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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann
Autoren: Silke Vry
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Erleichterung um den Hals.
    »Ist ja gut«, beruhigte Nikos seinen Bruder. »ZumGlück bist du ja jetzt hier, hast du meine Eulenschreie denn nicht gehört? Als ich sah, wie zwei Gestalten auf dem Grabungsgelände verschwanden, hab ich gerufen wie ein Irrer. Ich wollte dich warnen und aus dem Graben locken.«
    Jannis zitterte noch immer am ganzen Körper, seine Stimme klang kläglich: »Ja, deine Eulenschreie habe ich gehört, aber zum Glück erst spät, sonst wäre ich losgelaufen, den beiden Typen womöglich direkt in die Arme. Die standen nämlich plötzlich genau vor meiner Nase ...«
    »Ja, und?« Nikos grinste. Sein kleiner Bruder machte sich schon in die Hose vor lauter Angst, wenn er bei Dunkelheit zwei Männern begegnete. »Komm, Kleiner, beruhige dich, du lebst ja noch. Auf dem Weg nach Hause kannst du mir alles ganz genau erzählen.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, eilten die Jungen davon, verlangsamten ihren Schritt erst wieder, als sie die Grabung ein ganzes Stück hinter sich gelassen hatten und den vertrauten, heimwärts führenden Weg zum Dorf Hissarlik unter ihren Füßen spürten.
    Jetzt endlich begann Jannis ausführlich zu berichten. Nikos konnte kaum glauben, was er hörte: von den beiden Männern, dem Gold und der Morddrohung als Reaktion auf den Holzstab mit Jannis’ Initialen.
    »Bei der heiligen Jungfrau Maria! Wie sollte ich so was ahnen? Die zwei Typen wirkten ganz harmlos. Richtig lustig sahen sie aus, der eine klein und dick, der andere groß und dünn. Und als sie auf dem Grabungsgeländeverschwanden, dachte ich, da suchen zwei eine ruhige Stelle für ein ungestörtes Nickerchen.«
    »Für ein ungestörtes Nickerchen ?«, Jannis’ Stimme zitterte immer noch, diesmal schwang neben Angst auch Ärger über seinen Bruder darin mit. »Willst du mich auf den Arm nehmen? Du glaubst doch wohl nicht, dass es irgendjemanden gibt, der sich zwischen jahrtausendealte Knochen und Mauern legt, um in Ruhe zu schlafen.«
    »Wieso denn nicht?« Nikos zuckte gleichgültig mit den Schultern und schweigend gingen die beiden Brüder eine Weile nebeneinanderher. Nikos bemerkte, dass Jannis keuchte und gelegentlich nach Luft schnappte. Noch immer war er außer sich vor Angst und Unruhe.
    »Wir werden rauskriegen, wer das war«, versuchte Nikos den Jüngeren zu beruhigen. »Und mach dir wegen der Anthelion keine Sorgen. Bis die Ganoven geschnappt sind, wirst du einfach ganz vorsichtig sein, weder im Sand wühlen noch unter Steine fassen.«
    In der Zwischenzeit waren sie zu Hause angekommen. Dunkel und verschlafen lag das kleine Haus da, in keinem der Fenster brannte eine Lampe, die Mutter werkelte noch nicht in der Küche und die Hühner gaben noch keinen Laut von sich.
    Nikos grinste seinen Bruder an.
    »Es ist noch viel früher als gedacht. Die Sonne ist noch immer nicht aufgegangen. Das bedeutet, dass du deine Mutprobe nicht bestanden hast.« Und mit einem noch breiteren Grinsen fuhr er fort: »Aber mach dir keine Sorgen,bestimmt findet sich demnächst noch eine gute Gelegenheit, bei der du deinen Mut beweisen kannst. Jetzt, wo du doch ohnehin in Lebensgefahr schwebst, wird das wohl nicht so schwer sein ...«
    Jannis war viel zu erschöpft, um sich über die Bemerkungen seines Bruders zu ärgern. Lautlos verschwanden die Jungen durch die Tür über den Hof, schlichen sich zurück in ihr kleines Zimmer, das direkt neben dem Hühnerstall lag, und waren froh über den Schlaf, der sie sofort übermannte, nachdem sie sich auf ihren Strohmatten ausgestreckt hatten.

Der Verdacht

    D er Schlaf war viel zu kurz gewesen, um sie zu erfrischen, nur die aufregenden Gedanken an die vergangene Nacht halfen den Jungen am nächsten Morgen, ihre Augen offen zu halten. Zusammen mit den anderen Arbeitern ihres Dorfes, unter ihnen auch ihr Vater, dem sie wegen ihrer überraschenden Anwesenheit eine neue Lüge auftischen mussten, trabten sie kurz nach Sonnenaufgang zum Berg von Hissarlik, auf demselben sandigen Weg, den sie nicht lange zuvor in entgegengesetzter Richtung zurückgelegt hatten. Sie achteten auf den nötigen Abstand zu den Männern, um unbelauscht miteinander reden zu können.
    »Wir müssen etwas unternehmen, müssen Schliemann alles erzählen ...«, sagte Nikos fordernd. »Mir ist völlig egal, ob die beiden Männer geschnappt werden oder ob Schliemann das Gold bekommt ... Aber wir holen uns einesaftige Belohnung, das ist doch wohl klar!« Und dann fügte er schnell hinzu: »Und natürlich passen wir auf,
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