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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin
Autoren: Linda Howard
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Blick zu. »So einen Dingsda-Test. Sie meinen auf Schmauchspuren?«
    »Genau den«, sagte ich. Ja, ich weiß, dass sie sich das Lachen verkneifen mussten, aber manchmal hat das Stereotyp der blöden Blondine auch seine Vorteile. Je weniger bedrohlich ich ihnen erschien, desto besser.
    Tja, Detective MacInnes nahm mich beim Wort. Ein Polizist aus der Spurensicherung kam mit einer Köderbox voller Material anmarschiert und nahm einen Schusswaffenfeuertest vor, indem er meine Handflächen mit Fiberglastupfern abrieb und die Tupfer dann in irgendwelche Chemikalien senkte, die sich angeblich verfärben sollten, falls ich Schmauchspuren an der Hand gehabt hätte. Hatte ich aber nicht. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie meine Hände mit irgendwas einsprühen und dann unter UV-Licht halten würden, aber als ich das dem Spurensicherer vorschlug, meinte er, das sei ein alter Hut. Man lernt doch jeden Tag dazu.
    Nicht, dass MacInnes und Forester danach irgendwie lockerer geworden wären. Sie stellten mir immer neue Fragen – ob ich das Gesicht des Mannes gesehen hätte, was für einen Wagen er fuhr und so fort –, während mein Auto, das gesamte Gebäude und die angrenzenden Grundstücke minutiös untersucht wurden. Erst nachdem nirgendwo so etwas wie nasse Kleidung aufgetaucht war, beendeten sie die Vernehmung, ohne dass ich auch nur ermahnt wurde, nicht die Stadt zu verlassen.
    Ich wusste, dass Nicole aus nächster Nähe erschossen worden war, weil ich den Kerl hinter ihr stehen gesehen hatte. Da sie direkt neben ihrem Auto am anderen Ende des Parkplatzes im Regen lag und ich die einzig absolut trockene Person hier im Raum war – weshalb sie auch nach nasser Kleidung gesucht hatten, nur für den Fall, dass ich mich danach umgezogen hatte –, war ich folglich auch nicht draußen im Regen gewesen und hatte die Tat nicht selbst verüben können. Es gab keine nassen Schuhabdrücke außer denen der Polizisten, die zur Vordertür reingekommen waren; am Hintereingang war alles trocken. Meine Schuhe waren trocken. Meine Hände waren dreckig – was bewies, dass ich sie nicht gewaschen hatte – und meine Sachen verschmutzt. Mein Handy hatte unter dem Auto gelegen, und im Display waren deutlich die Neun und die Eins zu sehen, die bewiesen, dass ich die Polizei rufen wollte. Kurz und gut, was sie sahen, passte zu dem, was ich erzählte, was nie von Schaden ist.
    Ich floh auf die Toilette, wo ich erst ein drängendes Problem löste und anschließend meine Hände wusch. Die Schürfwunde auf meiner Handfläche brannte immer noch, weshalb ich danach in mein Büro ging, um den Erste-Hilfe-Kasten zu holen. Ich quetschte etwas antibiotische Salbe auf die Wunde und deckte sie mit einem überdimensionalen Pflaster ab.
    Ich überlegte, ob ich Mom anrufen sollte, nur für den Fall, dass jemand den Polizeifunk abgehört und sie angerufen hatte, was ihr und Dad einen Mordsschreck eingejagt hätte, aber dann kam ich zu dem Schluss, dass es schlauer wäre, erst die Detectives zu fragen, ob ein Anruf okay war. Ich ging an die Bürotür und schaute kurz raus, aber sie waren alle irgendwie beschäftigt, und ich wollte sie nicht unterbrechen.
    Ganz ehrlich, mein Hintern schleifte vor Erschöpfung fast am Boden. Ich war fix und fertig. Draußen schüttete es wie aus Kübeln, das Rauschen machte mich noch müder und das Blinken der Blaulichter bereitete mir Kopfschmerzen. Die Bullen sahen auch müde aus und elend durchnässt, Regenzeug hin oder her. Am hilfreichsten, entschied ich, war jetzt ein starker Kaffee. Welcher Polizist sagt zu einem Kaffee schon nein?
    Ich mag Kaffee mit Aroma und habe in meinem Büro immer ein ganzes Sortiment an verschiedenen Geschmacksrichtungen stehen, aber meiner Erfahrung nach sind Männer nicht besonders experimentierfreudig, wenn es um Kaffee geht – jedenfalls die Männer im Süden. Ein Mann aus Seattle hat vielleicht nichts gegen einen Kaffee mit Schoko-Mandel- oder Himbeer-Schoko-Aroma einzuwenden, aber hier unten mögen die Männer im Allgemeinen Kaffee, der nach Kaffee und sonst gar nichts schmeckt. Für meine Gäste mit einem Y-Chromosom halte ich stets eine kräftige, aber milde Frühstücksmischung vorrätig, die ich jetzt aus meinem Vorratsschrank holte und in einen Papierfilter löffelte. Ich gab eine winzige Prise Salz dazu, das die natürliche Bitterkeit des Kaffees dämpft, und staubte nur zum Trotz einen knappen Löffel meiner Schoko-Mandel-Mischung oben drüber. Das war so wenig, dass sie es nicht
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