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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
Autoren: Licia Troisi
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uns... « »Sie hat blaues Haar... « »Sie hat die arme Eleusi verzaubert!« »Meinst du wirklich?«
    »Aber ja, siehst du nicht, dass sie immer zusammen stecken?«
    »Vielleicht ist sie ein Spitzel des Tyrannen... «
    »Ich habe meinem Jungen gesagt, wenn ich ihn noch mal mit Jona zusammen sehe, kriegt er ein paar hinter die Ohren.«
    Nihal hatte sogleich gewusst, was nun folgen würde. Das Jahr auf der Akademie hatte sie gelehrt, wie tief Angst die Herzen der Menschen aufwühlen kann.
    »Es wird besser sein, wenn ich dich nicht mehr begleite. Die Leute haben Angst vor mir«, hatte sie bereits zu Eleusi gesagt, als sie Miras Haus verließen.
    »Aber wieso? Das war doch nur, weil du ihnen fremd warst. Lass dich doch nicht so leicht ins Bockshorn jagen, sie werden sich schon an dich gewöhnen ...« Doch auch beim zweiten Mal, als sie eine Frau behandelten, die sich mit einem Messer verletzt hatte, weckte ihre Gegenwart wieder das gleiche Misstrauen, und auch beim dritten und letzten Mal, als sie einen Säugling mit hohem Fieber heilten. Seitdem rief in ihrem eigenen Dorf niemand mehr nach Eleusi, wenn eine Heilerin gebraucht wurde. Um Arbeit zu finden, musste sie nun über die Dörfer im weiteren Umkreis ziehen - und das allein. Anfangs bemühte sich Nihal, so zu tun, als wenn nichts geschehen wäre: Sie begleitete Eleusi zum Markt, ließ sich zusammen mit Jona sehen, doch wohin sie sich auch wandte, von überall her spürte sie die feindseligen Blicke der Dorfbewohner auf sich gerichtet.
    Bald folgten den Blicken Worte. Auch gut gemeinte Bemerkungen, Ratschläge, wenn die Leute Eleusi besser kannten. War Nihal nicht bei ihr, trat man auf sie zu und fragte sie, wer denn diese Fremde eigentlich sei, die sie bei sich aufgenommen hatte. Eleusi erging sich dann in Lobreden auf die Halbelfe, erzählte, mit welchem Mut sie ihren Sohn vor den Wölfen gerettet hatte, wie erstaunlich ihre Fähigkeiten als Magierin seien und allgemein, um welch untadelige, bewundernswerte Person es sich bei ihr handele.
    Doch die Frauen im Dorf ließen sich nicht besänftigen: »Komm zur Vernunft, Eleusi. Du beherbergst da jemanden, den du überhaupt nicht kennst. Was weißt du denn schon von ihr? Sie hat blaue Haare, sie ist eine Hexe, wer weiß, was sie mit ihren Zauberkünsten alles anrichtet.« Und so trug jede etwas zu Nihals Verunglimpfung bei, wusste von Geschehnissen zu berichten, die sie irgendwo aufgeschnappt oder einfach erfunden hatte, Ausmalungen der Geschichte von der bösen Hexe, die sich in die Häuser anständiger Menschen einschlich, um deren Kinder zu rauben. Voller Wut hörte Eleusi zu, und manchmal, auch wenn sie das niemals zugegeben hätte, schlichen sich auch bei ihr Zweifel ein. Sie wusste ja wirklich gar nichts von diesem Mädchen, und es war vielleicht tatsächlich leichtsinnig gewesen, sie mir nichts dir nichts, ohne ihr irgendwelche Fragen zu stellen, bei sich aufzunehmen. Doch die Erinnerung an die verwundete, leblos vor ihrem Pferd am Boden liegende Nihal tilgte sofort alle Zweifel. Sie würde ihre neue Freundin immer in Schutz nehmen, mochte es kosten, was es wollte, denn ein Leben ohne sie konnte sie sich kaum noch vorstellen. Nihal bemühte sich, ihr Leben so normal wie möglich weiterzuführen, doch der Zauber begann zu verfliegen.
    Nun verspürte sie eine innere Unruhe, wie einen unterschwelligen Schmerz, der aus tiefster Seele ans Tageslicht drängte. Sie überlegte, wann sie ihn zum ersten Mal gefühlt hatte: Vielleicht in jenem Augenblick, da sie die Axt geschwungen hatte, oder vielleicht auch, als sie die hasserfüllten Blicke der Leute spürte, die sie doch aufgesucht hatte, um ihnen zu helfen. Sie wusste es nicht. Doch diesen Ruf aus der Ferne hörte sie, einen Ruf, der sie gleichzeitig lockte und erschreckte.
    Eines Tages fiel ihr Blick auf das an der Wand lehnende Schwert. Die Scheide war mit einer dicken Staubschicht überzogen. Sie zog es heraus, drehte es in ihren Händen hin und her und betrachtete das so herrlich gearbeitete Heft. Sie konnte noch die Einschläge von Livons Hammer erkennen, die Ziselierungen, die seine Werkzeuge geschaffen hatten. Lange musterte sie es von allen Seiten. Dann verließ sie das Haus und ging zum Kornspeicher hinüber, wo sie es in eine Ecke legte, damit sie es nicht täglich sehen musste.
    An einem Morgen gegen Ende des Winters ging sie allein zum Markt. Dies geschah nicht zum ersten Mal: Nihal war klar geworden, dass sich Eleusi ein wenig mehr Eigenständigkeit von
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