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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2
Autoren: Alexandre Dumas
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folgende Worte:
    »Eine Person, die sich mehr für Euch interessiert, als sie sagen kann, wünscht zu wissen, an welchem Tage sie Euch im Walde treffen kann. Morgen erwartet ein schwarzrot gekleideter Bedienter im Gasthof zum ›Goldenen Felde‹ Eure Antwort.«
    »Oh! Oh!« sagte d’Artagnan zu sich selbst, »das ist ein lebhaftes Tempo. Es scheint, Mylady und ich interessieren uns für denselben Patienten. Nun, Planchet, laßt hören, wie befindet sich der Comte de Wardes? Er ist also nicht tot?«
    »Nein, Monsieur, es geht ihm so gut, als es einem mit vier Degenstichen im Leibe gehen kann, denn Ihr habt diesem Edelmann vier ganz tadellose beigebracht, und er ist noch sehr schwach, da er beinahe all sein Blut verloren hat. Lubin erkannte mich nicht und erzählte mir das ganze Abenteuer von Anfang bis zum Ende.«
    »Sehr gut, Planchet, du bist der König der Lakaien. Jetzt steig aufs Pferd, und wir wollen dem Wagen nachreiten.«
    Das dauerte nicht lange. Nach fünf Minuten erblickte man den Wagen, der auf der Straße still hielt, ein reichgekleideter Kavalier befand sich am Kutschenschlag.
    Das Zwiegespräch zwischen Mylady und dem Kavalier war so lebhaft, daß d’Artagnan auf der andern Seite des Wage ns haltmachte, ohne daß jemand, außer der hübschen Zofe, seine Gegenwart bemerkte.
    Die Unterredung fand in englischer Sprache statt, von der d’Artagnan nichts verstand, aber am Ausdruck glaubte der junge Mann zu erkennen, daß die schöne Engländerin sehr erzürnt war. Sie schloß mit einer Gebärde, die ihm keinen Zweifel über die Natur der Unterhaltung ließ, das heißt, mit einem heftigen Schlag mit dem Fächer, so daß dieser in tausend Stücke zersplitterte.

    14
    Der Reiter brach in ein Gelächter aus, das Mylady in Verzweiflung zu bringen schien. D’Artagnan meinte, das sei der geeignete Augenblick, sich bemerkbar zu machen; er näherte sich dem Kutschenschlag, zog ehrfurchtsvoll seinen Hut und sagte: »Madame, erlaubt mir, Euch meine Dienste anzubieten.
    Es scheint mir, dieser Kavalier hat Euch in Zorn gebracht, sprecht ein Wort und ich übernehme es, ihn für seinen Mangel an Höflichkeit zu bestrafen.«
    »Mein Herr«, antwortete sie in gutem Französisch, »mit freudigem Herzen würde ich mich unter Euern Schutz stellen, wenn es nicht mein Bruder wäre.«
    »Oh! Dann verzeiht mir«, sagte d’Artagnan, »Ihr begreift, daß ich das nicht wußte, Madame.«
    »Was hat sich denn dieser Narr in unsere Angelegenheit zu mischen«, rief, sich zum Kutschenschlag herabbeugend, der Kavalier, den Mylady als ihren Bruder bezeichnet hatte.
    »Selbst Narr«, erwiderte d’Artagnan, sich ebenfalls auf den Hals seines Pferdes herabbeugend und durch den
    Kutschenschlag redend.
    Der Kavalier richtete einige englische Worte an seine Schwester.
    »Ich spreche französisch mit Euch«, rief d’Artagnan; »ich bitte Euch also, macht mir das Vergnügen und antwortet mir in derselben Sprache. Ihr seid der Bruder dieser Dame, gut! Aber Ihr seid glücklicherweise nicht mein Bruder.«
    Man hätte glauben sollen, Mylady würde mit weiblicher Ängstlichkeit gleich beim Ausbruch des Streites zu vermitteln suchen, aber sie warf sich im Gegenteil in ihren Wagen zurück und rief dem Kutscher kalt zu: »Fahr nach dem Hôtel!«
    Die hübsche Zofe warf einen unruhigen Blick auf d’Artagnan, dessen gefälliges Aussehen einen bestechenden Eindruck auf sie gemacht zu haben schien.
    Der Wagen fuhr weiter und ließ die beiden Männer einander 15
    gegenüber. Der Engländer machte eine Bewegung, um dem Wagen zu folgen, aber d’Artagnan fiel ihm in die Zügel und hielt ihn zurück.
    »Ei!« sagte er, »Ihr scheint mir noch mehr Narr zu sein als ich, denn es kommt mir vor, als wolltet Ihr vergessen, daß wir eben in Streit geraten waren.«
    »Ah«, sagte der Engländer, »Ihr seid es? Ihr müßt also immer spielen?«
    »Ja, und das erinnert mich daran, daß ich noch eine Revanche zu nehmen habe. Wir wollen sehen, mein lieber Herr, ob Ihr den Degen auch so geschickt schwingen könnt wie den
    Würfelbecher.«
    »Ah! Ah!« entgegnete der Engländer, »Ihr müßt sehen, daß ich keinen Degen bei mir habe. Wollt Ihr gegen einen Unbewaffneten den Tapferen spielen?« – »Ich hoffe, Ihr werdet zu Hause einen besitzen. Jedenfalls habe ich zwei, und wenn Ihr wollt, so würfle ich um einen mit Euch.« – »Unnötig, ich bin hinreichend mit dergleichen versehen.« – »Gut, Monsieur, wählt Euren längsten Degen und zeigt ihn mir heute abend.«
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