Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Titel: Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
hatte eben erst begonnen, und man kam abends noch nicht ohne Feuer aus.
    Seltsam, daß sie nicht mehr den Salzgeschmack der See spürte, denn Meer und Fischgeruch hatten, von der letzten Siebenspanne abgesehen, die fünfzehn Planetenumläufe ihres Lebens bestimmt. Wie schön zu wissen, daß sie für immer mit der See gebrochen hatte. Sie würde nie mehr im Leben einen Stachelschwanz ausnehmen müssen, nie wieder einen Schnitt oder eine Infektion riskieren. Noch konnte sie ihre beschädigte Hand nicht voll einsetzen, aber eines Tages würde sie auch das schaffen. Nichts war unmöglich, jetzt, da sie allen Schwierigkeiten zum Trotz in der Harfnergilde Zuflucht gefunden hatte. Manora hatte ihr versichert, daß die Finger nach und nach ihre alte Gelenkigkeit wiederbekämen. Und ihre Füße heilten bereits jetzt. Der Gedanke, daß sie versucht hatte, vor der Sporenfront davonzurennen, belustigte Menolly nun fast. Dieser Wahnsinnslauf hatte sie nicht nur vor den ätzenden Fäden gerettet; er hatte sie zum Benden-Weyr gebracht, wo sie dem Meisterharfner von Pern begegnet war. Ein ganz neues Leben lag vor ihr.
    Und ihr heißgeliebter Lehrer Petiron war Meister Robintons Vater gewesen? Sie hatte gewußt, daß der alte Harfner eine Menge von seinem Handwerk verstand, aber ihr war nie der Gedanke gekommen, was ein so hochbegabter Mann in der verlassenen Halbkreis-Bucht tat, wo keiner außer ihr seine Musik zu schätzen wußte.
    Wenn nur Yanus, ihr Vater, zugelassen hätte, daß sie bei der Ankunft des neuen Harfners die Gitarre spielte … aber man hatte so sehr befürchtet, daß sie Schande über die Burg am Meer bringen könnte.
    Eines Tages würden ihr Vater und auch ihre Mutter einsehen, daß sie Menolly Unrecht getan hatten.
    Menolly spann die Triumphgedanken weiter, bis Lärm ihre Überlegungen durchdrang. Dunkles Männerlachen und Gesprächsfetzen hingen in der klaren Nachtluft.
    Harfnerstimmen – Tenor, Baß und Bariton in gutmütigem Wettstreit; dazwischen ein quengeliger Tonfall, wie von einem schlechtgelaunten Greis. Beschwichtigend hob sich ein leichter, samtweicher Bariton über das Gezeter, suchte es zu besänftigen. Dann beherrschte die dunklere Stimme des Meisterharfners alle anderen und brachte sie zum Schweigen. Obwohl Menolly nicht verstand, was er sagte, wiegten seine Worte sie in den Schlaf.



Harfner, wohin führt der Weg,
    Der von der Burg sich windet?
    Sag, endet er im Hügelland?
    Sag, schlängelt weiter er sein Band,
    Bis die Abendsonne er findet?
2
    Menolly schreckte kurz hoch, aufgescheucht von einem inneren Ruf, der nichts mit dem Sonnenaufgang auf dieser Seite von Pern zu tun hatte. Sie sah schwarze Nacht und Sterne durch das Fenster, spürte die Feuerechsen, die sich an sie schmiegten, und schlief dankbar wieder ein. Sie war so müde.
    Als die Sonne die Außenfassade des Gebäudevierecks hochgekrochen war, schien sie direkt in Menollys Fenster, die nach Osten hin schauten. Nach und nach erfüllte Helligkeit den Raum, und das Licht und die Wärme weckten sie.
    Sie lag da, immer noch schlaftrunken, und überlegte, wo sie war. Als es ihr wieder in den Sinn kam, wußte sie nicht so recht, was sie nun anfangen sollte. Hatte sie irgendeine allgemeine Weckzeit versäumt? Nein, Silvina hatte ausdrücklich betont, sie solle ausschlafen.
    Als sie die Felldecke zurückschob, hörte sie von draußen einen vielstimmigen Chor. Der Rhythmus war ihr vertraut. Sie lächelte, als sie eine der langen Sagas erkannte, die sie den Kindern in der Burg damals eingebleut hatte. Die Lehrlinge mußten den schwierigen Takt auch immer wiederholen. Das beruhigte sie. Ihre Unterrichtsmethode war also nicht die schlechteste gewesen.
    Als sie die Beine aus dem Bett schwang, biß sie die Zähne zusammen. Sie hatte Angst vor dem Moment, da ihre Sohlen den kalten, harten Steinboden berühren würden. Aber zu ihrem Staunen fühlten sich die Füße nur steif und überhaupt nicht mehr wund an. Menolly warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne stand schon hoch am Himmel; offenbar hatte sie lange geschlafen. Dann lachte sie sich selbst aus. Und ob sie lange geschlafen hatte! Sie befand sich jetzt auf der anderen Hälfte von Pern; immerhin gab es zwischen dem Benden-Weyr und der Gildehalle eine Zeitverschiebung von sechs Stunden. Zum Glück waren die Echsen genauso erschöpft gewesen wie sie, sonst hätte das Hungergeschrei der Kleinen sie längst geweckt. Sie streckte sich, schüttelte das Haar aus und humpelte vorsichtig zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher