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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin
Autoren: Linda Howard
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Siana schlug vor, ich sollte das Studio »Blairs bezaubernde Busenbude« nennen, aber ich wollte nicht das falsche Publikum anlocken und auch nicht den Eindruck erwecken, dass wir Schönheitsoperationen durchführen. Mom kam irgendwann auf »Great Bods«, das gefiel uns allen, und so wurde das ehemalige »Halloran’s« umgetauft.
    Für die Umbauten und Renovierung musste ich ganz schön abdrücken, doch als das Studio fertig war, schrie es laut: »Luxus!« Die Spiegel glänzten, die Fitnessgeräte waren vom Allerfeinsten, die Toiletten, Garderoben und Duschen waren komplett erneuert worden, wir hatten zwei Saunas und einen Pool einbauen lassen und die Räume um einen Massageraum erweitert. Ein Great-Bods-Mitglied konnte zwischen Yoga, Aerobic, Tae Bo oder Kickboxen wählen. Wer beim Yoga nicht genug Aggressionen abgebaut hatte, konnte anschließend nach nebenan gehen und Arschtritte verteilen. Außerdem legte ich großen Wert darauf, dass alle meine Angestellten in Erster Hilfe und Herzdruckmassage ausgebildet waren, weil man nie wissen kann, ob sich nicht ein übergewichtiger Schreibtischhocker mit überhöhtem Cholesterinspiegel zu viele Gewichte auf die Hebebank packt, weil er, um seine Sekretärin zu beeindrucken, über Nacht seinen Teenager-Body zurückhaben will, und schon ist es passiert: Er bettelt geradezu um einen Herzinfarkt. Außerdem wirkt so was in einer Anzeige echt professionell.
    Das viele Geld und die Erste-Hilfe-Kurse zahlten sich aus. Schon einen Monat nach der Eröffnung lief das Great Bods wie geschmiert. Die Kundinnen und Kunden konnten für einen Monat oder ein ganzes Jahr Mitglied werden – natürlich mit Rabatt, wenn sie für ein Jahr bezahlten, was nur geschickt ist, weil man sie damit am Haken hat und die meisten von ihnen dann regelmäßig kommen, wenn sie ihr Geld nicht zum Fenster rauswerfen wollen. Viele Autos auf dem Parkplatz machen schon von außen einen guten Eindruck, und wie wichtig der erste Eindruck ist, weiß wohl jeder. So oder so vermehrten sich meine Mäuse wie die Karnickel. Es war ein echt prickelndes Gefühl, vom Scheitel bis runter zu den Legwarmers – die einige Ahnungslose für passé halten mögen, weil sie keinen Dunst haben, wie eine Frau ihre Beine zur Geltung bringen kann. Ganz oben auf der Liste stehen natürlich High Heels, aber Legwarmers kommen gleich dahinter. Ich trage beides. Natürlich nicht gleichzeitig. Also bi-hitte!
    Das Great Bods ist von sechs bis einundzwanzig Uhr geöffnet, sodass die Mitglieder den Besuch problemlos in ihren Tagesablauf einplanen können. Die Yogastunden liefen anfangs nicht so recht, weil sich nur ein paar Hausfrauen eingeschrieben hatten, aber dann bestellte ich beim Studentendienst ein paar knackige, gut aussehende College-Footballer, die ich eine Woche lang gegen Bezahlung mitturnen ließ. Die Hantelstemmer und Tae-Bo-Typen, allesamt kleine Möchtegern-Machos, wollten natürlich auch das machen, was meine jungen gut aussehenden Burschen so in Form hielt, und die Frauen drängten in meinen Kurs, um mit denselben jungen Burschen in einem Raum zu sein. Bis zum Ende der Woche hatten sich die Teilnehmerzahlen vervierfacht. Nachdem die Machos erst gemerkt hatten, wie anstrengend Yoga wirklich ist und wie viel es bringt, blieben die meisten dem Kurs treu – genau wie die Frauen.
    Habe ich erwähnt, dass ich im College auch Psychologie belegt hatte?
    Seither sind ein paar Jahre vergangen: ich bin inzwischen dreißig und stolze Eigentümerin eines erfolgreichen Unternehmens, das mich in jeder Hinsicht auf Trab hält und zugleich einen hübschen Gewinn abwirft. Das rote Cabrio habe ich gegen ein weißes eingetauscht, weil ich nicht mehr ganz so auffallen wollte. Es ist nicht schlau, als junge Singlefrau zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Außerdem wollte ich irgendwann ein neues Auto. Ich liebe diesen Geruch. Ja, ich weiß, ich hätte einen Ford oder so kaufen können, aber Jason hätte sich in den Hintern beißen können, weil ich in einem Mercedes-Cabrio rumfahre und er es nicht darf, da das schlecht für sein Image wäre. Wahrscheinlich wird er mich bis an sein Lebensende um diesen Mercedes beneiden. Hoffentlich.
    Jedenfalls parkte ich das Cabrio nicht vorn auf dem Kundenparkplatz, weil ich nicht wollte, dass der Wagen ständig Schrammen oder Beulen abbekam. Ich hatte stattdessen für die Angestellten auf der Rückseite des Studios einen geteerten Privatparkplatz mit einem eigenen, viel praktischeren Eingang anlegen
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