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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin
Autoren: Linda Howard
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erschreckte wahrscheinlich noch die Kühe im Nachbarort. Sie beschimpfte mich als Miststück, Hure, Schlampe, und das war erst der Auftakt. Die schrillen Beleidigungen wurden immer lauter und lockten praktisch alle im Great Bods an, und ich bin überzeugt, dass sie auf mich eingedroschen hätte, wenn sie nicht genau gewusst hätte, dass ich besser in Form war als sie und sofort zurückgeschlagen hätte, nur ein wenig fester. So gab sie sich damit zufrieden, alles von der Theke am Empfang zu fegen – ein paar Topfpflanzen, die Aufnahmeanträge, einen Becher mit Kugelschreibern – und abzurauschen. Noch in der Tür warnte sie mich, dass ich von ihrem Anwalt hören würde.
    Wunderbar. Leck mich. Meine Anwältin würde ihren Anwalt zum Frühstück verputzen. Siana ist jung, aber gefährlich, und sie scheut nicht davor zurück, mit harten Bandagen zu kämpfen. Das haben wir von unserer Mutter.
    Die Frauen, die sich versammelt hatten, um Nicoles Zornesausbruch zu verfolgen, applaudierten erleichtert, als die Tür hinter ihr zuknallte. Die Männer sahen ihr belämmert hinterher. Ich war sauer, weil Nicole ihren Schrank nicht ausgeräumt hatte, denn das bedeutete, dass ich sie noch mal ins Haus lassen musste, damit sie ihren Kram abholen konnte. Ich war halb entschlossen, Siana zu fragen, ob ich darauf bestehen konnte, dass Nicole ihren Schrank zu einem fest vereinbarten Termin leerte. Dann konnte ich einen Polizisten herbestellen, der erstens bezeugen konnte, dass sie alle Sachen mitnahm, und zweitens einen weiteren Wutausbruch verhindern würde.
    Der Rest des Tages verstrich wie in einem süßen Rausch. Ich war Nicole los! Es störte mich nicht mal, den Saustall zu beseitigen, den sie hinterlassen hatte, denn sie war weg, weg, weg!
    Okay. So viel zu Nicole.
    Und zurück zu jenem Abend und dem Hintereingang und so weiter und so fort.
    Das Licht der Straßenlaterne an der Ecke reichte zwar bis auf den Parkplatz, aber trotzdem lagen überall tiefe Schatten. Es nieselte leicht, und ich fluchte leise vor mich hin, weil der Straßendreck auf mein Cabrio spritzen würde und es außerdem langsam diesig wurde. Regen und Nebel sind keine gute Kombination. Gott sei Dank habe ich keine Locken und muss mir keine Gedanken machen, dass meine Haare bei so einem Wetter verfilzen könnten.
    Schließlich will jede Frau so gut wie möglich aussehen, wenn sie Zeugin eines echten Verbrechens wird.
    Erst nachdem ich die Tür von außen abgeschlossen und mich umgedreht hatte, fiel mir der Wagen in der hintersten Ecke des Parkplatzes auf. Es war ein weißer Mustang. Nicole wartete auf mich, verfluchte Scheiße.
    Augenblicklich angespannt und ein bisschen nervös – immerhin war sie vorhin gewalttätig geworden – trat ich einen Schritt zurück an die Wand, damit sie mich nicht von hinten überraschen konnte. Ich schaute nach links und rechts, weil ich damit rechnete, dass sie irgendwo aus dem Schatten auftauchen würde, aber nichts geschah, weshalb ich wieder auf den Mustang sah und mich fragte, ob sie wohl darin saß und darauf wartete, dass ich wegfuhr. Was würde sie dann tun? Mir nachfahren? Mich von der Straße abdrängen? Mein Auto überholen und auf mich schießen? Zugetraut hätte ich ihr alles.
    In dem Regen und Nebel war es unmöglich festzustellen, ob jemand in dem Mustang saß, aber dann sah ich hinter dem Auto eine Silhouette stehen und erkannte blonde Haare. Ich tastete in meiner Handtasche nach dem Handy und schaltete es ein. Sobald sie auch nur einen Schritt auf mich zu machte, würde ich die Polizei rufen.
    Dann begann sich die Gestalt hinter dem Mustang schwankend zu bewegen, und ein größerer, dunklerer Schatten löste sich von Nicole. Ein Mann. Ach du Scheiße; sie hatte jemanden mitgebracht, der mich zusammenschlagen sollte.
    Ich tippte die ersten zwei Ziffern ein.
    Ein lauter Knall ließ mich hochschrecken. Mein erster Gedanke war, dass irgendwo in der Nähe ein Blitz eingeschlagen hatte. Aber ich hatte keinen Blitz gesehen und spürte auch keine Erschütterung im Boden. Dann begriff ich, dass ich höchstwahrscheinlich einen Schuss gehört hatte, der höchstwahrscheinlich mir gegolten hatte, und ließ mich mit einem panischen Quieken hinter meinem Auto auf alle viere fallen. Eigentlich hatte ich laut schreien wollen, aber aus meiner Kehle kam nur dieses Minni-Maus-Quietschen, das mir unendlich peinlich gewesen wäre, wenn ich mir nicht vor Angst fast in die Hose gemacht hätte. Nicole hatte keinen Schläger mitgebracht;
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