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Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Titel: Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang
Autoren: Anne McCaffrey
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nach oben, um die ins Wasser gefallenen Fäden zu fressen, und der größte Teil des Sporenregens war diesmal nahe der Nerat-Bucht niedergegangen. In der Untiefe würde es von Schwärmen nur so wimmeln. Und da Yanus gute Laune zeigte, konnten sich auch die Pächter offen freuen, denn auf ihren Ländereien hatte sich kein einziges Fadenknäuel eingegraben.
    So nahm es nicht wunder, daß sie Menolly baten, ein wenig zu spielen und zu singen. Sie wählte zwei lange Drachen-Sagas und dann das Namen-Lied des Benden-Weyr, damit die Bewohner der Meeres-Burg nicht vergaßen, wie die Drachen und ihre Reiter hießen. Sie überlegte, ob in jüngster Zeit neue Eier in der Brutstätte herangereift waren, von denen man in der abgelegenen Halbkreis-Bucht noch nichts wußte. Aber sie war sicher, daß F’lar darüber mit Yanus gesprochen hätte. Nur – würde Yanus sein Wissen an Menolly weitergeben? Sie war schließlich nicht der Harfner.
    Die Leute wollten noch mehr hören, aber ihre Kehle war wie ausgedörrt. So spielte sie etwas, das alle kannten, und sie grölten den Text mit Stimmen, die rauh von der See und den Stürmen waren. Ihr fiel auf, daß Yanus sie düster beobachtete, obwohl er mit den anderen sang, und sie fragte sich, ob es ihm nicht recht war, daß sie – nur ein Mädchen – Männergesänge spielte.
    Das verbitterte sie, denn sie hatte die gleichen Melodien oft genug gespielt, solange Petiron noch lebte. Sie seufzte über die Ungerechtigkeit. Und überlegte dann, was wohl F’lar gesagt hätte, wenn ihm zu Ohren gekommen wäre, daß in der Halbkreis-Bucht ein Mädchen den Harfner ersetzte. Es hieß allgemein, daß F’lar ein gerechter Mann mit großer Weitsicht war und ein guter Drachenreiter obendrein. Es gab sogar Balladen um ihn und seine Weyrherrin Lessa.
    So sang sie ihm zu Ehren diese Balladen, und die Miene ihres Vaters hellte sich auf. Sie sang weiter, bis sie keinen Ton mehr herausbrachte, und sie wünschte sich sehnlichst, daß jemand sie für eine Weile ablösen würde, aber im Kreis der Pächter gab es keinen einzigen, der auch nur die Trommel schlagen, geschweige denn Gitarre oder Flöte spielen konnte.
    Deshalb erschien es nur logisch, daß Menolly am nächsten Tag mit einem der Kinder Trommelwirbel einübte. Viele der Balladen konnte man zu einfacher Trommelbegleitung singen. Und einer von Soreels beiden Söhnen, die dem Unterricht beiwohnten, besaß Talent genug für das Flötenspiel.
    Aber irgend jemand – bestimmt wieder Sella, dachte Menolly bitter – erzählte Mavi von diesen Versuchen.
    »Hat Yanus dir nicht ausdrücklich verboten, etwas anderes als die Lehrballaden zu spielen?«
    »Aber Trommeln hat doch nichts mit …«
    »Instrumentenlehre ist Aufgabe eines Harfners, nicht deine, mein Kind. Dein Glück, daß der Burgherr draußen bei Nerat fischt sonst hättest du jetzt eine Tracht Prügel mit dem Lederriemen bekommen. Laß also in Zukunft diesen Unfug!«
    »Aber es ist kein Unfug, Mavi. Gestern abend hätten wir so notwendig einen Trommler oder Pfeifer gebraucht …«
    Ihre Mutter hob drohend die Hand; Menolly biß sich auf die Lippen und schwieg.
    »Keine Widerspenstigkeiten, Menolly!«
    Und damit war der Fall erledigt.
    »So – sorg jetzt für die Leuchten, ehe die Flotte einläuft!«
    Diese Aufgabe brachte Menolly, ob sie es wollte oder nicht, zum Zimmer des Harfners. Man hatte es blankgefegt und Petirons persönliche Dinge entfernt. Immer wieder fiel ihr die versiegelte Botschaft auf dem Kaminsims des Archivraums ein. Wenn nun der Meister-Harfner eine Antwort von Petiron erwartete? Wenn er Näheres über den Verfasser der neuen Lieder wissen wollte? Menolly war absolut sicher, daß es in dieser ungeöffneten Nachricht auch um sie ging. Obwohl, was sollte das schon nützen? überlegte sie düster. Dennoch schlich sie oft in die Nähe des kleinen Raumes und warf neugierige Blicke auf das versiegelte Päckchen.
    Der Winter neigte sich seinem Ende zu, und Menolly empfand den Verlust des alten Petiron immer härter. Er war der einzige in der ganzen Halbkreis-Bucht gewesen, der sie je zu irgend etwas ermutigt hatte – und ganz besonders zu den Dingen, die ihr jetzt strikt untersagt waren.
    Es ist nicht so, daß die Melodien im Innern einfach schweigen, wenn man sie nicht mehr spielen darf. Und so hörte Menolly nicht auf, neue Gesänge zu komponieren – ja, sie fand sogar Argumente, um ihr Gewissen zu beruhigen.
    Was Yanus und Mavi am meisten zu ängstigen schien, war der Gedanke,
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