Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin
Autoren: Caren Benedikt
Vom Netzwerk:
Vorbeigehen, dass es genug an Essen sei und er mehr Geld verlangen müsse, wenn weitere Speisen gefordert würden. Sie steckte ihm noch eine Münze zu. »Und das hier reicht auch nur noch für zwei Krüge Bier.« Er nickte unmerklich. In diesem Moment baute sich der Trunkenbold, der sich anscheinend doch noch nicht auf und davon gemacht hatte, vor ihr in der Tür auf. Margrite musterte ihn und ging wortlos zurück an den Tisch, ohne ihre vermeintliche Notdurft verrichtet zu haben.
    »He, du Bengel, ich hab noch nicht genug. Bring mir Schnaps. Dein Bier ist so dünn, dass nicht mal ein kleines Mädchen davon besoffen wird«, lallte der Mann.
    »Dafür hat es aber bei ihm ganz gut gereicht«, kicherte Cecilie. Margrite warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Was hast du Hure gesagt?« Der Fremde schwankte auf den Tisch zu.
    Anderlin verdrehte die Augen. Dass die Weiber aber auch nie ihr vorlautes Mundwerk halten konnten. Nun konnte er wieder die Kohlen für sie aus dem Feuer holen. Es gab wirklich nur Ärger, wenn man Dirnen mit sich reisen ließ. Er stand auf.
    »Ach was, lass doch die Huren schwatzen«, sagte er versöhnlich und legte seine Hand auf die Schulter des Mannes. »Ich gebe dir ein Bier aus, und dafür vergessen wir die Sache.«
    »Ich werd sie an den Haaren nach draußen schleppen und ihr beibringen, dass ein Weibsbild sich dem Manne zu fügen hat.«
    Zwar lallte er, doch Anderlin schätzte ihn deshalb noch lange nicht als leichten Gegner ein. Er war auffallend groß, und auch wenn sie in der Überzahl waren, würde er ihnen doch gewaltigen Ärger bereiten können. Und das alles nur, weil eine Hure ihr freches Maul nicht gehalten hatte.
    »Das ist es nicht wert. Setz dich und trink mit uns.« Margrites Körper spannte sich. Anderlins Stimme klang besänftigend, und vielleicht ließ der Mann sich ja durch seine Worte beruhigen. Noch war sie sich nicht sicher, ob es ihr lieber war, dass der Kerl sich einfach zu ihnen gesellen und sie damit erneut seinem widerlichen Gestank aussetzen würde, oder ob ihre Begleiter ihn nicht besser packen und zu Boden prügeln sollten, bis er den Schwanz einzog und davonkroch. Doch da murmelte er schon einige unverständliche Worte und zog sich einen Stuhl heran. Zu Margrites Erleichterung rückte er ihn wenigstens neben Cecilie und damit an das entgegengesetzte Ende des Tisches. Wenn er schon bei ihnen saß, dann wenigstens so weit weg von ihr wie nur möglich.
    »Wie ist dein Name?«, begann Anderlin das Gespräch und musterte ihn. Der Mann hatte ein gefälliges Äußeres, gut geschnittene Gesichtszüge, dichtes schwarzes Haar und ebenso dunkle Augen. Ein Kerl, der den Frauen gefallen mochte, wäre da nicht der Gestank gewesen.
    »Helme«, kam die kurze Antwort.
    Anderlin stellte alle am Tisch Anwesenden vor, plauderte über dies und das und berichtete, dass sie aus Würzburg kamen.
    »Aus Würzburg? Dann seid ihr die alte Königsstraße gegangen?«
    Anderlin nickte. »Ebendie.«
    »Womöglich könnt ihr mir helfen.« Der Fremde schien plötzlich völlig klar. »Ich suche jemanden.«
    »Wie wir alle«, scherzte Anderlin.
    Doch der andere ging nicht darauf ein. Seine Miene zeigte keine Regung.
    »Wen suchst du denn?«
    »Sie hat blonde, lange Haare bis hierher.« Er legte die Finger an die Hüfte. »In der Farbe nicht ganz so kräftig wie Weizen, sondern viel heller. Man vergisst ihren Anblick nicht, wenn man sie einmal gesehen hat. Ist sie euch begegnet?«
    Anderlin wollte etwas sagen, doch Margrite kam ihm zuvor. »Was willst du von ihr?«
    »Das geht dich nichts an, Weib!«, spie der Fremde aus. »Sie ist meine Tochter, wenn ihr das wissen wollt.«
    »Wir haben sie gesehen«, antwortete Margrite schnell.
    »Wo?«
    »Auf dem Weg hierher.«
    »Weit von hier?«
    »Wir sahen sie gerade erst gestern. Sie war mit einer kleinen Gruppe unterwegs.« Margrite sah in die Runde ihrer Begleiter und bedeutete ihnen fast unmerklich zu schweigen.
    »Ist sie Richtung Süden gegangen?«
    Margrite nickte.
    »Dann hat sie es tatsächlich wahr gemacht«, murmelte Helme.
    »Willst du versuchen sie einzuholen?« Margrite musterte ihn mit Interesse. Er hob den Krug und trank gierig das Würzbier, das ihm rechts und links aus den Mundwinkeln lief und auf sein Wams tropfte.
    »Ich weiß jetzt, wo ich sie finde. Sie kann sich ruhig noch ein wenig länger in Sicherheit wiegen. Sie ist zu Fuß, ich zu Pferd. Da hole ich sie schnell ein.« Bei seinem verächtlichen Grinsen stellten sich Margrites
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher