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Die drei ??? und die flammende Spur

Die drei ??? und die flammende Spur

Titel: Die drei ??? und die flammende Spur
Autoren: M. V. Carey
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am Zaun zeigte an, daß die Töpferwerkstatt geschlossen war, der Potter jedoch bald zurückkommen werde. Justus fragte sich, ob der Mann nicht schon in dem großen weißen Haus war und nur keine Lust hatte, sich dem üblichen Ansturm der Kunden am Samstagvormittag auszusetzen. Als Justus ihm das Wasser geholt hatte, hatte er tatsächlich elend ausgesehen.
    Justus lehnte sein Fahrrad an den Zaun und trat durch das Tor ein. Der Platz vor dem Haus war mit Steinplatten belegt, und überall standen Tische mit zur Schau gestellten Keramiken, lauter großen Stücken – ausladende Schalen, mächtige Reliefplatten mit Blumen oder Früchten, riesenhafte Vasen, auf denen Vögel in bewegungslosem Flug kreisten.
    »Mr. Potter?« rief Justus.
    Es kam keine Antwort. Die schmalen hohen Fenster des alten Hauses wirkten leer. Der Schuppen, wo der Potter sein Arbeits-material aufbewahrte, war verschlossen. Auf der anderen Stra-
    ßenseite, an der Uferböschung, parkte ein staubiger hellbrauner Ford. Im Wagen saß niemand. Der Besitzer war sicherlich unten am Ufer, beim Windsurfen oder Fischen.
    Die schmale Straße, die von der Autobahn bergan zu Hilltop House führte, war nur wenige Meter hinter dem Grundstück des Töpfers. Justus bemerkte, daß das Tor offenstand. Hilltop House selbst war vom Potter’schen Anwesen aus nicht zu sehen, aber die Stützmauer der Terrasse war für Justus sichtbar.
    Und da stand jemand über die Mauerkante gebeugt. Aus so großer Entfernung konnte Justus nicht feststellen, ob es der Fahrer des Cadillacs war – jener Mann mit dem dunklen, gelockten Haar – oder der eigenartig alterslose Insasse.
    Justus schritt rasch an den Ausstellungsstücken auf den Holzti-schen vorüber und ging zwei niedrige Stufen hinauf, die von einem Paar urnenähnlicher Vasen flankiert waren. Sie waren fast so groß wie Justus selbst. Eine Bordüre doppelköpfiger Adler, Abbilder des Adlers auf dem Medaillon des Potters, lief um jedes der beiden Gefäße. Die Augen in den Köpfen der Vögel leuchteten weiß, und die Schnäbel waren aufgerissen, als krächzten sie sich trotzig und herausfordernd an.
    Der Holzboden der Veranda knarrte unter Justs Tritten. »Mr. Potter?« rief er. »Sind Sie da?«
    Keine Antwort. Justus runzelte die Stirn. Die Haustür war einen Spalt breit geöffnet. Wie Justus wußte, war der Potter nicht sonderlich auf Sicherheit bedacht, was die Keramiken vor dem Haus betraf. Sie waren alle sehr groß und ließen sich nicht einfach wegtragen. Aber Justus wußte auch, daß alles andere, was dem Potter gehörte, stets sicher hinter Schloß und Riegel verwahrt wurde. Wenn die Haustür offen war, mußte der Potter also zu Hause sein.
    Doch als Justus eintrat, war die geräumige Vorhalle leer – so leer eben, wie ein solcher Raum sein kann, wenn er vom Fußboden bis zu der hohen Decke mit Regalen ausgekleidet ist und wenn auf diesen Regalen dicht an dicht Näpfe, Tassen, Teller, Zuckerdosen mit Rahmkännchen, kleine Vasen und bunte Schälchen stehen. Die Keramiken glänzten, säuberlich abgestaubt und geschmackvoll angeordnet, jeder Gegenstand so aufgestellt, daß er besonders gut zur Geltung kam.
    »Mr. Potter?« rief Justus jetzt mit lauter Stimme.
    Nichts war zu hören außer dem Kühlschrank, der in der Küche summte und wieder abschaltete. Justus sah zur Treppe hin und fragte sich, ob er sich wohl in das Obergeschoß vorwagen sollte. Vielleicht war der Potter heimgekehrt und gleich zu Bett gegangen. Vielleicht war er auch ohnmächtig geworden. Dann hörte Justus ein ganz schwaches Geräusch. Irgend etwas im Haus hatte sich gerührt. Zu seiner Linken war eine geschlos-sene Tür. Das war, wie Justus wußte, das Büro des Töpfers.
    Von dort war der Laut hergekommen.
    »Mr. Potter?« Justus klopfte an die Tür.
    Niemand antwortete. Justus legte die Hand auf den Türknauf.
    Er ließ sich leicht drehen, und die Tür ging weit auf.
    Abgesehen von dem Schreibtisch in der Ecke und den Regalen, auf denen Geschäftsbücher und Rechnungsvordrucke lagerten, war das Büro leer. Vorsichtig betrat Justus den Raum. Der Potter betrieb einen gutgehenden Versandhandel. Justus sah Stapel von Preislisten und einen Stoß Auftragsformulare. Ein Karton mit Briefumschlägen stand auf einem Regalbrett.
    Und dann sah Justus etwas, das ihm den Atem stocken ließ.
    Der Schreibtisch war aufgebrochen worden. Auf dem Holz und am Schloß, das den vor den Schubfächern befindlichen Rolladen sicherte, waren frische Kratzer. Eine Schublade war
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