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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition)
Autoren: John Gapper
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auf den Rücken gerollt und überprüften gerade ihre Reflexe und ihren Blutdruck.
    »Ich habe sie mit einer intramuskulären Injektion kampfunfähig gemacht. Fünf Milligramm Haldol und zwei Milligramm Ativan. Die Spritze liegt da drüben«, rief ich ihnen zu und zeigte auf den Boden, wo ich sie fallen gelassen hatte.
    »Okay, suchen wir uns ein Plätzchen, wo wir reden können«, sagte Pagonis. Sie nickte uns zu, womit sie Annas Anwesenheit zum ersten Mal zur Kenntnis nahm. »Mike, Sie fahren mit ihr ins Krankenhaus. Lassen Sie sie nicht entwischen.«
    Sie zeigte auf Nora, die von den Sanitätern auf eine Fahrtrage gehoben wurde, um sie zum Krankenwagen zu rollen. Hodge bedachte mich mit einem letzten feindseligen Blick, bevor er ihr folgte. Anna und ich verließen mit Pagonis das Wohnzimmer. Wir sahen lächerlich aus, Anna in Socken und ich mit Plastiktüten über den Händen. Doch ich machte mir keine Sorgen. Nicht wir würden bei dieser Geschichte am Ende dumm dastehen. Als wir hinausgingen, traten Kriminaltechniker in weißen Overalls ein, bereit für die nächste Runde Abstriche und Proben.
    Wir gingen in Noras Arbeitszimmer und setzten uns ans Fenster.
    »Was zum Teufel geht hier ab?«, fragte Pagonis.
    »Müssten Sie mir nicht meine Rechte vorlesen?«, erwiderte ich.
    »Vergessen Sie es«, sagte sie müde. »Sie sind nicht verhaftet. Sie werden nicht verhaftet werden. Sie sind nur ein Zeuge. Okay?«
    Ich hätte mich weigern sollen, mit ihr zu reden, und Joe anrufen sollen, doch ich machte mir keine großen Sorgen mehr, und ein bisschen tat sie mir auch leid. Also setzte ich ihr die ganze Geschichte auseinander, so gut ich konnte. Anna unterbrach mich hier und da, um unterstützend eine Bemerkung einzuwerfen. Je länger wir redeten, desto unglücklicher wurde Pagonis.
    Es war ein winziges Detail gewesen, das mich darauf gebracht hatte, Noras Geschichte zu hinterfragen: ihr Anblick neben dem Range Rover auf dem Green-Wood-Friedhof. Es war der Wagen, in dem Anna mich nach New York gefahren hatte und den ich an jenem Sonntag in meinem Fitnessstudio in der Hubschrauberaufnahme auf Fox News gesehen hatte. Nora und Felix hatten mir erzählt, Harry sei an dem Samstag aus seiner Wohnung in New York verschwunden und nach East Hampton gefahren. Als ich endlich innehielt, um nachzudenken, ergab das einfach keinen Sinn. Harrys Leben hatte jahrelang aus einem Dienstwagen mit Chauffeur und einer Gulfstream mit eigenem Piloten bestanden. Selbst der alte Harry wäre nicht auf die Idee gekommen, sich selbst hinters Steuer zu setzen, um herzufahren. Für den Mann, den ich kennengelernt hatte, war das nicht infrage gekommen. Den Wagen konnte nur Nora gefahren haben.
    Pagonis hatte der Range Rover nichts gesagt. Die Shapiros lebten in einer Welt mit so vielen Häusern, so vielen Autos, ja, sogar einem Jet, dass sie sich keine Gedanken über den Einsatz eines bestimmten Fahrzeugs gemacht hatte. Doch für jemanden, der Nora kannte, passte es nicht. Sie hatte sich vom Wohlstand nicht so infantilisieren lassen wie Harry: Sie kannte sich aus in der Welt.
    »Oh, Mist«, sagte Pagonis schließlich. »Ich weiß gar nicht, wie wir das in Ordnung bringen sollen. Sie müssen eine Aussage machen. Doktor, ich verstehe Sie nicht. In der einen Minute wollen Sie uns überhaupt nichts über Shapiro sagen, in der nächsten attackieren Sie seine Frau.«
    »Sie war nicht meine Patientin«, sagte ich.
    Nachdem ich miterlebt hatte, wie Joes Vertrauen in meine Überlebenschancen immer weiter geschwunden war, genoss ich es, sein Gesicht zu sehen, als ich ihm am nächsten Tag erzählte, was ich gemacht hatte. Ich war um zwei Uhr mit Anna von Yaphank zurückgekommen, nachdem Pagonis uns endlich hatte ziehen lassen.
    »Sie machen Witze, oder?«
    »Nein, es stimmt.«
    Wir saßen an einem sonnigen Vormittag in seinem Büro in Manhattan, durch die Fenster fiel das Licht, das sich an den Wolkenkratzern brach. Er hatte sich hinter seinem Schreibtisch niedergelassen, vor sich zwei juristische Bücher, und sah Fälle auf dem Computer nach. Er wirkte nicht mehr ganz so ungepflegt wie beim letzten Mal, sein Hemd war zugeknöpft und seine Haare ordentlich gekämmt. Vielleicht geriet er erst im Laufe des Tages in diesen leicht zerzausten Zustand, wenn die Launen des Rechts und die Wunderlichkeiten seiner Mandanten ihn zu sehr aufgeregt hatten. Sein Lächeln wurde mit jeder Sekunde breiter, während er auf den Bildschirm schaute, und als er sich mir zuwandte, um das
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