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Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Titel: Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
Autoren: Nora Roberts
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Finger fühlen konnte. Wie unsichtbare Armbänder. „Was tun Sie hier oben?“
    „Das, was ich will. Ihnen wird es genauso ergehen. Es ist mal eine angenehme Abwechslung.“
    „Wie bitte?“
    „Sie haben doch bestimmt schon oft genug Dinge getan, die Sie eigentlich nicht tun wollten, nicht wahr, Rowan Murray?“
    Sie schüttelte sich leicht und steckte die Hände in die Taschen. Die Sonne versank am Horizont, es wurde langsam kühl. Das musste wohl der Grund für den plötzlichen Kälteschauer sein. „In Zukunft werde ich mehr darauf achten, dass ich keine Selbstgespräche führe, wenn ein so leichtfüßiger Nachbar in der Nähe wohnt.“
    „Eine halbe Meile Distanz zwischen uns müsste genug sein. Ich schätze nämlich meine Privatsphäre.“ Er sagte es bestimmt, Rowan schien es, als sagte er es nicht zu ihr, sondern zu jemand anderem, dort in der Dunkelheit des Waldes. Dann glitt sein Blick wieder zu ihrem Gesicht zurück, blieb darauf haften. „Und ich werde Ihre nicht stören.“
    „Ich wollte nicht unhöflich erscheinen.“ Sie versuchte zu lächeln, wünschte, sie hätte nicht so brüsk und abweisend mit ihm gesprochen. „Ich habe bisher immer in der Stadt gelebt. Da gab es so viele Nachbarn, dass ich sie überhaupt nicht wahrgenommen habe.“
    „Das passt gar nicht zu Ihnen.“
    „Wie?“
    „Die Stadt. Das Leben in der Stadt passt nicht zu Ihnen. Sonst wären Sie nicht hier, oder?“ Und was, zum Teufel, ging ihn das an, ob es zu ihr passte oder nicht? Sie bedeutete ihm nichts, bis er etwas anderes beschloss.
    „Ich … ich brauchte nur eine kleine Auszeit.“
    „Da sind Sie hier gerade richtig. Finden Sie den Weg zurück?“
    „Zu der Hütte? Ja, natürlich. Ich muss nur dem Flusslauf folgen und rechts abbiegen.“
    „Bleiben Sie nicht mehr zu lange.“ Er drehte sich um und begann den Abstieg, drehte sich nur noch einmal kurz zu ihr um, um sie anzusehen.
    „Die Nacht fällt hier schnell ein, und im Dunkeln verläuft man sich leicht, wenn man sich nicht gut genug auskennt.“
    „Ja, ich werde bald zurückgehen. Mr. Donovan … Liam …“
    Er hielt wieder an, Ungeduld flackerte in seinem Blick auf. „Ja?“
    „Ich habe mich nur gefragt … Wo ist Ihr Hund?“
    Sein Lächeln kam so spontan, so strahlend und so ehrlich amüsiert, dass sie automatisch zurücklächelte. „Ich habe keinen Hund.“
    „Aber ich dachte … Gibt es hier noch andere Blockhütten in der Nähe?“
    „Nicht im Umkreis von drei Meilen. Hier gibt es nur uns, Rowan, und die Wälder und was in ihnen lebt.“ Er sah den beunruhigten Blick, den sie zum Waldrand hin warf. „Hier droht Ihnen keine Gefahr. Genießen Sie Ihren Spaziergang und den Abend. Und Ihre freie Zeit.“
    Bevor Rowan noch ein Grund einfiel, Liams Weggehen weiter hinauszuzögern, hatte der Schatten der Bäume ihn verschluckt. Erst jetzt fiel ihr auf, wie schnell die Dämmerung hereingebrochen, wie plötzlich der scharfe Wind aufgekommen war. Ihren Stolz aufgebend, eilte sie die Felsen hinunter und rief nach ihm.
    „Liam! Warten Sie eine Minute! Ich laufe ein Stück mit Ihnen …“
    Doch sie hörte nur das Echo ihrer eigenen Stimme. Mit trockener Kehle lief sie zu der Stelle, wo sie ihn hatte verschwinden sehen, aber da war keine Spur mehr von ihm.
    „Nicht nur geräuschlos“, murmelte sie in sich hinein, „sondern auch schnell. Na schön.“ Um sich zu wappnen, atmete sie tief durch. „Es gibt nichts hier im Wald, das nicht auch vorhin schon hier gewesen wäre, als es noch hell war. Also geh jetzt einfach den gleichen Weg zurück, den du gekommen bist, und hör auf, dich wie eine Närrin zu fürchten.“
    Doch je tiefer Rowan in den Wald hineinging, desto düsterer und bedrohlicher wurden die Schatten. Dünner Nebel tanzte über dem Waldboden, und sie hätte schwören mögen, dass sie leise Musik hörte – wie Glockentöne. Oder Lachen. Es harmonierte mit dem Murmeln und Rauschen des Wassers, passte zu dem Pfeifen und Seufzen des Windes.
    Wie eine Melodie.
    Das muss ein Radio sein, dachte sie. Oder ein Fernseher. Wenn es so still war, konnte man Klänge meilenweit hören. Wahrscheinlich hatte Liam Musik in seiner Hütte angestellt. Seltsam nur, dass der Klang direkt vor ihr zu sein schien, also aus Richtung ihres eigenen Blockhauses kam. Nun, der Wind spielte ihr wahrscheinlich einen Streich und trug die Klänge herüber.
    Der erleichterte Seufzer, den sie ausstoßen wollte, als sie schließlich an der letzten Flussbiegung ankam, blieb
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