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Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Titel: Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)
Autoren: H. Gilbert Welch , Lisa M. Schwartz , Steven Woloshin
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Sie einen negativen Vorfall verhindern können, weil Sie behandelt werden), beträgt somit 72 Prozent (80 Prozent minus 8 Prozent). Und es gibt noch eine weitere Betrachtungsweise: Wenn die Wahrscheinlichkeit für eine positive Wirkung 72 Prozent beträgt, müssen wir (durchschnittlich) weniger als zwei Menschen behandeln, um sicherzustellen, dass einer davon profitiert. Die genaue Zahl der Patienten, die wir behandeln müssen, ist einfach der Kehrwert (1 geteilt durch die Zahl) der Erfolgschance. In diesem Fall ist die Zahl, deren Kehrwert wir brauchen, 72 Prozent oder, als Dezimalzahl, 0,72. Der Kehrwert von 0,72 ist 1 geteilt durch 0,72 (hier ist ein Taschenrechner zweckmäßig), also 1,3888. Diese Zahl runden wir zweckmäßigerweise auf 1,4 auf. Ärzte nennen sie »die Zahl derer, die eine Behandlung brauchen«: Wir müssen durchschnittlich nur 1,4 Patienten fünf Jahre lang behandeln, um sicher zu sein, dass einer davon profitiert.
    Tabelle 1.2 fasst diese drei Betrachtungsweisen zusammen.
    Tabelle 1.2 Berechnungen des Nutzens
Maßeinheit
Definition
Beispiel (schwerer diastolischer Bluthochdruck)
Fünf-Jahres-Risiko
in jeder Gruppe
Risiko für einen negativen
Vorfall in jeder Gruppe
innerhalb von fünf Jahren
unbehandelte Gruppe:
80 Prozent; behandelte
Gruppe: 8 Prozent
Chance auf Nutzen
(innerhalb von
fünf Jahren)
Subtraktion des Risikos
in der behandelten Gruppe
vom Risiko in der nicht
behandelten Gruppe =
die Chance, von der
Behandlung zu profitieren
80 Prozent minus 8 Prozent =
72 Prozent der Patienten profitieren von der Behandlung
Zahl derer, die
(fünf Jahre lang)
behandelt werden
müssen
Kehrwert der Chance auf
Nutzen = Zahl der Patienten,
die behandelt werden müssen, damit einer profitiert
1/0,72 ≈ 1,4 Patienten

Der Nutzen bei unterschiedlichen Blutdruckwerten
    Der Nutzen einer Behandlung von schwerem Bluthochdruck ist groß. Aber es gibt verschiedene Stufen des Bluthochdrucks, vom fast normalen bis zum sehr hohen Blutdruck. Davon wird der Nutzen der Behandlung beeinflusst. Schauen wir uns einmal an, welche Wirkung eine Behandlung bei unterschiedlichen Blutdruckwerten hat.
    Tabelle 1.3 zeigt die Ergebnisse mehrerer randomisierter Studien, die jeweils einen unterschiedlich schweren Bluthochdruck untersuchten.
    Tabelle 1.3 Nutzen bei unterschiedlichen Blutdruckwerten
Schwere des Bluthochdrucks
Risiko für ein negatives Vorkommnis in 5 Jahren
Chance auf Nutzen
Zahl der zu
    Behandelnden
ohne Behandlung
mit Behandlung
schwer
    (diastolischer BD 115–129) moderat
80 %
8 %
72 %
1,4
(diastolischer BD 105–114)
38 %
12 %
26 %
4
leicht
    (diastolischer BD 90–104)
32 %
23 %
9 %
11
sehr leicht 11
    (diastolischer BD 90–100)
9 %
3 %
6 %
18 , 12

    Jede Zeile steht für eine Studie, deren Teilnehmer eine sukzessiv mildere Form von Bluthochdruck (das heißt, einen niedrigeren diastolischen Blutdruck) hatten. Bei jeder Studie habe ich darauf geachtet, dass unter einem »negativen Vorkommnis« in etwa das Gleiche verstanden wird: Tod oder schwere Organstörungen (zum Beispiel Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen). Beachten Sie, dass die Gefahr eines negativen Ereignisses in der unbehandelten Gruppe (zweite Spalte) sinkt, wenn der Blutdruck sinkt. Das spiegelt ein Grundprinzip wider: Bei geringeren Abweichungen von der Norm ist die Gefahr von Störungen geringer als bei erheblichen Abweichungen. Das haben Sie vermutlich erwartet. Aber es ist ein wichtiger Punkt, den wir nicht vergessen dürfen. Vielleicht müssen Sie sogar Ihren Arzt daran erinnern.
    Die dritte Spalte überrascht ein wenig. Man könnte meinen, alle Zahlen müssten ungefähr gleich sein, das heißt, das Risiko für ein negatives Vorkommnis sei bei allen behandelten Patienten identisch. Aber dies sind echte Daten, und echte Daten sind nicht so hübsch, wie wir es gerne hätten. Diese Zahlen schwanken ein wenig und spiegeln wahrscheinlich Unterschiede bei den Teilnehmern und den Medikamenten wider – sowie die Tatsache, dass verschiedene Studien immer mit etwas verschiedenen Ergebnissen aufwarten. Alle Zahlen sind also nur eine Annäherung an die Wirklichkeit. Entscheidend ist das Gesamtbild.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie von einer Behandlung profitieren werden (vierte Spalte), sinkt, wenn der Bluthochdruck milder wird. Das spiegelt ein zweites Grundprinzip wider: Menschen mit milderen Anomalien profitieren von einer Behandlung weniger als jene mit schweren Anomalien. Die fünfte Spalte sagt dasselbe mit anderen Worten. Obwohl
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