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Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Titel: Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)
Autoren: Karin Koenicke
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seine Frau drückte ihm den Umschlag in die Hand, als er heimkam.
    Frank Katropp wunderte sich. Normalerweise kam die Post in seine Baufirma.
    Auf dem Weg nach oben riss er das Kuvert auf. Ein Foto fiel ihm entgegen, er selbst in enger Umarmung mit Chantal, seiner Geliebten.
    Um Himmelswillen!
    Er sperrte sich im Badezimmer ein und las den Brief. „Katropp, der nächste Brief geht an Ihre Frau! Außer wir einigen uns auf eine Zahlung…“ Dazu eine Handynummer.
    Verflucht!
    Katropp schlug wütend auf seine Knie. Wenn seine Frau von sexy Chantal erfuhr, reichte sie die Scheidung ein und er war das Unternehmen los.
    „ Schatz, was machst du denn oben?“, hörte er sie rufen. Er steckte das Kuvert in seine Aktentasche.
    „ Ich zieh mich nur um für die Gemeinderatssitzung“, erwiderte er.
    *
    Eine Stunde später parkte er vor dem Rathaus und tippte die Nummer aus dem Erpresserbrief in sein Handy.
    „ Hallo Katropp“, meldete sich eine verstellte Stimme. „Kommen wir ins Geschäft?“
    Sie verhandelten eine Zeit lang. Am Ende einigten sie sich auf Hunderttausend.
    „Okay, ich zahle“, stellte Frank Katropp klar. „Aber nur ein einziges Mal! Und ich lege den Treffpunkt fest!“
    Natürlich dachte er nicht im Traum daran, dem Typen Geld zu geben. Er würde sich sicher nicht von einem dahergelaufenen Erpresser über den Tisch ziehen lassen! Wer wohl hinter dieser Stimme steckte?
    Schlecht gelaunt erschien er zu der Sitzung. Als Erstes ging es um das neue Baugebiet. „Natürlich brauchen wir eine breite Zufahrt von der Bundesstraße“, erklärte Katropp.
    „ Wie stellst du dir das vor, Frank?“, ereiferte sich Schubert, der örtliche Förster. „Auf deinem Plan ginge die mitten durchs Naturschutzgebiet!“
    „ Mein Gott, dann sollen die Hasen halt außenrumhoppeln“, erwiderte Frank. „Wen interessieren schon ein paar dämliche Viecher.“
    Fred Berger, einer seiner kleinen Angestellten, mischte sich ein. „Die Landschaft ist aber wunderschön!“
    „Berger, halten Sie den Mund“, fuhr Frank ihn an. „Sie sind neu hier im Gemeinderat, sie verstehen doch von nix was.“ Wie kam dieser Langweiler Berger eigentlich hier rein?
    Förster Schubert ließ die Fäuste auf den Tisch knallen. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist, Katropp? Der König hier?“ Er war knallrot angelaufen.
    Frank wurde hellhörig. Dieser Försterbursche hatte ihn mit dem Nachnamen angesprochen, genau wie der Erpresser!
    „ Es geht doch nicht um Hasen“, regte sich dieser Waldschrat auf. „Wir reden vom Rotwildbestand, den wir gerade überwachen und…“
    „ Ich mag Wild auch gern“, unterbrach Frank. „Am liebsten auf dem Teller mit Knödel und Preiselbeeren.“ Er erntete zustimmendes Lachen.
    *
    Eine Woche später war es soweit.
    Frank Katropp fuhr die schlecht befestigte Waldstraße entlang, bis es kaum mehr weiterging. Er stieg aus und ging zum vereinbarten Treffpunkt, eine kleine Waldlichtung, die er von früheren Wanderungen kannte. Dort angekommen legte er die Tüte mit dem Geld auf den Baumstumpf. Ein Kuckuck rief, aber sonst war kein Geräusch zu hören. Katropp versteckte sich im Unterholz und beobachtete die Lichtung.
    Da! Von der anderen Seite kam jemand. Ein Mann schob sein Fahrrad mühsam neben sich her. Der Erpresser war ein Umweltschützer? Sicher dieser Förster!
    Frank hielt die Luft an. Der Verbrecher hatte eine Sturmmütze übergezogen. Als der Typ die Tasche mit dem Geld ergriff, stürmte Katropp auf ihn zu, die mitgebrachte Pistole in der Hand.
    „Runter mit der Haube!“, rief er.
    Mit zitternden Händen zog der andere die Mütze ab. Es war Fred Berger, der kleine Angestellte! „Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich mich von dir Wurm erpressen lasse!“, schrie Frank.
    „Ich hab Kopien der Fotos von Ihnen und Chantal“, stammelte Berger. „Wenn Sie mir was tun, dann…“
    Zu spät. Katropp drückte ab. Der Erpresser sackte in sich zusammen und lag tot auf dem Waldboden. Der Kuckuck hatte aufgehört zu rufen.
    Katropp packte die kleine Schaufel aus und suchte eine geeignete Stelle im Unterholz, wo er ein Loch in den Waldboden grub. Er deckte Leiche und Fahrrad mit Ästen zu. Nichts zu sehen.
    Berger war ein Einzelgänger gewesen, niemand würde ihn vermissen. Katropp hatte dessen Schlüssel mitgenommen, er würde die Bude durchsuchen, Koffer packen und verlauten lassen, dass Berger gekündigt hatte. Um nach Schweden auszuwandern, wegen der schönen unberührten Natur.
    *
    Drei Tage
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