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Die drei Schmiede ihres Schicksals

Die drei Schmiede ihres Schicksals

Titel: Die drei Schmiede ihres Schicksals
Autoren: Adalbert Stifter
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an den Weihnachtstagen 1867 an seinen stillen Tröster richtete, hat Stifter die Feder für immer aus der Hand gelegt: "Meine Leute sagen mir, daß Du in diesen Tagen schon zweimal bei mir warst, und daß sie Dich nicht zu mir hereingelassen haben, weil der Arzt es verboten hat. Ich weiß nicht, haben sie es vergessen, daß ich gesagt habe, daß man Dich immer hereinlasse, oder habe ich vergessen es zu sagen, aber es ist mir sehr peinlich, daß es geschehen ist. Ich bitte Dich also, laß Dir den Gang nicht zuviel werden und komme sehr bald. Ich bin zwar so heiser, daß ich fast nichts reden kann; aber ein Weilchen kannst Du doch bei meinem Bette sitzen, wir reden ein Weniges, und dann gehst Du wieder. Der Arzt sagt, es geht zu Ende, und dann ist alles auf einmal gut..."

Am Grabe des vergessenen Dichters
    Peter Rosegger kam im Jahre 1870 nach Linz und wollte Stifters letzte Ruhestätte aufsuchen.
    "Können Sie mir sagen, wo das Grab des Dichters Adalbert Stifter ist?" fragte er bei Friedhofseingang mehrere des Weges kommende Leute. Aber diese schüttelten den Kopf. Da sah Rosegger einen Totengräber, der gerade beschäftigt war, ein frisches Grab zu schaufeln. Er ging auf ihn zu und wiederholte seine Frage. - "Stifter, ein Dichter soll der g'wesen sein? Meinen S' vielleicht den Schulrat Stifter?" - Rosegger bejahte. - "Ja, da gehen S' zum Eingang zurück und etwas rechts vom Hauptweg ist es dann." Endlich fand Rosegger die letzt Ruhestätte des von ihm so hochverehrten Mannes. Wie aber war er erschüttert, als nur den kahlen Hügel sag, den ein dürftiges kleines hölzernes Kreuz überragte, auf dem zu lesen stand, daß Stifter Schulrat gewesen sei und daß Gott seiner Seele gnädig sein möge. - Auf's tiefste bewegt, verließ Rosegger die traurige Stätte des vergessenen Dichters.

Sonderbare Grabinschrift
    Im Jahre 1872, vier Jahre nach dem Hinscheiden Adalbert Stifters, gelang es Freunden, an deren Spitze sein alter Studiengenosse Sigmund Freiherr von Handel stand, ein Grabmal zu errichten. Es trägt seinen Namen, das Datum seiner Geburt und seines Todes. Nach dem Ableben der Witwe des Dichters im Jahre 1883 geschah es, daß nach deren letztwilliger Verfügung eine Grabplatte mit einem Lorbeerkranze vor dem Denkmal angebracht wurde. Der Inschrift unter diesem metallenen Kranze, die den Ruhm ihres Mannes hätte bezeugen sollen, hatte Frau Amalie folgenden Wortlaut gegeben:
    "Hier ruht die wohlgeborne Frau Amalie
Stifter, geb. Mohaupt, mit ihrem Gatten,
dem k. k. Hofrathe, Ritter des Franz Joseph-
Ordens, Besitzer der großen goldenen Me-
daille für Kunst und Wissenschaft, Ritter
des großherzoglich Sachsen - Weimar'schen
Falken-Ordens, geboren 10. Juli 1811, gestor-
Ben 3. Februar 1883."
    Nur eines vergaß Frau Amalie - daß ihr Mann ein Dichter war.
     
     
     
    * * *
     
    Ende
     
     
     
     
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