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Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Titel: Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
Autoren: Nora Roberts
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Range Rovers, die Finger so fest um das Lenkrad geklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Sie war allein. Absolut allein.
    Das war es doch, was sie gewollt hatte. Was sie gebraucht hatte. Wofür sie sich seit Monaten angetrieben hatte, um es zu erreichen. Seit sie das Angebot bekommen hatte, die Hütte zu nutzen. Ein Angebot, das sie ergriffen hatte, als sei es der rettende Ast, an den sie sich klammern konnte, während sie Gefahr lief, im Treibsand zu versinken.
    Und jetzt, da sie endlich an diesem Ziel angekommen war, konnte sie es nicht einmal über sich bringen, aus dem Wagen auszusteigen.
    „Du bist eine Närrin, Rowan.“ Sie flüsterte es vor sich hin, lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. „Ein regelrechter Feigling.“
    Sie saß da, sammelte ihre restlichen Energien. Eine kleine, zierliche Frau mit heller Haut, deren rosiger Schimmer verloren gegangen war. Das glatte Haar hatte die Farbe von polierter Eiche und war zu einem dicken Zopf zusammengebunden, damit es nicht störte, auch wenn der Zopf lange nicht mehr so straff saß wie anfangs noch. Die Nase war gerade und fein geschnitten, die Lippen eine Spur zu voll für das herzförmige zarte Gesicht. Ihre Augen, jetzt müde von den langen Stunden hinter dem Steuer, waren von einem tiefen Dunkelblau, mit dichten, langen Wimpern und leicht mandelförmig.
    Elfenaugen, wie ihr Vater immer sagte. Als sie daran dachte, traten ihr Tränen in die Augen.
    Sie hatte ihn enttäuscht. Wie auch ihre Mutter. Die Schuld lastete unendlich schwer auf ihrem Herzen. Sie war nicht in der Lage gewesen zu erklären, zumindest nicht klar, nicht verständlich genug, warum sie den Weg nicht weitergehen konnte, den die beiden mit so viel Sorgfalt und Umsicht für sie vorbereitet und geebnet hatten. Jeder Schritt, den sie auf diesem Weg gegangen war, war eine Qual gewesen und hatte sie weiter und weiter von dem Ort fortgeführt, an dem sie sein wollte. Wo sie sein musste.
    Was sie sein musste.
    Also war sie davongerannt. Oh nein, nicht wirklich natürlich. Sie war viel zu vernünftig, um sich wie ein Dieb in der Nacht davonzustehlen. Sie hatte Pläne gemacht, war systematisch Schritt für Schritt vorgegangen. Aber unterm Strich kam das Gleiche heraus: Sie war davongelaufen, von zu Hause, vor ihrem Beruf, vor ihrer Familie. Vor der Liebe, die sich ihr wie eine Schlinge um den Hals gelegt hatte und ihr die Luft zum Atmen raubte.
    Hier, so hatte sie sich versprochen, würde sie Zeit und Muße finden, um über alles in Ruhe nachzudenken. Um wieder atmen zu können und Entscheidungen zu treffen. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, würde sie sogar begreifen, warum sie nicht das annehmen konnte, was die anderen für sie wollten. Und sollte sie am Ende zu dem Schluss kommen, dass die anderen recht und sie unrecht gehabt hatten, dann würde sie eben damit umgehen müssen. Aber die nächsten drei Monate gehörten vorerst ihr, ihr allein, damit sie sich in Ruhe entscheiden konnte.
    Rowan öffnete die Augen wieder und sah sich um. Und langsam entspannte sie sich. Es war so schön hier draußen. Die hohen, majestätischen Bäume, die sich in den Himmel reckten und in der lauen Brise raschelten, das zweigeschossige Blockhaus, in das abgeschiedene sanfte Tal geschmiegt, das kleine Flüsschen, das sich silbern durch die Wiesen nach Westen schlängelte.
    Das Blockhaus selbst schimmerte wie dunkles Gold im Sonnenlicht.
    Glattes Holz, blinkende Fenster. Die schmale Veranda sah einladend aus, wie geschaffen dafür, die Morgen und Abende dort zu sitzen und zu faulenzen. Von ihrem Platz im Wagen aus glaubte Rowan, die ersten grünen Spitzen von Frühlingsblumen aus dem Boden brechen zu sehen.
    Diese Mutigen werden nur herausfinden, dass es noch zu kalt ist, dachte sie. Belinda hatte ihr geraten, sich Flanellschlafanzüge zu besorgen, weil der Frühling in diesem Winkel der Welt erst sehr spät Einzug hielt.
    Nun, wie man ein Feuer im Kamin entfachte, das wusste sie. Sie sah zu dem gemauerten Kamin auf dem Dach empor. Wie oft hatte sie in ihrem Elternhaus direkt neben dem lustig prasselnden Feuer im Wohnzimmer gesessen. Es war ihr Lieblingsplatz gewesen, weil dort die feuchte Kälte der Stadt nicht hinreichte.
    Sobald sie ausgepackt hatte, würde sie ein Feuer machen. Sozusagen, um sich selbst willkommen zu heißen.
    Etwas beruhigter öffnete sie die Wagentür und stieg aus. Mit ihren schweren Stiefeln trat sie auf einen trockenen Ast, der auf dem Boden lag.
    Er
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