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Die drei Schmiede ihres Schicksals

Die drei Schmiede ihres Schicksals

Titel: Die drei Schmiede ihres Schicksals
Autoren: Adalbert Stifter
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meine außerordentlichste Bewunderung erregte. An der Dickseite des Tisches waren die Fugen der Bohlen, aus denen er gefugt war, damit sie nicht klaffend werden konnten, mit Doppelkeilen gehalten, deren Spitzen gegeneinander gingen. Jeder Doppelkeil war aus einem Stück Holz, und das Holz war rötlich wie das Osterlamm. Mir gefielen diese roten Gestalten in der lichten Decke des Tisches gar sehr. Als dazumal sehr oft das Wort "Konskription" ausgesprochen wurde, dachte ich, diese roten Gestalten seien die Konskription. Noch ein anderes Ding der Stube war mir äußerst anmutig und schwebte lieblich und fast leuchtend in meiner Erinnerung. Es war das erste Fenster an der Eingangstür. Die Fenster der Stube hatten sehr breite Fensterbretter, und auf dem Brette dieses Fensters saß ich sehr oft und fühlte den Sonnenschein, und daher mag das Leuchtende der Erinnerung rühren. Auf diesem Fensterbrette war es auch allein, wenn ich zu lesen anhob. Ich nahm ein Buch, machte es auf, hielt es vor mich und las: "Burgen, Nagelein, böhmisch Haidel." Diese Worte las ich jedesmal, ich weiß es; ob zuweilen noch andere dabei waren, dessen erinnere ich mich nicht mehr. Auf diesem Fensterbrette sah ich auch, was draußen vorging, und ich sagte sehr oft: "Da geht ein Mann nach Schwarzbach, da fährt ein Mann nach Schwarzbach, da geht ein Weib nach Schwarzbach, da geht ein Hund nach Schwarzbach, da geht eine Gans nach Schwarzbach." Auf diesem Fensterbrette legte ich auch Kienspäne ihrer Länge nach aneinander hin, verband sie wohl auch durch Querspäne und sagte: "Ich mache Schwarzbach!" In meiner Erinnerung ist lauter Sommer, den ich durch das Fenster sah, von einem Winter ist von damals gar nichts in meiner Einbildungskraft.
     

Anekdoten über Adalbert Stifter
     

Die gespensternde Katze
    Einst fing der Bertl - wie der junge Adalbert Stifter zu Hause genannt wurde - eine Katze, die auf Zeisenfang ausgezogen war. Da er gerade Lust verspürte, Schabernack zu treiben, machte er nicht viel Federlesens und sperrte sie in den Backofen, der sich hinter dem elterlichen Hause befand. Gegen Abend geschah es , daß die Mutter ahnungslos den Backofen zu schüren begann. In der Nacht fing es hinter dem Hause fürchterlich zu rumoren an. "Da geht war um", sagte der alte Großvater Augustin. "Wird a arme Seel sein", meinte Mutter Stifter, und der Vater nickte dazu. Auch Bertl wurde von dem Spektakel wach. "Jessas, wird doch net die Katz..." sprach's noch nicht aus, schlich sich aus der Kammer, öffnete leise die hintere Tür und befreite das Tier aus seinem höllischen Käfig, es jemand bemerkt hatte.

Die unheimliche Glocke
    Es war an einem Spätherbstabend, als Bertl mit dem großen Türschlüssel der Oberplaner Kirche zuschritt. Wie es überall Brauch ist, so hatten auch dort verläßliche Knaben das Abendläuten zu besorgen. Heute war zum ersten Male der Bertl an der Reihe. Es ging schon gegen Allerheiligen. Arge Dämmerung herrschte, so daß es ihm nicht ganz geheuer war. Er sperrte die Kirchentüre auf, stieg im Halbdunkel die alten steinernen Stufen zur Emporkirche hinan und kam endlich über eine höölzerne Treppe in den Turm, wo er zu läuten begann. Als aber das Brummen der großen Glocke immer stärker wurde, glaubte er aus ihrem Munde die Worte zu vernehmen: "Bum, bum bum..., heut Nacht geht's um ...", und als sich noch gar die geschwätzigere kleine hinzumischte und ihm mit ihrer Fistelstimme: "Heut komm i, heute komm i ..." zurief, überkam ihn das Gruseln. Noch bevor er den letzten Zug am Glockenstrange hätte tun sollen, stürzte er atemlos die Treppe hinunter und in die graue Stille hinaus.

Der schlafende Knecht
    Einmal hatte sich der Knecht Hansjirgl - wie es eben der Brauch ist - auf der Ofenbank ausgestreckt und war eingeschlafen. Als Bertl ihn sah, stach ihn wieder einmal der Haber. Er band dem Manne mit einer Schnur die Füße zusammen, wartete noch eine Weile und rief ihm endlich, hinter einer Ecke versteckt, behutsam zu: "Hansjirgl, Hansjirgl, zur Abendsuppen sollst kommen!" Der Schlaftrunkene erwachte jäh aus seinem Schlummer ujnd kollerte beim ersten Ruck auf den Fußboden. Dort machte er verzweifelte Anstrengung, auf die Beine zu kommen, und rief, da ihm dies nicht gelang, verzagt aus "Jessas, Jessas, is denn der Teifi in meine Füß gefahrn."

Unrichtige Kost
    Schon als kleiner Knabe schweifte Bertl in Wald und Flur seiner Heimat umher, um allerlei Steine, Pflanzen und Getier zu sammeln. Unter diesen waren auch
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