähnlich also den Fragen aus der Zukunft, von denen niemand weiß, wie sie lauten und wann sie kommen. Die Frage dieser Aufgabe lautet, wie sollen sich die Kinder im Turnsaal aufstellen, dass sie die höchstmögliche Chance haben, den Ball zu fangen? Die Kinder könnten sich Hilfe von Strategen, Meinungsforschungsinstituten, Visionären, Statistikern …, von wem auch immer, holen. So mancher würde sich fragen, ob es denn das erste Mal ist, dass solch eine Aufgabe gestellt wurde. Angenommen, man würde feststellen, das ist keineswegs hier und jetzt das erste Mal. Schließlich beschäftigen sich so viele Menschen bereits so lange mit Fragen der Zukunftsbewältigung. Wenn also das „Experiment“ schon öfter durchgeführt wurde, hätte man Datenmaterial zur Verfügung. Man könnte dann einfach vergleichen, berechnen und Schlüsse ziehen. Wo ist der Ball bisher hergekommen? Wie oft kam er von links, wie oft von rechts, wie oft von oben …? Man könnte auch tausende Daten haben und in seine Kalkulationen mit einbeziehen. Man könnte genau berechnen: Woher ist der Ball durchschnittlich bisher gekommen? Man nimmt alle bisher eingetretenen Ballrichtungen und berechnet daraus einen Durchschnitt. Alles legitim und im Zusammenhang mit vielen Fragestellungen durchaus von Bedeutung. Aber in unserem Beispiel? Was ergäbe sich aus all diesen Berechnungen für eine Empfehlung an unsere Kinder, die schon sehnsüchtig darauf warten, dass man ihnen hilft, dass man ihnen gute Ratschläge gibt, wo sie sich aufstellen sollen, um das nächste Mal den Ball zu fangen?
    Einerseits bedeutet der berechnete Durchschnitt in keiner Weise, dass jemals ein Ball genau von dort gekommen ist. Hätten wir viele Fälle, bei denen der Ball von links oder von rechts gekommen ist, ergäbe sich daraus trotzdem ein Durchschnitt in der Mitte. Der allgemein bekannte und verwendete Begriff „Durchschnitt“ beschreibt in der Statistik das arithmetische Mittel. Berechnen kann ihn jeder und hat ihn auch jeder von uns schon oft. Man addiert die Werte, deren Mittelwert (Durchschnitt) gesucht wird, und teilt sie durch ihre Anzahl. Und jetzt hätten wir also einen Wert, den Durchschnitt, genau berechnet. Was wäre der Schluss? Würden wir den Kindern also jetzt raten, sich doch alle so aufzustellen, dass sie den Ball fangen könnten, käme er von da, wo er durchschnittlich bisher hergekommen ist? Alle auf die gleiche Stelle? Natürlich nicht. Denn wenn alle auf einer Stelle stehen, selbst wenn sie eben dem Durchschnitt entspricht, würden sie den Ball nur fangen, wenn er genau von dieser einen Richtung käme. Aber wie viele, unglaublich viele Möglichkeiten gibt es für den Ball, uns von einer anderen Richtung her zu überraschen! Ich habe schon einmal gesagt, dass eine Orientierung am Durchschnitt beziehungsweise am Gleichen eigentlich nur dann
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