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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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bei einem hohlen Stein,‹ sagt er, aber die Mutter spricht verweisend, als sie die Jungfrau anschaut: ›Führe sie schnell zurück, woher du sie geholt hast, du schaffest grossen Jammer, denn ehe der Tag anbricht, sind drei Menschen todt.‹ Unterdessen war der Ritter gekommen; als er, die Liebste nicht fand, stürzte er sich in sein Schwert. So findet ihn die Jungfrau und ruft sterbend: ›Und hast, du dich erstochen so fahr ich auch gerne hin, es soll um meinetwillen keines Königes Kind mehr sterben.‹ Als sie nicht heimkehrt, überfällt den Wächter, der sie aus der Burg gelassen, bange Ahnung und er singt jammernd seine Klage dem Morgen entgegen. Das hört die Königin, sie weckt den König, der ihn vor sich kommen lässt; da gesteht der Wächter, was er gethan und wird mit dem Tode bestraft.
    Aber nicht nur Jungfrauen stellen die Zwerge nach, sie suchen besonders auch Kinder in ihre Gewalt zu bekommen. Wohlgestalte Kinder der Menschen entwenden sie aus der Wiege und legen ihre eigenen oder gar sich selbst an deren Stelle. Nur dadurch können sich die Menschen dieses übeln Gastes entledigen, dass sie ihn zum Selbstgeständnis seines Alters, folglich auch der Vertauschung bringen. Dies gelingt aber nur, wenn man seltsame, ungewöhnliche Dinge vornimmt, dann spricht der Wechselbalg und sagt meistens: ›Bin ich doch so alt, wie der oder jener Wald und habe doch noch nicht dergleichen gesehn.‹
    Als höherer Natur wie der Mensch haben Elben und Zwerge die Gabe der Weissagung . Wir sahen schon wie des Zwerges Mutter ihm vorhersagt, dass er durch die Entführung der Jungfrau dreier Menschen Tod verschuldet habe. So weissagt der Zwergkönig Eugel dem Helden Siegfried, der sich ihm mit unterworfen hat: ›Du hast deine Gemahlin nur acht Jahre, das hab ich wohl gesehn, dann wird dir dein Leben mörderlich genommen, ohne dass du eine Schuld trägst. Aber deinen Tod wird rächen dein wunderschönes Weib, darüber wird verlieren mancher Held seinen Leib.‹ Oft verkünden die Zwerge annahendes Unheil oder den Tod.
    Auch der geheimen Kräfte der Pflanzen und Steine sind sie kundig, wie denn ein Zwerglein einer guten und gegen die Armen besonders freundlichen Gräfin Ranzau die Kräuter brachte, womit sie einer kranken Frau das Leben rettete.
    In ihrem Verkehr mit den Menschen machen diese Wesen oft bittere Erfahrungen, denn nicht immer tragen sie Dank als Lohn für ihren freundlichen Beistand und ihre Gutmüthigkeit davon. Dazu kommt, dass sie sich abhängig von den Menschen fühlen und doch auf der andern Seite wieder ihrer eignen Ueberlegenheit sich bewusst sind. So gestaltet sich oft ein feindseeliges Verhältnis zwischen beiden und die ohnedies neckische Natur dieser Wesen artet in Schadenfreude aus, ja sie bringen selbst den Menschen den Tod. Schon ihre Berührung, ihr Anhauch kann Krankheit und Tod verursachen, wen ihr Schlag trifft, der ist verloren oder untüchtig. Daher die Benennung Elbentrötsch für einen linkischen, tölpelhaften, irrsinnigen Menschen und Elbenschuss für verschiedene Krankheiten.
    Auf die Dauer kann diese feindseelige Stellung nicht gut thun; weil sie den Menschen sich bösgesinnt beweisen, so verfolgen diese sie und viele Sagen berichten, wie man sie gefangen genommen, ja die Eingänge zu ihren Höhlen und Gängen mit Stroh gefüllt und dies angezündet habe. Da weichen denn die Zwerge meistens den Menschen, überlassen ihnen die Erde und ziehen fort: sie fühlen sich nicht mehr behaglich, alles stört sie, das Glockengeläute der eindringenden Christen, das Ausreuten der alten Wälder, das Pochen der Hämmer und Mühlen, das laute Gewieher der Pferde, die den Pflug durch die neuurbarzumachende Erde ziehen. Ueberall hört man Sagen von dem Abzug der Wichtlein. So kam oft zu einem Bauern in Singlis (an der Schwalm) ein Wichtelmännchen freundlich auf den Acker. Eines Tages als er Korn schnitt, fragte es, ob er in der künftigen Nacht für reichen Geldlohn Fuhren durch den Fluss übernehmen wolle? Der Bauer sagte zu. Abends brachte der Wichtel einen Sack voll Waizen als Handgeld in des Bauern Haus, nun wurden vier Pferde angeschirrt und der Bauer fuhr zum Dosenberg. Aus den Löchern, die man noch als Aus- und Eingänge der Wichtelchen zeigt, lud der Wichtel schwere unsichtbare Lasten auf den Wagen, die der Bauer durchs Wasser auf das andere Ufer brachte; so fuhr er hin und wieder von Abends zehn bis Morgens vier Uhr, dass die Pferde endlich ermüdeten. Da sprach der Wichtel: ›Es ist
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