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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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vor ihnen zu verbergen wissen, geht Alles gut, finden die Frauen es aber zufällig wieder, dann erwacht der Drang nach der alten Freiheit, nach dem alten Amte in ihnen und sie entfliegen. Mitunter ist die Gabe des Fluges in Schwangestalt auch an einen Ring, an eine Kette gebunden, welche übergeworfen oder angelegt werden, worauf die Verwandlung sogleich erfolgt.
    Die Seen, auf welchen die Schwanenjungfrauen erscheinen, liegen meist in den tiefen, geheimen Schatten eines Waldes, das rechtfertigt einen andern Namen dieser lieblichen Wesen, sie heissen auch Waldfrauen . Der alte heilige Wald ist ihr Lieblingsaufenthalt, da thronten die Götter auf Bäumen und ihnen konnten die weisen Frauen nicht fern sein, da dieselben ihr Geleit und Gefolge bildeten. Ueblicher als jener Name Waldfrauen ist Waltminnen , neben welchem der dritte Meerminnen vorkommt. So heissen die weisen Frauen in dem Nibelungenlied, deren Hagne eine anredet, Merwip. Gleich ihnen weissagen alle, manche sind auch Stammütter von Helden, wie Wittich Wielands Sohn Frau Wâchilt als Ahnfrau erkennt und Morolt eine Meerminne zur Muhme hat, die im Berg Elsabe wohnt.

Wichte und Elbe. 68
    Von den vergötterten und halbgöttlichen Naturen unterscheidet sich eine ganze Reihe anderer Wesen hauptsächlich darin, dass sie, während jene von den Menschen ausgehen oder menschlichen Umgang suchen, eine gesonderte Gesellschaft, man könnte sagen ein eignes Reich für sich bilden und nur durch Zufall oder Drang der Umstände bewogen werden, mit Menschen zu verkehren. Etwas Uebermenschliches, was sie den Göttern nähert, ist ihnen beigemischt, sie besitzen Kraft, dem Menschen zu schaden und zu helfen, zugleich aber scheuen sie sich vor ihm, weil sie ihm leiblich nicht gewachsen sind. Entweder erscheinen sie weit unter menschlichem Wachsthum, oder ungestalt. Fast allen ist das Vermögen eigen, sich unsichtbar zu machen. Auch hier sind die weiblichen Wesen allgemeiner und edler gehalten und ihre Eigenschaften gleichen denen der Göttinnen und weisen Frauen; die männlichen Geister scheiden sich bestimmter ab, von Göttern wie von Helden.
    Die Namen dieser Wesen sind Wichte , Elbe oder Elben , der letztere ist verbreiteter und bis in unsere Tage üblicher; wir haben ihn mit allen anderer Stämmen unseres Volkes gemein. Wir haben ihrer drei Arten zu unterscheiden, weisse, dunkle und schwarze Elben. Die beiden ersten sind das, was wir gewöhnlich unter dem Namen »Elfen« verstehen, die schwarzen mehr das, was wir Zwerge nennen, alte eigentlichen Wichte. Alle theilen mit einander die kleine oft winzige Gestalt. So weit der Riese den Menschen an Grösse überragt, so weit steht der Elbe dem Menschen an Grösse nach. Dass die Elben untereinander an Aussehen verschieden sind, verkünden bereits ihre Namen. Die lichten, weissen sind so schön und wohlgebildet, dass der alte Norden die Summe weiblicher Schönheit mit den Worten ausdrückte: schön wie eine Elbenjungfrau. Die schwarzen, die Zwerge bilden ursprünglich den vollen Gegensatz zu ihnen, sie sind meist von widriger Farbe, übelgebauten Leibes, haben Höcker und tragen graue schlechte Kleider. Im Laufe der Jahrhunderte flossen übrigens diese Wesen mannichfach zusammen, übertrug man Züge der einen auf die andern. Da die Unschönheit der Zwerge allzuabstossend erschien und wenig passend zu ihrer oft erprobten Gutmüthigkeit, so übertrug man die Schönheit der Elben auf sie und zwar echtdeutsch zumeist auf ihre Frauen. In den Angaben über ihre Grösse herrscht wenig Uebereinstimmung. Während der Mensch langsam heranwächst, erst nach dem fünfzehnten Jahr seine volle Gestalt erreicht und dann siebenzig Jahre lebt, der Riese hingegen steinalt worden kann, ist der Zwerg bereits im dritten Jahr seines Lebens ausgewachsen und im siebenten Jahr ein Greis, kann aber als solcher noch ein langes Leben führen, welches über das menschliche weit hinausreicht. Bald erreichen die Zwerge das Wachsthum eines vierjährigen Kindes, bald erscheinen sie weit kleiner, nach Spannen und Daumen gemessen.
    Die Elben bilden ein eignes, abgeschlossenes Volk mit eigner Sprache. Der Zwerge Sprache ist der altnordische Ausdruck für das Echo: sehr bezeichnend, weil ihr Ruf und Geschrei in den Bergen widerhallt, dem gegen den Berg hin lautredenden Menschen gleichsam antwortet. Diesem Volke stehen Könige vor, deren uns die Sage manche nennt und die gewöhnlich als weissbärtige Greise erscheinen. So Goldemar , der ein reicher kaiserlicher Zwerg
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