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Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Titel: Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
Autoren: Nora Roberts
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den Booten nach, bis sie hinter dem Horizont verschwunden waren und das Meer leer dalag. Die Schatten waren lang geworden.
    Sie richtete sich auf, blieb in der Hocke und sah zum Himmel auf. „Das ist das erste Mal seit viel zu langer Zeit, dass ich einen ganzen Nachmittag gar nichts getan habe.“ Sie seufzte zufrieden. „Und es war einfach herrlich.“
    Sie stand auf, streckte die Arme in die Luft, drehte sich einmal um die eigene Achse. Und wäre fast über den Rand der Klippen gefallen, hätte er sie nicht zurückgehalten und auf sicheren Boden zurückgezogen.
    „Vorsicht“, sagte er ruhig. Es klang eher wie ein Befehl denn wie ein guter Rat.
    Er hätte durchaus als die Verkörperung des Märchenprinzen durchgehen können, in den Träumen gleich welcher Frau. Oder als dunkler Engel. Sein Haar war schwarz wie eine mondlose Nacht und umspielte locker sein Gesicht. Ein Gesicht mit markanten Konturen, kräftigen Knochen und einem festen Mund, der nicht lächelte. Ein makelloses Bildnis männlicher Schönheit.
    Er war groß. Rowan hatte nur eine Ahnung davon, denn es waren seine Augen, die ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die Augen des Wolfs, den sie gesehen hatte – wachsam und golden, mit durchdringendem Blick, unter Brauen, die ebenso schwarz waren wie sein Haar. Diese Augen blickten jetzt direkt und unablässig in ihre, ließen ihr Blut heißer durch ihre Adern fließen. Sie spürte die Kraft seiner Hände, denn noch immer hatte er sie nicht losgelassen, obwohl sie sowohl Ungeduld als auch Neugier in seiner Miene erkannte.
    „Ich wollte nur … Sie haben mich erschreckt. Ich habe Sie nicht gehört.
    Auf einmal waren Sie einfach da.“ Sie merkte, dass sie sinnloses Zeug daherplapperte, und wand sich.
    Es war seine Schuld, dessen war er sich bewusst. Er hätte sie auf seine Anwesenheit vorbereiten können. Aber wie sie da so gelegen hatte, auf den Felsen, mit diesem verträumten Lächeln auf dem Gesicht, das hatte etwas mit ihm angestellt, dass er nicht mehr überlegt hatte.
    „Sie haben mich nicht gehört, weil Sie geträumt haben.“ Er hob eine schwarze Augenbraue. „Und mit sich selbst gesprochen haben.“
    „Oh. Das ist eine schlechte Angewohnheit von mir, diese Selbstgespräche.“
    „Sind Sie nervös?“
    „Nein, bin ich nicht. War ich nicht, meine ich.“ Himmel, in einer Sekunde würde sie zu zittern anfangen, wenn er sie nicht bald losließ. Es war lange her, dass sie einem anderen Mann als Alan so nahe gewesen war. Und noch länger, seit sie eine solche Reaktion auf die Nähe eines Mannes gespürt hatte. Nein, eigentlich hatte sie noch nie eine solche Reaktion verspürt, nicht so stark, nicht so intensiv, nicht so verwirrend. Und schon gar nicht direkt am Rande einer Klippe.
    „Sie waren also nicht nervös.“ Er ließ seine Finger zu ihren Handgelenken gleiten, dort, wo ihr Puls hämmerte. „Aber jetzt sind Sie es.“
    „Sie haben mich erschreckt, das sagte ich doch schon.“ Es kostete Anstrengung, aber sie sah über ihre Schulter zurück und den Abhang hinunter. „Ich wäre tief gefallen.“
    „Allerdings.“ Er zog sie noch zwei Schritte zurück. „Besser?“
    „Ja, danke … Ich heiße übrigens Rowan Murray. Belinda Malone hat mir ihr Blockhaus für eine Weile überlassen.“ Sie hätte ihm ja gern ihre Hand geboten, aber das war unmöglich, da er immer noch ihre Handgelenke umklammert hielt.
    „Donovan. Liam Donovan“, stellte er sich vor und ließ dabei seine Daumen sanft über ihre Haut kreisen. Was ihren Puls seltsamerweise beruhigte.
    „Sie sind nicht von hier.“
    „So? Bin ich nicht?“
    „Ich meine … Ihr Akzent. Irisch.“
    Als seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen und sich dieses Lächeln auch in seinen Augen widerspiegelte, hätte sie fast aufgeseufzt wie ein Teenager. „Ich komme aus Mayo, aber ich lebe jetzt schon seit fast einem Jahr hier in dieser Blockhütte. Belindas Haus liegt knapp eine halbe Meile entfernt.“
    „Also kennen Sie sie?“
    „Ja, gut sogar. Wir sind sozusagen entfernte Verwandte.“ Er lächelte nicht mehr. Ihre Augen hatten das gleiche Blau wie die wilden Glockenblumen, die auf den sonnigen Lichtungen im Wald wuchsen. Und sie waren völlig klar und ohne Argwohn. „Sie hat mir nichts davon gesagt, dass ich einen Nachbarn zu erwarten habe.“
    „Wahrscheinlich hat sie einfach nicht daran gedacht. Mir hat sie davon ja auch nichts gesagt.“ Rowans Hände waren jetzt frei, auch wenn sie noch immer die Wärme seiner
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