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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung
Autoren: Vampira VA
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Verwirrung, später mit Entsetzen und am Ende mit noch größerer Verwirrung hatte Irina den Dialog der beiden Kontra-henten belauscht.
    Daß sie Kontrahenten waren, ging schon aus ihrer bloßen Körpersprache hervor. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen hatten dies nur noch unterstrichen.
    Irina war vom ersten Augenblick an fasziniert von dem Fremden, der offenbar völlig unangemeldet im Zentrum der Macht eingetroffen war.
    Landru ...
    Dieser von Ilja genannte Namen war ihr ein Begriff - aber nur vom Hörensagen.
    Falls es sich bei dem Gast, der Ilja nicht sehr willkommen schien, tatsächlich um den sagenumwobenen Vampir mit dem zwielichtigen Ruf handelte, mußte die erste Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellte, tatsächlich lauten, was er hier wollte. Warum er meinte sich in die inneren Belange der hiesigen Sippe einmischen zu müssen!
    Sorgte er sich wirklich um das Wohl der Welt, die Zukunft aller Vampire, wie er es Ilja gegenüber hatte anklingen lassen?
    Irina war sich nicht sicher.
    Als der Streit zwischen beiden zu eskalieren drohte, hielt sie es nicht länger hinter einer der ionischen Säulen aus. Sie trat aus ihrer Deckung hervor.
    »Was geht hier vor?«
    Die Szene beim Thron schien einzufrieren. Aber die Stimme des Fremden brachte sie wieder in Bewegung. Er drehte den Kopf und taxierte Irina mit einem Blick, der ihr durch und durch ging.
    »Wer bist du? Habe ich dich bei meiner Ankunft . übersehen?«
    Irina ging unbeirrt weiter auf den Thron zu. »Ich traf wohl erst nach dir ein - Landru ...?«
    Ein knappes Nicken bestätigte die Identität.
    Irina atmete tief durch. Nur ein paar Schritte von der Erhöhung, auf der Iljas Thron verankert war, blieb sie stehen. An das Ober-haupt gewandt, aber hin zu den reglos daliegenden Vampiren deutend, fragte sie: »Hat er das getan?«
    Ilja enthielt ihr eine Antwort vor.
    »Geh!« zischte er. »Diese Unterredung ist nicht für deine Ohren bestimmt!«
    »Hat er das getan?«
    »Ja.«
    »Und Ihr habt . es zugelassen?«
    Es war ein aufsässiger Ton in ihrer Frage, der Ilja mißfiel. »Verschwinde! Ich werde dich nachher in deiner Angelegenheit aufsuchen!«
    »Der Grund meines Kommens ist .«
    »... Rasputin, ich kann es mir denken. Über ihn reden wir später. Geh jetzt.« Damit wandte er sich Landru zu. »Und du verlasse diesen Palast, dieses Land! Wage es nicht, je wiederzukehren!«
    »Starke Worte für ein Insekt«, erwiderte der Besucher mit der Kreuznarbe. »Aber wenn du keine Vernunft annehmen willst ...«
    Irina spürte, daß etwas Ungeheuerliches im Ton des Eindringlings vibrierte. Vorboten der Gewalten, die gleich entfesselt würden .
    »Nein!«
    Irina war selbst entsetzt über ihre Einmischung. Schon deshalb, weil sich Landrus Aufmerksamkeit augenblicklich wieder ihr zuwandte. Und die ganze Düsternis des Blickes, der eigentlich Ilja gegolten hatte, ergoß sich jetzt wie Eiswasser über die Frau am Rande des Thronpodestes.
    »Wie ist dein Name?«
    »Irina.«
    »Was hältst du von der Kriegshetze deines Patriarchen, Irina?«
    »Ich habe mir noch keine Gedanken dazu gemacht .«
    »Keine Gedanken? Die Welt brennt, und du verschwendest keinen einzigen Gedanken daran?«
    »Ilja hat den Wahnsinn nicht begonnen. Österreich-Ungarn und
    die Serben -«
    »Ich will von dir keine Lektion in Geschichte. Ich will deine Meinung zu dem unverantwortlichen Schüren des Konflikts, das dieser Größenwahnsinnige hier betreibt!«
    »Er hat dir seine Gründe genannt. Sie klingen . nicht unplausibel.«
    Die Anspannung im Gesicht des Gastes entlud sich in einem unecht klingenden, übertrieben schallenden Gelächter.
    »Vielleicht solltest du die Politik dieser Sippe ihr überlassen«, wandte er sich an Ilja, ohne das Oberhaupt dabei anzusehen. »Nicht unplausibel ... Sie beherrscht die hohe Kunst der Diplomatie besser als du.«
    »Du bist und bleibst unverschämt!«
    »Vielleicht.« Landru legte die Stirn in Falten. Das Schwarz seiner Augen sah nicht mehr aus wie eine brodelnde Wolkenfront, sondern wie ein dunkler, grundlos tiefer Brunnen. Die Narbe auf seiner Wange indes schien stärker zu leuchten, fast wie entzündet, als hätte sich alle Aufgeregtheit in sie zurückgezogen. »Vielleicht sind deine Argumente doch nicht so an den Haaren herbeigezogen, wie sie zunächst klangen. Ich muß darüber nachdenken. Und ich möchte hier darüber nachdenken. Willst du mir wirklich das Gastrecht verwehren?«
    Jäh richtete Landru seine Augen wieder auf das Oberhaupt der Pe-drograder
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