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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester
Autoren: Frewin Jones
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Schwester«, sagte Zara, die sich jetzt auch neben Sancha kniete und ihr die kastanienbraunen Locken aus dem blassen Gesicht strich. »Unter Sanchas Führung haben wir das Verlies gründlich durchsucht.«
    »Der König ist nirgendwo im Palast«, erklärte Eden. »Sein Aufenthaltsort ist mir durch die Zauberkünste des Hexenkönigs verborgen, doch ich weiß, dass er nicht fern sein kann.« Angst lag in ihrem Blick. »Er wurde an einen finsteren Ort gebracht, mehr vermag ich nicht zu erkennen, da meine Sinne von dem Zauber betäubt sind.«
    »Wir haben um dich gebangt, Schwester, wir fürchteten, dass dich die Grauen Ritter getötet hätten, da du uns nicht in die Welt der Sterblichen folgtest«, erzählte Zara. »Wie bist du ihnen entkommen?«
    »Ich hatte noch die Kraft, einen Schlafzauber über sie zu sprechen, nachdem ich das Portal zwischen den beiden Welten geöffnet hatte. Dann bin ich aus dem Turm geflohen und habe mich im westlichen Teil des Palastes versteckt. Dort habe ich eure Rückkehr erwartet.« Eden sah Tania neugierig an. »Doch sag mir, Schwester, wie ist es dir gelungen, den Bann des Hexenkönigs zu brechen, nachdem er dir den Zutritt zum Elfenreich verwehrt hatte?«
    »Wir haben schwarzen Bernstein geschmolzen und ein Schwert damit überzogen«, erklärte Tania. »Damit konnte ich mir den Weg freischlagen. Wir haben es gerade noch geschafft.«
    »Ihr wart sehr tapfer«, sagte Eden und fügte dann stirnrunzelnd hinzu: »Doch wir dürfen hier nicht länger verweilen. Master Chanticleer, wollt Ihr so gut sein und die Prinzessin auf Euren Armen tragen, bis sie wieder zu sich kommt?«
    »Ja, gewiss, Mylady.« Edric ging in die Hocke und nahm Sanchas leblose Gestalt in seine Arme, dann richtete er sich vorsichtig wieder auf.
    Jetzt erhob sich auch Eden, trat zu dem prächtigen Hahn und hielt ihm die Hand über den Kopf. »Hab Dank, du gutes, treues Geschöpf«, murmelte sie. »Nimm meinen Segen und kehre dorthin zurück, wo Licht und Leben herrschen.«
    Der Vogel neigte den Kopf und stolzierte mit klappernden Krallen den Gang hinunter.
    »Ich kapier das nicht«, murmelte Tania und starrte auf die eingeschnurrte, verkohlte Gestalt am Boden. »Was genau hat ihn getötet? Ich dachte, so ein Monster ist unverwundba r …«
    »Das ist wohl wahr«, erwiderte Eden. »Niemand kann ihm etwas anhaben, außer der frühen Morgendämmerung und dem ersten Hahnenschrei. Diese beiden sind sein Tod. Ich wusste, dass der Basilisk ins Verlies geflüchtet war. Daher habe ich den Hahn gerufen und mit Korn gefüttert, um ihn in meiner Nähe zu halten, falls ich auf das Ungetüm treffen sollte. Das Licht der Dämmerung ist nur ein flüchtiger Zauber, doch für unsere Zwecke genügte es.« Die Prinzessin streckte ihre schmale Hand aus, um Sanchas schlaff herabhängenden Arm zu berühren. »Wäre ich doch nur früher gekommen! Doch lasst uns jetzt einen weniger unwirtlichen Ort aufsuchen, bis Sancha wieder zu sich kommt.«
    Eden drehte sich um und führte sie den Gang entlang zur Diamantenen Tür.
    »Wir werden nicht den Weg nehmen, der zu meinen Gemächern führt«, erklärte sie. »Die Grauen Ritter bewachen mein Allerheiligstes und das Pirolglas ist uns verschlossen. Außerdem können wir uns erst aus dem Palast hinauswagen, wenn Sancha sich erholt hat.«
    »Und wenn wir zu einem unserer Schlafgemächer gehen?«, schlug Zara vor.
    Edens Gesicht verdüsterte sich. »Ich habe gesehen, wie sie in diesen Räumen hausten«, sagte sie. »In deinem Zimmer tobt ein Unwetter, das kein Ende nimmt, Zara. Der Wald in Hopies Zimmer ist abgebrannt und in Cordelias Zimmer sind alle Tiere abgeschlachtet.«
    Tania konnte den Gedanken kaum ertragen, dass diese wunderbaren, von geheimnisvollem Leben erfüllten Räume zerstört sein sollten. Die Zimmer der Prinzessinnen waren wie magische Spiegel ihres innersten Selbst: Zaras Zimmer eine heitere Meereslandschaft, Hopies Gemach ein dunkler Wald und Cordelias Kammer ein blühender Garten voller fantastisch anmutender Geschöpfe. In Sanchas Zimmer liefen Reihen von Schriftzeichen über die Wände und raunende Stimmen erzählten Geschichten und Legenden aus allen Epochen des Elfenreichs. Rathinas Zimmerwände wurden von wirbelnden Tänzern beherrscht, und die lebenden Wandteppiche in Tanias Zimmer zeigten ferne Landschaften, die wie Fenster in die weite Welt waren.
    »Und was ist mit den anderen?«, fragte Tania.
    »Sanchas Zimmer ist mit bösen Hexenflüchen belegt«, sagte Eden, »und die Luft voll
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