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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition)
Autoren: John Gapper
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stehen zu bleiben. Sie war jetzt vier, fünf Meter weit weg – unmöglich, mich auf die Entfernung irgendwo in Sicherheit zu bringen, doch vermutlich nah genug für sie, um mich zu erschießen. Sie hatte Greene aus dieser Entfernung erschossen. Von jetzt an lief alles in Zeitlupe ab − vielleicht kam es mir aber auch nur so vor. Mir war, als bräuchte ich für jede Bewegung Ewigkeiten.
    Dann sah ich hinter ihr etwas aufblitzen. Es war die Tür zum Wintergarten, die im Mondschein aufging, als Anna eintrat. Ich konnte den Blick nicht lange auf sie richten, ohne dass es auffiel, also schaute ich weiter auf Noras Gesicht und nahm den Schemen, der hinter ihr größer wurde wie ein Geist, nur verschwommen wahr. Im Raum war es totenstill. Ich wusste ja, dass Anna da war, doch ich hörte ihre Schritte nicht. Sie trat behutsam auf, und von dem lauten Schuss klingelten mir noch die Ohren − und Nora vermutlich auch. Es kam mir vor wie eine surreale Rekonstruktion der Geschichte, die Nora mir erzählt hatte, nur dass Anna von Nora unbemerkt in den Raum trat. Nora hob die linke Hand, um sie noch einmal um die rechte Hand an der Waffe zu legen.
    »Tun Sie das nicht, Mrs Shapiro.« Ich versuchte, möglichst ruhig und nicht herausfordernd zu klingen. »Wir können das auch anders klären.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht«, erwiderte sie. Ihre Arme bewegten sich leicht und spannten sich an, als wollte sie jeden Augenblick schießen.
    In dem Augenblick machte Anna sich hinter ihr bemerkbar. »Nora«, sagte sie, »legen Sie die Waffe weg.«
    Sie sprach freundlich, doch ihre Stimme störte die Stille im Raum so grundlegend wie der Schuss, und Nora fuhr zusammen. Sie wirbelte mit der Waffe herum, und ich stürzte mich auf sie und griff dabei in meine Tasche.
    Halb unbewusst hatte ich Angst, es wäre wie in meinem Traum, wo ich mit dem Fuß auf dem Holzboden ausrutschte, als ich versuchte, den kranken Harry zu erreichen, doch der Albtraum wurde nicht wahr. Mein Schuh fand Halt auf dem Boden, und ich lief, so schnell ich konnte. Todesangst und Adrenalin können Erstaunliches bewirken. In fünf langen Schritten war ich bei Nora, die rechte Hand in der Luft, darin eine Spritze mit Haldol und Ativan.
    Als Nora meine Schritte hörte, wollte sie sich wieder zu mir umwenden, doch es war zu spät. Ich schlang ihr den Arm um den Hals, schlug auf ihren Arm, um die Waffe von Anna abzulenken, und stieß sie nach vorn. Im Fallen ließ ich die rechte Hand niedersausen und rammte ihr die Spritze in die gut durchblutete Gesäßmuskulatur. Die Waffe fiel ihr aus der Hand und rutschte über den Boden, als ich den Kolben niederdrückte . Die Medikamente setzten sie innerhalb von fünfzehn Sekunden schachmatt.
    Ich rollte von ihr herunter. Sie war bewusstlos und lag bäuchlings auf dem Boden. Wir hatten gut eine Stunde, bevor sie wieder zu sich kam – ich hatte für alle Fälle die Dosis für einen erwachsenen Mann aufgezogen. Benommen hockte ich am Boden und nahm kaum etwas wahr, selbst Annas war ich mir nur halb bewusst. Sie schlang die Arme um mich, und ich fing vor Erleichterung an zu zittern.
    »Bist du verletzt? Bist du verletzt?«, rief sie.
    »Du bist eine absolute Idiotin«, sagte ich und nahm ihre Hand. »Du hättest sterben können. Was ist nur in dich gefahren?«
    »Ich habe über die Wechselsprechanlage gehört, was sie gesagt hat. Sie wollte dich erschießen. Dann habe ich den Schuss gehört und bin losgelaufen. Ich wollte dich nicht verlieren.«
    Ich drehte mich zu ihr und küsste sie, und wir blieben auf dem Boden neben der reglosen Nora hocken, bis wir uns einigermaßen beruhigt hatten. Dann stand ich auf und fischte die Karte mit Pagonis’ Handynummer aus der Tasche. Von jetzt an würde ich nach den Regeln spielen.
    Wir setzten uns aufs Sofa. Anna trug einen Overall, ein T-Shirt und weiße Socken, die grüne Flecken hatten vom Gras.
    »Von Süden war sie angreifbar «, sagte ich und deutete mit einem Nicken auf Nora.
    Anna stieß ein mattes Lachen aus und gab mir einen Klaps auf die Hand.
    »Seit wann hast du es gewusst?«, fragte ich.
    »Sie hat Margaret Greene besucht. Ich glaube, es hatte was mit dir zu tun. Das hat sie zumindest gesagt. Aber Nathan war da, und er hat ihr erzählt, dass er dich mit mir gesehen hat. Als sie zurückkam, war sie unglaublich schlecht gelaunt. So hatte ich sie noch nie erlebt. Sie sagte, ich müsste dich fallen lassen. Sonst würde es mir noch leidtun, wenn ich mich nicht von dir fernhielte.«
    »Daran
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