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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition)
Autoren: Will Adams
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Nest bin?»
    «Sie werden diesen Richardson ausfindig machen», erklärte Sandro. «Sie werden feststellen, ob er wirklich Daniel Knox ist.»
    «Und wenn er es ist?»
    Mit erkennbarem Unbehagen blickte Sandro zu Boden. Doch ein Geräusch zu Boris’ Linken schreckte ihn auf. Er hatte beinahe vergessen, dass Ilja anwesend war. Der alte Mann riss sich noch einmal die Maske herunter, um zu sprechen. Der Ausdruck seines Mundes und seiner Augen spiegelte grausame Entschlossenheit, auch wenn seine Stimme so schwach war, dass Boris sich zu ihm hinunterbeugen musste, um seine Worte zu verstehen.
    «Töten Sie ihn», sagte er.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 2
I
    D er Tigerhai zeigte sich erneut, als Knox und die anderen aus dem Team in drei Meter Tiefe den Dekompressionsprozess abschlossen. Er umkreiste sie mehrmals mit beunruhigendem Interesse, aber dann traf das Schlauchboot ein, um sie aufzunehmen, und das Knattern und Quirlen des Außenbordmotors schien ihn abzuschrecken, denn er kehrte um und glitt davon.
    Die Maritsa tuckerte ihnen gemächlich entgegen, als sie auftauchten. Gewöhnlich hielt sie reichlich Abstand von einer Wrackfundstelle, auch aus Respekt vor den nahen Riffen, doppelt gefährlich infolge der Riesenwellen, die an dieser Küste manchmal wie aus dem Nichts heranrollten, vor allem aber, um es Beobachtern zu erschweren, die Fundstelle im Geist zu markieren. Doch Artefakte von der Größe des Ankers ließen sich am leichtesten mit dem Heckkran bergen, und dafür musste er direkt über dem Fundfeld platziert werden.
    Als Archäologe war Knox es gewohnt, sich reichlich Zeit zu nehmen, um Artefakte vor der Bergung in ihrem archäologischen Kontext zu untersuchen; aber das war hier nicht möglich. Sie hatten die Maritsa nur sechs Wochen zur Verfügung, und danach konnten sie diesen Fundort nicht, wie das an Land möglich gewesen wäre, bis zum nächsten Jahr mit einem Zaun absperren und von Wachpersonal sichern lassen. Jeder skrupellose Schatzsucher mit einer Taucherausrüstung, vielleicht sogar einem Industriebagger hätte freie Bahn. Deshalb mussten sie heraufholen, was möglich war, solange es möglich war.
    Sie kletterten das Fallreep an Steuerbord hinauf, stiegen auf dem Achterdeck aus ihren Anzügen und spritzten sich mit Süßwasser ab. Im auffrischenden Wind flog krachend eine Tür auf, und aus dem Besprechungsraum trat Ricky Cheung, eine seiner übelriechenden Selbstgedrehten zwischen den Lippen. Er war der Leiter dieser Bergungsaktion, ein übergewichtiger Amerikaner mit chinesischen Wurzeln, Mitte fünfzig, der mit seinem ewig verschlafenen Blick stets aussah, als wäre er gerade erst wach geworden. Er blieb einen Augenblick stehen, um auf die zwei Leute zu warten, die ihm folgten – eine hellhaarige Frau mit übergroßer Sonnenbrille und einem Baseballcap und Rickys persönlicher Kameramann Maddow, den alle Maddow the Shadow nannten. Als er Knox bemerkte, winkte er ihm gut gelaunt zu und ging ihm mit seinen zwei Begleitern entgegen. «Der Held der Stunde», verkündete er aufgekratzt. «Tolle Arbeit da unten.»
    «Danke», sagte Knox.
    Ricky nickte und wandte sich der Frau zu. «Das ist der Mann, von dem ich Ihnen erzählt habe, Lucia», sagte er. «Matthew Richardson. Den aber aus irgendeinem Grund alle Danny nennen.» Er sah Knox fragend an. «Wie kommt das eigentlich?»
    «Mein Vater hieß auch Matthew», erklärte Knox mit sorgfältig einstudierter Unbefangenheit. «Also haben sie mich Daniel genannt, um Verwechslungen vorzubeugen.» In Wahrheit war er in den ersten Monaten nach den Athener Ereignissen, nach dem Tod von seiner Verlobten Gaille, die von Michail Nergadse brutal ermordet worden war, so sehr mit sich und seiner Trauer beschäftigt gewesen, dass er oft gar nicht auf seinen neuen Namen reagiert hatte. Einmal hatte Miles – einer der wenigen, die seine Vergangenheit kannten – ihn in seiner Verzweiflung darüber im Büro bei seinem richtigen Namen gerufen und damit die neuen Kollegen zur naheliegenden Frage provoziert. Knox war gezwungen gewesen, aus dem Stegreif eine Erklärung zu liefern. Seine Kontaktmänner beim MI5 hatten bewundernswertes Verständnis gezeigt und seine neuen Personendaten mit dem Zweitnamen Daniel ergänzt. Seitdem war er Daniel, außer bei Geschäftsgesprächen und anderen formellen Anlässen.
    «Muss irre spannend gewesen sein», sagte Ricky. «Ich meine, als ihr da unten auf den Anker gestoßen seid.»
    «Ja», stimmte Knox zu.
    «Die meisten Archäologen
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