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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition)
Autoren: Will Adams
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Mitarbeiter. Bei Bedarf werden Subunternehmer beauftragt. Für den kommenden Herbst hat die Firma eine einmonatige Vermessung des östlichen Schwarzen Meers angesetzt.»
    «Aha», sagte Boris mit einem Blick zu den Verandatüren.
    «Hier habe ich einen Ausdruck ihrer Homepage mit dem üblichen ‹Wir über uns›.» Sandro reichte Boris das Blatt. «Kennen Sie da jemanden?»
    Boris entfaltete das Blatt, acht kleine Fotos junger und etwas älterer Männer, vermutlich die Führungskräfte. Aber die Bilder waren so klein, dass er nicht viel erkennen konnte; auch die Namen und Positionsbezeichnungen sagten ihm nichts. «Tut mir leid», sagte er.
    «Untere Reihe», hakte Sandro nach, «der Zweite von rechts.»
    Boris sah sich das Bild noch einmal an. Ein Mann namens Matthew Richardson. Die Aufnahme war nicht nur klein, sie war obendrein unscharf, wie aus der Bewegung geschossen. Jetzt, während er sie genauer betrachtete, kam ihm der Mann tatsächlich bekannt vor, auch wenn er zunächst nicht sagen konnte, woran es lag. Doch dann ging ihm auf, wen Sandro und Ilja dahinter vermuteten, weil sie ihn sonst bestimmt nicht so eilig hierhergeholt hätten. Eine unangenehme Erinnerung ließ ihn zurückschrecken, und er schüttelte den Kopf.
    «Daniel Knox ist tot», sagte er entschieden. «Er ist an Nierenversagen infolge der Verbrennungen gestorben, die er erlitten hat, als er und Michail …» Er sprach nicht weiter, er wollte den Gedanken nicht zu Ende führen.
    «Das hat man gesagt», stimmte Sandro zu.
    «Warum hätten die Leute lügen sollen?», fragte Boris. Aber er wusste es natürlich. Sie hatten gelogen, um Knox zu schützen, auf den Ilja Nergadse aus Rache für den Tod seines Enkels ein Kopfgeld von fünf Millionen Euro ausgesetzt hatte. Boris atmete einmal tief durch, bevor er das Foto von neuem betrachtete. Keine Frage, eine gewisse Ähnlichkeit war tatsächlich vorhanden. Der Mann auf dem Bild war kahl geschoren und trug einen dünnen Bart, aber das konnte ein Trick von Knox sein, um nicht erkannt zu werden. Doch der Mann hatte seiner Erinnerung nach auch höhere Wangenknochen als Knox, sein Nasenrücken war breiter, er sah dunkler, älter, zorniger aus, insgesamt gefährlicher. Er schüttelte erneut den Kopf, als er den Blick wieder Sandro zuwandte. «Das ist er nicht.»
    «Sind Sie sicher?», fragte Sandro. «Sie sollten nicht vergessen, dass Sie vielleicht nicht der Einzige sind, der sich bei einem plastischen Chirurgen unters Messer begeben hat.»
    «Wie können Sie dann von mir erwarten, dass ich ihn anhand dieses Bildchens da identifiziere?», protestierte Boris. «Ich müsste den Mann persönlich vor mir haben, sehen, wie er sich bewegt, hören, wie er spricht und wie –» Er brach ab, als ihm klar wurde, was er da sagte. «Keine Chance», erklärte er schroff. «Die Europäer haben meine biometrischen Daten. Sie haben meine DNS. Die würden mich gleich bei der Landung festnehmen. Und diesmal käme ich nicht wieder raus.»
    «Beruhigen Sie sich», sagte Sandro. «Wir verlangen ja gar nicht, dass Sie nach Europa zurückkehren. Sie haben ganz recht, es war schwierig genug, Sie das letzte Mal herauszuholen.» Er legte eine kleine Pause ein, um Boris die Gelegenheit zu geben, sich daran zu erinnern, dass er immer noch in seinem elenden Loch in einem griechischen Gefängnis säße, wenn die Nergadses nicht für seine Befreiung gesorgt hätten. «Aber dieser Mann hält sich zurzeit nicht in England auf. Nicht einmal in Europa. Deshalb wollten wir Sie so dringend hier haben. Wir haben es selbst erst heute Morgen erfahren.»
    «Und wo ist er?»
    «Vor der Westküste von Madagaskar», antwortete Sandro, klappte seinen Aktenkoffer wieder auf und entnahm einen dicken weißen Umschlag, den er Boris reichte. «Im Rahmen eines Bergungsprojekts.»
    Die Klappe des Umschlags war nur eingeschoben. Als Boris sie herauszog, schnitt er sich an dem steifen Papier in den Daumen, und der winzige Blutstropfen hinterließ mehrere verschmierte rote Flecke auf den Papieren, die er auf dem Nachttisch ausbreitete: zehntausend Euro in mehreren Bündeln, ein Stapel Zeitungsausschnitte über irgendein chinesisches Schiffswrack; ein Flugschein erster Klasse auf seinen neuen Namen für einen Flug über Istanbul und Johannesburg nach Antananarivo, der madagassischen Hauptstadt; ein weiteres Ticket für einen Flug in eine Provinzstadt namens Morombe, von der er noch nie gehört hatte. «Und was genau erwarten Sie von mir, wenn ich in diesem
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