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Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Titel: Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)
Autoren: Karin Koenicke
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aufgebaut waren. „Komm, da gehen wir jetzt rein. Und spuck den Kaugummi aus!“
    Missmutig trottete Annika hinter ihrer Mutter ins Geschäft.
    Nach einer halben Stunde Einzelhaft in einer engen Umkleidekabine durfte sie endlich wieder raus ans Tageslicht. Mama schwenkte stolz die Tüte mit dem neuen Hosenanzug. „Na siehst du, war doch gar nicht so schlimm.“
    „Können wir jetzt heimgehen?“, brummte Annika nur und stopfte sich einen frischen Streifen Kaugummi in den Mund. „Ich hab noch Handball-Training.“
    „ Das klingt, als sei Einkaufen eine grausame Folterstrafe! Ich muss nur noch dort was abholen.“ Sie deutete auf das Haushaltswaren-Geschäft. „Ich hab mir eine Kuchenplatte zu unserem Service bestellt. Kommst du mit?“
    Annika stöhnte. Ein ganzer Laden voll mit Küchenschnickschnack? „Nö, ich schau hier noch ein bisschen herum.“
    „Wie du meinst. Bin gleich zurück“, flötete Mama und verschwand in den Laden.
    Annika spazierte den Gehweg entlang. Wenn es hier in der Straße wenigstens ein paar Sportartikel gegeben hätte! Aber nein, nur so langweiliges Zeug wie Schuhläden und Juweliere. Sie blieb bei einem abgestellten Motorrad stehen. Schicke Maschine! So eine könnte ihr auch gefallen. Sie berührte das weiche Leder des Sitzes. In ein paar Jahren, wenn sie einen Führerschein hätte, würde sie sich auch ein Motorrad zulegen, in rot natürlich.
    Ihr Kopf fuhr jäh herum, als sie jemanden aufgeregt schreien hörte. An der Eingangtür des Juweliergeschäftes polterte es. Ein Mann in Schwarz stürmte heraus und stieß zwei Fußgänger grob zur Seite. Der Ladeninhaber hielt sich am Türrahmen fest. „Haltet ihn!“, rief er mit bebender Stimme. „Haltet ihn auf!“
    Annikas Hände klammerten sich vor Schreck um den Lenker. Mit aufgerissenen Augen starrte sie auf den vermummten Mann, der in ihre Richtung lief. Das war der Räuber!
    Er war ins Straucheln geraten, fing sich jedoch schnell wieder und setzte seine Flucht fort. Der Mann hatte einen Beutel unter den Arm geklemmt und rannte schnurstracks auf Annika zu. Sie schnappte nach Luft. War dieses Motorrad, an dem sie sich immer noch festklammerte, sein Fluchtfahrzeug?
    „ Weg von meiner Maschine!“, schrie er ihr entgegen. „Hau ab!“ Den Zündschlüssel hielt er bereits in der Hand. Im Laufen sah er sich um, aber niemand der Herumstehenden machte Anstalten ihn aufzuhalten.
    Oh Gott, was sollte sie tun! Sie musste schnell weg hier, aber vorher…
    Ihr war da gerade eine Idee gekommen.
    Einen Augenblick später sprang sie zur Seite und suchte Schutz hinter einem Lieferwagen. Mit hämmerndem Herzen beobachtete sie, was nun passierte. Der Räuber sprang aufs Motorrad und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Lange Sekunden verstrichen.
    „Verdammter Mist!“, brüllte er und drehte weiterhin verzweifelt an der Zündung herum.
    „ Da, dort drüben ist er!“
    Zwei Polizisten kamen um die Ecke gerannt und zogen im Laufen ihre Waffen. Das Motorrad war immer noch nicht angesprungen.
    „Hände hoch!“ Breitbeinig standen die beiden da und zielten mit ihren Pistolen auf den Räuber.
    Laut fluchend stieg dieser ab.
    „Annika, um Himmels willen, was ist passiert? Wieso stehst du hier mitten unter den Schaulustigen?“ Mama war plötzlich aufgetaucht.
    Ein älterer Wichtigtuer klärte sie auf. „Der Juwelier wurde überfallen, stellen Sie sich das mal vor! Aber der Täter konnte nicht flüchten, das Motorrad sprang nicht an, ist das nicht ein unglaublicher Zufall?“
    Sie zog Annika zur Seite. „Komm, genug Aufregung für heute. Wir kaufen uns irgendwo ein Eis.“
    Annika ließ sich bereitwillig von ihr wegführen. Ihre Mutter musterte sie aufmerksam. „Ziemlich blass um die Nase siehst du aus. War wohl doch ein Schock, du warst ja ganz nah dran. Aber zumindest hast du endlich den Kaugummi ausgespuckt.“
    „Ja“, sagte Annika nur und sah sich noch ein letztes Mal zum Motorrad um. Der Schlüssel steckte schief im Zündschloss, nur zur Hälfte. Irgendwas war wohl im Weg gewesen.
    Annika grinste. Der Kaugummi-Streifen hatte einen guten Dienst erwiesen! Die Polizisten standen noch immer herum, hielten den Täter fest, sprachen eifrig in ihre Funkgeräte.
    Ob die sich auch für gebrochene Versprechen interessierten?
    „ Ich denke nicht“, sagte Annika zu sich selbst, wickelte einen frischen Streifen aus der Alufolie und steckte ihn lächelnd in den Mund.

5. Pfifferlinge und ein Verdacht

Eine Neue im Wanderverein! Diese hübsche
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