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Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Titel: Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang
Autoren: Anne McCaffrey
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vergessen.
    Der neue Harfner sollte bei seiner Ankunft eine gut vorbereitete Klasse finden; das war sie Petiron schuldig. Die Kinder lernten gern; das war schöner als Fische ausnehmen und einpökeln, schöner als Netze flicken und Köder aufspießen. Außerdem herrschten in diesem Jahr die schlimmsten Winterstürme seit vielen Planetendrehungen, und der Unterricht vertrieb allen ein wenig die Langeweile.
    Wenn die Flotte nicht auslaufen konnte, stapfte Yanus gelegentlich in den Großen Saal und horchte hinüber in den Kleinen Saal, wo Menolly ihre Stunden abhielt. Mit düsterer Miene beobachtete er dann seine Tochter. Zum Glück blieb er nie lange, denn er machte die Kinder nervös. Einmal sah sie, wie sein Fuß im Takt mitwippte; er schnitt eine wütende Grimasse, als er sich dabei ertappte, und ging dann rasch hinaus.
    Drei Tage nach dem Bestattungs-Ritual hatte er eine Schaluppe zur Burg Igen geschickt. Die Besatzung brachte Neuigkeiten heim, die Menolly wenig bedeuteten, den Erwachsenen aber Kopfzerbrechen zu bereiten schienen – etwas über die Weyrführer der Vergangenheit; Dinge, die junge Mädchen nichts angingen, wie es hieß.
    Also kümmerte sich Menolly nicht weiter darum. Die Männer lieferten auch eine Wachstafel ab, die an Petiron gerichtet war und das Siegel des Meister-Harfners trug.
    »Armer, alter Petiron!« seufzte eine der alten Tanten und tupfte sich die Augen trocken. »Er hat sich immer so auf Robintons Botschaften gefreut. Ach ja, nun bleibt das Päckchen wohl verschlossen, bis der neue Harfner eintrifft. Er wird wissen, was damit zu geschehen hat.«
    Es dauerte eine Weile, bis Menolly herausfand, wo die Tafel aufbewahrt wurde: sie hatte einen Ehrenplatz auf dem Kaminsims in der Archivkammer ihres Vaters. Menolly war absolut sicher, daß die Botschaft etwas mit ihr zu tun hatte, mit ihren Liedern, die Petiron dem Meister-Harfner geschickt hatte. Der Gedanke quälte sie so, daß sie eines Tages Mavi fragte, weshalb Yanus das Paket nicht öffnete.
    »Eine versiegelte Nachricht vom Meister-Harfner an einen Toten?«
    Mavi starrte ihre Tochter ungläubig, ja entsetzt an.
    »So etwas würde dein Vater nie wagen. Die Zeilen eines Meister-Harfners sind für Gildeangehörige bestimmt und für niemand sonst.«
    »Mir fiel nur ein, daß Petiron eine Nachricht an Robinton geschickt hatte. Ich meine, vielleicht steht etwas über seinen Nachfolger drin. Das heißt, ich dachte …«
    »Ich jedenfalls werde heilfroh sein, wenn der neue Harfner endlich eintrifft, mein Kind. Mir scheint, dir ist dieser Unterricht in den Kopf gestiegen …«
    Die nächsten Tage lief Menolly mit besorgter Miene umher; sie hatte Angst, daß Mavi ihren Vater überreden könnte, ihr die neue Aufgabe wieder wegzunehmen. Nun, das war nicht gut möglich … aus den gleichen Gründen, die Yanus von Anfang an gezwungen hatten, sie als Lehrerin einzusetzen. Aber es ließ sich nicht leugnen, daß Mavi die unangenehmsten, härtesten und langweiligsten Arbeiten für sie bereit hatte, sobald der Vormittag im Klassenzimmer um war.
    Und Yanus setzte es sich in den Kopf, beinahe täglich im Kleinen Saal zu erscheinen.
    Dann klarte das Wetter auf, und alles drehte sich wieder um den Fischfang. Die Kinder bekamen unterrichtsfrei, weil sie den Seetang einsammeln mußten, den die Flut in die Bucht geschwemmt hatte. Und die Frauen kochten den Saft aus den Stengeln zu einem dicken Brei, der gegen manche Krankheiten gut war.
    Das behaupteten jedenfalls die alten Tanten.
    Aber die fanden in den schlimmsten Dingen etwas Angenehmes und wußten einem die größte Freude durch ihr Gift zu vergällen. Und das Schlimmste am Seetangbrei war der Gestank, dachte Menolly, die das Zeug in den großen Kesseln umrühren mußte.
    Etwas später regnete es Fäden, und die Burgbewohner gerieten wie immer in Panik. Ängstlich zusammengekauert saßen sie in ihren Felskammern, während am Himmel die Drachen mit ihrem Feueratem die Sporen verbrannten. (Menolly sehnte sich danach, diesen Kampf ein einziges Mal selbst mit anzusehen, anstatt immer nur davon zu singen; aber die dicken Mauern und die Fensterläden aus Metall schlossen sie von der Außenwelt ab.)
    Später begleitete sie die Flammenwerfer-Trupps auf ihrer Suche nach Fädenknäueln, die den Drachenreitern entgangen waren und sich unbemerkt in den Boden gefressen hatten. Nicht daß es für die Sporen viel Nahrung im weiten, windgepeitschten Marschland um die Halbkreis-Bucht gegeben hatte. Und die Steinpalisaden,
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