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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge
Autoren: Regina Reitz
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Frau ist ein echtes Schwergewicht.
Sie würde spielend jeden Boxkampf gewinnen. Womöglich würde
sie ihren Gegner schon in der ersten Runde platt machen und dabei
würde sie ihn vermutlich noch nicht einmal mit ihrem massigen
Körper niederringen, sondern sie würde ihn einfach in Grund
und Boden schimpfen.“
    „ Aha“, lautete
Wellingers zurückhaltender Kommentar. Abrupt stand er auf.
„Kommen Sie!“ Es würde keine schlechte Idee sein,
für einige Zeit dem Mief des kleinen Büros zu entfliehen.
Hagen hatte die Obduktion an der Rheinleiche noch nicht abgeschlossen
und bevor er keine weiteren Ergebnisse in den Händen hielt,
konnte er getrost eine Pause einlegen.
    Franziska zögerte.
    „ Wir fahren zur Wohnung
Ihres Bruders. Es ist vielleicht ganz gut, wenn ich mir ein eigenes
Bild verschaffe.“
    „ Du bist toll!“, rief
sie und folgte ihm nach draußen.

    Eno war davon überzeugt,
dass man das Glück bezwingen und fest in der Hand halten musste,
denn es glich einer zänkischen Frau, die ihre Launen erst in der
gemeinsamen Hochzeitsnacht offenbarte.
    Bis zu dem verhängnisvollen
Tag vor einer Woche war es ihm auch gelungen, sich zu behaupten, doch
nun wandte sich das Glück in seinen Händen und versuchte zu
entfliehen. Das war ungerecht und er war bereit, alles zu tun, um das
untreue Geschöpf für immer an sich zu binden.
    Unterstützt wurde er von
seinem Mut, der seine stärkste Waffe war. Nur ihm hatte Eno es
zu verdanken, dass er im Paradies angekommen war und von dort würde
er sich nicht mehr vertreiben lassen. Trotzdem war er einen Moment
unaufmerksam gewesen. Dieser kurze Augenblick hätte ihm beinahe
all das entrissen, was sein neues Leben wertvoll machte. Nur seiner
Schnelligkeit und seinem Instinkt hatte er es zu verdanken, dass die
Ereignisse nicht außer Kontrolle geraten waren. Völlig auf
sich allein gestellt, hatte er der Herausforderung ins Gesicht
geblickt.
    In einem früheren,
armseligeren Leben hätte Eno den Beistand der Götter
erfleht, doch diesen unberechenbaren Wesen hatte er noch in der alten
Heimat abgeschworen. Dennoch hatten sie ihn auf seiner Reise
begleitet und versucht, ihn mit einer Bürde, die das Gewicht des
Himmels in sich barg, in die Knie zu zwingen.
    Er hatte gejubelt und getanzt,
als er entdeckte, dass die Götter in diesem fremden Land zu
bedeutungslosen Zwergen schrumpften. Hier waren sie ihrer
barbarischen Macht beraubt.
    Viel mächtiger hingegen war
der breite Strom, der mit seinen nassen Armen die Frau in Empfang
genommen hatte.
    Eno glaubte fest daran. Das
Wasser war sein Freund.
    Dabei hatte es ihn schon längst
verraten.

    „ Was ist? Hörst du
etwas?“
    Franziska beugte sich zu
Wellinger hinab, der angestrengt mit einem Ohr an der Tür
lauschte.
    „ Nein“, nuschelte er
und betätigte zum wiederholten Male den Klingelknopf. Schrill
drang die Türklingel zu ihnen ins Treppenhaus. Danach war es in
der Wohnung wieder gespenstisch still. Er schlug mit der Faust gegen
die Tür. Nichts. Aus den umliegenden Wohnungen drangen gedämpfte
Geräusche zu ihnen durch.
    „ Haben Sie denn keinen
Schlüssel für die Wohnung?“
    Franziska schüttelte den
Kopf. „Wenn ich einen hätte, wäre ich schon längst
hineingegangen.“
    „ Stimmt, wie dumm von mir“,
gab Wellinger zu. „Was ist mit Wilma? Könnte sie einen
haben?“
    „ Um Himmels Willen! Mike
würde sich hüten. Da könnte er sofort die Tür
aushängen, damit sie seine Sachen durchwühlen kann.“
    „ Warten Sie“, befahl
Wellinger und eilte die Treppenstufen des Mehrparteienhauses
hinunter. Unten angekommen blieb er stehen und schaute sich
aufmerksam um. Im Eingangsbereich prangte eine Notiz an der Wand, die
die Mietergemeinschaft darüber informierte, dass der zuständige
Hausmeister nur in Notfällen angerufen werden durfte. Die Wörter nur und Notfälle waren schwarz hervorgehoben. Jemand hatte seiner künstlerischen
Inspiration freien Lauf gelassen und dem Hinweis eine Figur
hinzugefügt. Die Zeichnung stellte ein kleines Männchen mit
einem riesigen Phallus dar.
    Wellinger tippte die angegebene
Nummer in sein Handy. Ungeduldig wartete er darauf, dass die
Verbindung zustande kam. Während er dem Freizeichen lauschte,
wanderte sein Blick über die Reihen der Briefkästen. Stein ,
stand in einfachen Buchstaben auf einem der Schilder.
    „ Ja!“, tönte es
aus dem Handy.
    Wellinger warf einen raschen
Blick auf die Notiz. „Herr Döhring?“
    „ Was wollen Sie?“,
sagte die Stimme ungehalten.
    „
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