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Die Donovans 3: Das geheime Amulett

Die Donovans 3: Das geheime Amulett

Titel: Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Autoren: Nora Roberts
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um ihre Pflanzen und Kräuter kümmern, wenn sie diese innere Unruhe verspürte.
    Die Brise vom Meer her würde die Ruhelosigkeit verscheuchen, dessen war sie sicher. Sie hielt ihr Gesicht in den Wind. Ein schöner, langer Spaziergang, und dann würde sie auch die Ausgeglichenheit wiederfinden, den Frieden und die Ruhe, die zu ihrem Leben gehörten wie das Atmen.
    Unter anderen Umständen hätte sie ihren Cousin und ihre Cousine angerufen und vorgeschlagen, etwas zusammen zu unternehmen. Aber Morgana hatte es sich bestimmt schon mit Nash gemütlich gemacht.
    Außerdem brauchte sie in diesem späten Stadium der Schwangerschaft so viel Ruhe wie möglich. Und Sebastian war noch nicht von seiner Hochzeitsreise zurück.
    Es hatte Ana noch nie gestört, allein zu sein. Sie genoss die Einsamkeit der Bucht, den Strand, das leise Geräusch der Wellen, wenn sie gegen die Steine schlugen, die Schreie der Möwen, die sich fast wie Lachen anhörten.
    So wie sie auch das Lachen des Kindes genossen hatte. Und das des Mannes, das der Wind am Nachmittag zu ihr herübergetragen hatte. Ein schöner Laut. Es war nicht nötig gewesen, dabei zu sein, um sich darüber zu freuen.
    Jetzt, während die Sonne langsam versank und den Horizont in glühende Farben tauchte, spürte Ana, wie die Ruhelosigkeit verflog. Wie hätte sie etwas anderes fühlen können als Harmonie, hier, allein, während sie den Zauber des ausklingenden Tages beobachtete?
    Sie kletterte auf ein Stück Treibholz, einen dicken Baumstamm, nahe genug am Wasser, dass die feine Gischt ihr Gesicht benetzte. Abwesend fühlte sie den Stein in ihrer Jackentasche und nahm ihn hervor, rieb ihn zwischen den Fingern, während sie der Sonne zusah, die wie ein glühender Ball im Meer versank.
    Der Stein in ihrer Hand wurde warm. Ana sah auf das kleine Juwel herab, dessen perlmutterner Glanz in der Dämmerung erstrahlte.
    Mondstein. Sie lächelte über sich selbst. Mond-Magie. Schutz für den nächtlichen Wanderer. Eine Hilfe zur Selbstanalyse. Und natürlich ein Talisman, dem Kräfte innewohnten, die der Liebe förderlich waren.
    Welche von diesen Eigenschaften wohl heute Abend wichtig war?
    Noch während sie über sich selbst leise lachte und den Stein wieder in ihre Tasche gleiten ließ, hörte sie, wie ihr Name gerufen wurde.
    Da kam auch schon Jessie auf sie zugerannt, den tapsigen Welpen auf den Fersen. Und ihr Vater, etliche Meter hinter ihr, so als zögere er, näher zu kommen. Ana überließ sich einen Moment der Frage, ob die überschäumende Energie und Offenheit des Kindes den Vater vielleicht umso distanzierter wirken ließen.
    Sie kletterte von dem Baumstamm herunter und breitete die Arme aus.
    Es war das Natürlichste der Welt, dass Jessie sich von ihr auffangen und im Kreis herumwirbeln ließ. „Hallo, Sonnenschein. Suchst du mit Daisy etwa nach Elfenmuscheln?“
    Jessies Augen wurden groß. „Elfenmuscheln? Wie sehen die denn aus?
    „Genauso, wie man sie sich vorstellt. Entweder bei Sonnenaufgang oder -Untergang. Nur dann kann man sie finden.“
    „Mein Daddy hat gesagt, dass Elfen im Wald leben und sich meistens verstecken, weil die Menschen nicht so genau wissen, wie man mit ihnen umgehen muss.“
    „Das stimmt.“ Sie lachte und stellte das Mädchen wieder auf die Füße.
    „Aber Elfen mögen auch das Wasser und die Berge.“
    „Ich würde zu gern mal eine kennenlernen, aber Daddy sagt, dass sie fast nie mit Menschen reden, weil niemand mehr so richtig an sie glaubt.
    Nur Kinder.“
    „Das kommt daher, weil Kinder der Magie noch so viel näher sind.“ Ana schaute auf, während sie sprach. Boone war zu ihnen getreten, und die Sonne, die hinter seinem Rücken unterging, warf dunkle Schatten auf sein Gesicht, die bedrohlich und gleichzeitig sehr anziehend wirkten. „Wir sprachen gerade von Elfen“, teilte sie ihm mit.
    „Ich hab’s gehört.“ Er legte eine Hand auf Jessies Schulter. Auch wenn die Geste sehr unaufdringlich war, die Bedeutung war unmissverständlich.
    Mein.
    „Ana sagt, dass es hier am Strand Elfenmuscheln gibt und dass man sie nur bei Sonnenaufgang oder -Untergang finden kann. Wirst du eine Geschichte darüber schreiben?“
    „Wer weiß?“ Das Lächeln, das er seiner Tochter schenkte, war warm und voller Zärtlichkeit. Als sein Blick jedoch über Ana fuhr, rann ihr ein Schauer über den Rücken. „Wir haben Ihren Abendspaziergang gestört.“
    „Nein.“ Gereizt zuckte Ana die Achseln. Sie wusste genau, was er meinte: Sie hatte seinen
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