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Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers

Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers

Titel: Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
Autoren: Nora Roberts
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der Hand, musste er sich erst durch den Wall von Trauer und Angst arbeiten. Ohne die Konzentration zu verlieren, ließ er die Visionen der weinenden Mutter, den Teddy an sich gedrückt, zurück, die des Vaters, der mit leerem Blick daneben stand und seine Frau hielt.
    Diese Gefühle waren stark. Angst, Wut, Verzweiflung. Aber noch stärker war die Liebe. Doch auch sie blendete er aus, als er tiefer ging.
    Er sah. Mit den Augen des Kindes.
    Ein hübsches Gesicht, Roses Gesicht, das sich über das Bettchen beugte. Ein Lächeln, sanfte Worte, zärtliche Hände. Liebe. Dann ein anderes Gesicht, das eines Mannes, jung, freundlich. Unbeholfene Hände, rau, mit Schwielen. Aber auch hier die Liebe, anders als bei der Mutter, aber genauso stark. Ehrfurcht und Erstaunen lag darin enthalten. Und …
    Sebastian verzog die Lippen zu einem Lächeln. Der Wunsch, das Warten darauf, endlich Fangen im Garten spielen zu können.
    Die Bilder verflüchtigten sich, machten Platz für andere. Weinen in der Nacht, formlose Ängste, vertrieben von starken Händen und beruhigenden Worten. Hunger, gesättigt von süßer Muttermilch. Freude an Farben, Formen und Geräuschen, an der Wärme der Sonne.
    Gesund und robust. Ein Körper, der die erstaunlichen Riesenschritte des Wachstums im ersten Jahr durchlebt.
    Der erste Schmerz. Überraschend, erschreckend, in Kiefer und Gaumen.
    Der Trost, auf dem Arm gehalten und gewiegt zu werden, das leise Summen der Mutter zu hören.
    Noch ein Gesicht, freundlich, eine andere Art von Liebe. Mary Ellen, die den gelben Teddybären tanzen lässt. Lachen, glückliches Quietschen, als vorsichtige Hände ihn hoch in die Luft halten, ein weicher Mund, der laute, kitzelnde Küsse auf seinen Bauchnabel presst.
    Schlaf. Leichte Träume. Sonnenlicht, sanft wie ein Kuss. Frieden.
    Absoluter Frieden.
    Dann die Störung. Verwirrung. Die Lungen, die sich mit Luft füllen, um zu schreien. Die fremde Hand, die sich auf den Mund legt, um den Schrei zu ersticken. Der unbekannte Geruch. Das Gesicht, nur kurz gesehen …
    Sebastian strengte sich an, um dieses Gesicht in Erinnerung zu behalten.
    Weggetragen werden, viel zu fest gehalten, in ein Auto auf die Rückbank gelegt. Im Auto riecht es nach Essensresten und verschüttetem Kaffee und dem Schweiß eines Mannes.
    Sebastian sah es, fühlte es, während ein Bild in das nächste überging.
    Es entstanden immer größere Lücken, als die Angst und die Tränen des Kindes ihn in einen erschöpften Schlaf sinken ließen.
    Aber er hatte gesehen. Und er wusste, wo er anfangen musste.
    Um Punkt zehn schloss Morgana den Laden auf. Luna, die große weiße Katze, schlüpfte an ihr vorbei und ließ sich mitten im Raum nieder, um sich ausgiebig zu pflegen. Morgana ging sofort hinter den Tresen und überprüfte die Kasse. Dabei stieß sie mit dem Bauch an die Glasvitrine, und sie lächelte in sich hinein.
    Sie wurde immer ausladender, und sie liebte es. Liebte die Vorstellung, dass sie das Leben in sich trug, das sie und Nash zusammen geschaffen hatten. Sie konnte es kaum abwarten, bis das Kind endlich kam.
    Gerade heute Morgen hatte ihr Mann zärtliche Küsse auf die beeindruckende Rundung gepresst, dann war er zurückgezuckt, die Augen groß vor ehrfürchtigem Erstaunen.
    „Morgana, das ist ein Fuß!“ Er hatte die Hand über die kleine Erhöhung gelegt. „Ich kann praktisch die Zehen zählen!“
    Solange es fünf sind, dachte sie jetzt und lächelte, als die Glöckchen an der Tür anschlugen.
    „Sebastian!“ Freudig streckte sie ihm beide Arme entgegen. „Du bist zurück.“
    „Ja, seit zwei Tagen.“ Er nahm ihre Hände, küsste sie herzhaft und hielt sie dann von sich ab, um sie zu betrachten. „Himmel, du wirst immer runder!“
    „Ja, ist das nicht wunderbar?“ Sie strich zufrieden über ihren Leib.
    Die Schwangerschaft hatte ihrer Sinnlichkeit keinen Abbruch getan.
    Wenn überhaupt, dann hatte sie sie eher noch verstärkt. Morgana strahlte von innen heraus. Das lange schwarze Haar fiel ihr über den Rücken und über ein auffallend rotes Kleid, das den Blick auf Aufsehen erregende Beine freiließ.
    „Ich brauche dich gar nicht zu fragen, ob es dir gut geht“, meinte Sebastian. „Man sieht es dir deutlich an.“
    „Dann kann ich ja dich fragen. Ich habe schon gehört, dass du in Chicago aufgeräumt hast.“ Sagte es und lächelte dabei, aber in ihrem Blick lag Sorge. „War es schwierig?“
    „Ja. Aber es ist erledigt.“ Bevor er mehr erzählen konnte, schlenderten
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