Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
darfst du denn zum Beispiel nicht tun?«, fragte Dodi interessiert.
    Sennar musste nachdenken, denn die Übelkeit vernebelte auch sein Hirn. Nach einer Weile sagte er: »Nun, ich darf weder Dinge aus dem Nichts schaffen, noch das Wesen eines Geschöpfes verändern. Das heißt, ich darf zum Beispiel kein Schwein in einen Vogel verwandeln. Allerhöchstens könnte ich ihm vielleicht das Aussehen eines Vogels verleihen. Zudem darf ich die Elemente zu nichts nötigen, kann es also nicht regnen lassen, wenn Trockenheit herrscht, oder mitten im Winter eine heiße Sommersonne scheinen lassen. Möglich ist mir aber, Regenfälle für eine gewisse Zeit in die Länge zu ziehen oder die Kraft eines Sturmes zu verstärken, und dergleichen mehr.«
    »Und was war mit unserem Kumpan, den du vorgestern gelähmt hast? Also für mich sah das nicht besonders natürlich aus ...«
    »Doch – ich habe nämlich nichts anderes getan, als die Gewalt, die er gegen mich ausüben wollte, auf ihn selbst zu richten. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Dodi legte die Stirn in Falten. »Du hast recht. Das ist ganz schön kompliziert.« »Es können eben nicht alle Zauberer sein«, tröstete Sennar ihn. »Aber was das Wichtigste ist: Ich darf nicht töten mit meinen magischen Fähigkeiten. Ein Leben auszulöschen ist das schlimmste Vergehen gegen die Natur. Nicht zufällig beruhen aber genau darauf viele der geheimen Zauberformeln des Tyrannen. Und das ist auch der Grund, warum sie verboten sind.« »Erklär doch mal genauer! Das interessiert mich brennend«, forderte Dodi ihn auf. Sennar blickte ihn ernst an. »Das sollte es eigentlich nicht. Die Magie des Tyrannen hat nur ein Ziel: die Naturgesetze zu verletzen und umzukehren. Nimm als Beispiel nur die Fammin. Sie entstanden durch die Kreuzung verschiedenster Arten, die durch eine verbotene Zauberformel ins Werk gesetzt wurde. Und das Ergebnis sind blutrünstige Ungeheuer, die nur eins kennen: töten. Verbotene Zauber bringen stets Tod und Zerstörung mit sich, denn niemand verstößt ungestraft gegen die natürliche Ordnung der Dinge. Darüber hinaus beschädigt ein Magier, der ständig verbotene Zauber ausübt, seinen eigenen Geist und bringt das Böse in die Welt.«
    Dodi schien beeindruckt. »Woher weißt du das eigentlich alles?«, fragte er nach einer Weile. »Der Rat der Magier, der Tyrann ... was hat das alles mit dir zu tun?«
    »Nichts, überhaupt nichts. Ich hab nur viel darüber gelesen«, erklärte Sennar ausweichend. Der Schiffsjunge schwieg einige Augenblicke. »Egal wie, jedenfalls schuldest du mir fünf Dinar, Magier«, sagte er dann.
    »Fünf Dinar? Wofür denn?«
    Dodi zeigte ein strahlendes Lächeln. »Na, was ist denn mit deiner Seekrankheit? Ich hab dich zum Erzählen gebracht, und darüber hast du sie ganz vergessen!«
    Sennar lachte und versetzte ihm einen freundschaftlichen Klaps.
    Dodi war ein Plappermaul, und Sennar hörte ihm gern zu. In kurzer Zeit lernte er auf diese Weise alles Wissenswerte über jeden einzelnen Piraten an Deck. Einige hatten angeheuert, um sich einer Verurteilung zu entziehen, andere aus Abenteuerlust, wieder andere, weil sie ihr Hab und Gut im Spiel verloren hatten. Auf diesem Schiff gab es Geschichten und Anekdoten in Hülle und Fülle. Sennar interessierte sich in erster Linie für den Kapitän, dessen Person und Vergangenheit von einem undurchschaubaren Geheimnis umrankt war. Was Dodi ihm erzählte, waren verschiedene widersprüchliche, mit Legenden ausgeschmückte Versionen: Die einen behaupteten, er sei auf See geboren und befahre seit jeher schon die Meere, andere erzählten, eine unglückliche Liebe habe ihn auf das Meer hinausgetrieben, wieder andere schworen, er habe sich aus Überdruss an seinen Mitmenschen vom Leben auf dem Festland abgewandt.
    Die Einzige, die ihm die wahre Gesichte hätte erzählen können, wäre Aires gewesen, doch diese Frau war noch unnahbarer als ihr Vater. Morgens zeigte sie sich auf Deck, nur mit einem dünnen Morgenmantel bekleidet, der bei jedem Schritt den Blick auf ihre langen Beine freigab. Begegnete sie dem Magier, musterte sie ihn mit ihrem typischen, gleichzeitig koketten und spöttischen Lächeln, sodass er nicht mehr wusste, wie ihm geschah. Solch eine Frau hatte er noch nie erlebt: Sie war die Fleisch gewordene Sinnlichkeit, und dabei doch so stark wie ein Mann. In mancher Hinsicht erinnerte sie ihn an Nihal. Doch war Nihal noch einer grünen Frucht vergleichbar, so war Aires reif und ihrer selbst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher