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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Kindern: das geschah u. a. zwei Brautleuten, welchen sie den Weg vom Hause zu dem Berge durch hingestreute Körner zeigten. Ein Zwerglein empfing sie am Berg und führte sie durch einen langen Gang hinein. Da drinnen war alles ganz herrlich und prächtig; Wände, Boden und Decke funkelten von Edelsteinen und Gold, eine kostbare Tafel mit Gold und Silbergeschirr stand in der Mitte, der ganze Raum aber wimmelte von kleinen Leutchen, die sich um das Bett der Wöchnerin drängten. Nachdem alles vorüber war, brachten sie die Brautleute wieder ans dem Berg und gaben der Braut eine Schürze voll Hobelspäne. Sie wollte dieselben wegwerfen, aber der Bräutigam sagte: »Nimm sie mit, du kannst noch ein Feuer damit anzünden.« Und sie that wohl daran, denn als sie nach Hause kam, waren die Späne eitel Gold.
    Obgleich sie also mannichfach mit den Menschen verkehren, verlieren sie doch nie eine gewisse Scheu vor denselben, sie treten nur im Nothfall aus ihrer Abgeschlossenheit heraus. Ihre Tänze im Freien halten die Elben stets allein meistens auf schönen Waldwiesen oder auf ihren grünen Hügeln und heitere lustige Weisen klingen dazu durch die stille Nacht. Ueberhaupt lieben sie Musik und Tanz sehr und nach mondscheinhellen Nächten sieht man Morgens oft die Spuren ihrer Reigen im Grase oder im Thau. Ein dänisches Volkslied erzählt von einem Knaben, der auf einem ihrer Hügel auf sein Schwert gestützt stand, die Elbinnen tanzten im Kreise um ihn herum und wollten ihn durch Kosen und Versprechungen verleiten, in den Reigen zu treten. Eine Elbin spricht: ›Tanze mit uns, schöner Knabe, wir singen dir das süsseste, was dein Herz begehrt,‹ und sie singen so schön, dass der Bergstrom horchend stille steht, aber der Knabe bleibt ungerührt. Eine andere flüstert: ›Tanze mit uns, schöner Knabe, und wir lehren dich Runen, womit du den Bär und den Eber bezwingst, selbst den goldhütenden Drachen, dessen Gold all dein eigen wird.‹ Aber der Knabe bleibt ungerührt. Da wallen die Elbenjungfrauen in Zorn auf und wollen ihm den Tod ins Herz bohren, aber im selben Augenblick kräht der Hahn und der Reigen verschwindet. Wie schön ist gleichfalls jenes Lied von dem Ritter, der Abends ausreitet, seine Gäste zur Hochzeit zu entbieten. Er sieht wie vor ihm im Walde die Tochter des Elbenkönigs die feine weisse Hand ihm entgegenstreckt, hört wie sie ihn zärtlich bittet, mit in den Reigen zu treten, aber er erwiedert kalt: ›Nein, morgen ist mein Hochzeitstag.‹ Die Elben bieten ihm allerlei verführerische Geschenke, Widderhautstiefel und güldne Sporen und ein weissseidnes Hemd, welches die Elbenkönigin selber im Mondschein gebleicht, eine kostbare silberne Schärpe, die sie selber gestickt hat, aber er erwiedert kalt: ›Nein, morgen ist mein Hochzeitstag.‹ Da entbrennen die Elben in Zorn und die Königin stosst ihn aufs Herz; einen solchen Schlag hat er noch nie empfunden. »So reite denn zu deiner Braut!« rufen sie ihm zu und er reitet auf sein Schloss. Am andern Morgen naht der Zug der Braut, aber der Ritter ist todt.
    Ueber das schwerfällige Wesen der Menschen erhebt diese leichten Wesen das Vermögen zu entschwinden oder unsichtbar zu werden; jenes haben die lichten Elben, dieses mehr die gröbern Zwerge. Die erstern entschweben, die letztern bleiben, aber sie hüllen sich plötzlich in ein unsichtbar machendes Gewand, die Nebelkappe, Tarnkappe oder Tarnhaut, deren eine Siegfried dem Zwergenkönig Alberich nahm. Aus dieser Fähigkeit, ihre Gestalt zu bergen, so wie überhaupt aus ihrer neckischen Natur geht vielfacher Trug und Täuschung hervor, denen der Mensch im Verkehr mit den Elben und Zwergen ausgesetzt ist. Hauptsächlich kommt ihnen dies bei ihrer Neigung zu Diebereien zu statten, denn diese herrscht bei allen Elben und Zwergen vor.
    Wie die Elbinnen schöne Jünglinge in ihre Netze locken und deren Liebe zu gewinnen suchen, so trachten die Zwerge nach schönen Jungfrauen. In einem der schönsten deutschen Volkslieder wird erzählt, wie eine edle Königstochter Nachts am hohlen Stein, neben dem Born unter der Linde eines Ritters harrt und ein sehnendes Lied singt. Das hört ein Zwerglein, das an dem Berge im Walde sass, tritt zu ihr und spricht: ›Ich bin ein Bote zu euch gesandt, ihr sollet mit mir gehen in meiner Mutter Land.‹ Er nimmt sie bei ihren schneeweissen Händen und führt sie in den Berg zu seiner Mutter (der Zwergkönigin). ›O Mutter die ist mein allein, ich fand sie nächten späte
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