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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
Autoren: David Gemmell
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verschwinden sie davon nicht«
    Der Wachmann lehnte seinen Speer gegen die Mauer und setzte sich. Seine Scheide klirrte gegen die Steine, und ungeschickt drehte er sie. »Ich kann mich an diese ganze Rüstung und so nicht gewöhnen«, sagte Pellin. »Ständig stolpere ich über mein Schwert. Ich fürchte, ich bin kein besonders guter Soldat«
    »Vor drei Tagen auf Mauer Zwei sahst du jeder Zoll wie ein geborener Soldat aus«, widersprach Druss. »Ich sah, wie du zwei Nadir tötetest und dann deinen Weg zu den Tauen auf diese Mauer freikämpftest. Und dabei hast du noch einem Kameraden geholfen, der eine Wunde am Bein hatte – du bist unter ihn geklettert, um ihn zu stützen.«
    »Das hast du gesehen? Aber da war solch ein Durcheinander – und du warst selbst mitten im Kampfgeschehen!«
    »Ich sehe viele Dinge, mein Junge. Wie heißt du?«
    »Pellin … Cui Pellin«, verbesserte er sich.
    »Die Formalitäten können wir uns schenken, Pellin«, sagte Druss freundlich. »Heute Nacht sind wir hier nur zwei Veteranen, die ruhig auf den Morgen warten. Hast du Angst?«
    Pellin nickte, und Druss lächelte. »Und du fragst dich: ›Warum gerade ich? Warum soll ausgerechnet ich mich hier den Nadir stellen?‹«
    »Ja. Kara wollte nicht daß ich mich den anderen anschließe. Sie sagte, ich wäre ein Narr. Ich meine, was macht es schon für einen Unterschied, ob wir gewinnen oder verlieren?«
    »In hundert Jahren? Überhaupt keinen«, antwortete Druss. »Aber alle einmarschierenden Armeen bringen ihre eigenen Dämonen mit, Pellin. Wenn sie hier durchbrechen, schwärmen sie über die Sentranische Ebene und bringen Feuer und Zerstörung, Vergewaltigung und Mord. Deswegen müssen wir sie aufhalten. Und warum gerade du? Weil du der richtige Mann dafür bist.«
    »Ich glaube, ich werde hier sterben«, sagte Pellin. »Ich will nicht sterben. Meine Kara ist schwanger, und ich möchte meinen Sohn aufwachsen sehen, stark und groß werden. Ich möchte …« Er brach ab, als der Kloß in seinem Hals dicker wurde.
    »Du willst dasselbe, was wir alle wollen, mein Junge«, sagte Druss leise. »Aber du bist ein Mann, und ein Mann muß sich seinen Ängsten stellen, oder er wird von ihnen zerstört.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich überlege oft, ob ich auch desertieren soll wie die anderen. Mich in der Nacht nach Süden davonschleichen. Nach Hause gehen.«
    »Und warum hast du es noch nicht getan?«
    Pellin dachte einen Augenblick nach. »Ich weiß nicht.«, sagte er lahm.
    »Aber ich kann es dir sagen, mein Junge. Weil du dich umschaust und die anderen siehst, die bleiben müssen und um so härter kämpfen, weil du nicht auf deinem Posten bist. Du bist nicht der Mann, der seine Arbeit anderen aufhalst.«
    »Das würde ich gern glauben. Wirklich.«
    »Glaub es, mein Junge, denn ich kann Menschen gut beurteilen.« Plötzlich grinste Druss. »Ich kannte einmal einen anderen Pellin. Er war ein Speerwerfer. Und zwar ein guter. Hat bei den Freundschaftsspielen in Gulgothir Gold gewonnen.«
    »Ich dachte, das wäre Nicotas gewesen«, meinte Pellin. »Ich erinnere mich an die Parade, als die Mannschaft nach Hause kam. Nicotas trug die Drenai-Flagge.«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Klingt wie gestern«, sagte Druss mit einem breiten Grinsen. »Aber ich spreche von den Fünften Spielen. Ich schätze, das war vor etwa dreißig Jahren – lange ehe du der Stolz deiner Mutter warst. Pellin war ein guter Mann.«
    »Waren das die Spiele, an denen du teilnahmst? Am Hof des Verrückten Königs?« fragte der Wachmann.
    Druss nickte. »Ich hatte es nicht vorgehabt. Ich war damals Bauer, aber Abalayn lud mich nach Gulgothir ein, als Mitglied der Delegation von Drenai. Meine Frau Rowena drängte mich, die Einladung anzunehmen, sie glaubte, das Leben in den Bergen würde mich allmählich langweilen.« Er lachte leise. »Sie hatte recht! Wir kamen durch Dros Delnoch, ich erinnere mich noch gut daran. Wir waren fünfundvierzig Wettstreiter, und etwa hundert Mitläufer, Huren, Diener, Übungsleiter. Ich habe heute die meisten Namen vergessen. An Pellin erinnere ich mich – aber er brachte mich auch zum Lachen, und ich fühlte mich in seiner Gesellschaft wohl.« Der alte Mann schwieg gedankenverloren.
    »Wie wurdest du dann Mitglied der Mannschaft?«
    »Ach, das! Die Drenai hatten einen Faustkämpfer namens … ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern. Das Alter nagt an meinem Gedächtnis. Jedenfalls war er ein mürrischer Knabe. Alle
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