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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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nie altern kann, vielmehr gleichsam immer jünger wird und an Alter abnimmt, wie die Vergangenheit stets an Alter zunimmt. Weil diese aber von Herzen gütig war 67 und durch ihr Alter ehrwürdig, so war sie besonders verehrt und gleichsam die Vorsteherin der heiligen Dreizahl. Wie der Born unterm Weltbaum seinen Namen von ihr hat (Urdharbrunnr) so galt ihr Name auch unter unsern Vorfahren zur Bezeichnung des Schicksals im Allgemeinen. Ganz das Gegentheil von ihr scheint die jüngste, Skuld; jugendlich rasch naht sie heran und im Nahen verschwindet sie schon wieder, ihrer zweiten Schwester Platz zu machen. Ihrer ewigen Beweglichkeit ist die Ruhe der ältern Schwester verhasst, was sie im Schilde führt, weiss Niemand, nur ihre Werdelust kennt man. Wenn wir daher im Allgemeinen die Nornen als spinnend oder webend dargestellt finden, so sehen wir mitunter Skuld von ihren Schwestern getrennt und finden wir sie in einem andern Kreise weiser Frauen thätig, zu dem die beiden andern weniger passen.
    Kein Geschick bewegte den Sinn des Alterthums lebafter als der Ausgang der Schlachten und Kriege. Es wurde in dem Capitel über Wuotan bereits der Walküren gedacht, d. i. jener göttlichen Botinnen Allvaters, welche den Wal (die Erschlagenen auf dem Schlachtfelde) küren, kiesen, holen, in Empfang nehmen, die also die Helden in die göttliche Wohnung Wuotans tragen. Von diesem ihrem Walten in der Schlacht hiessen sie dem Norden Schlachtmädchen, weil sie gerüstet unter Schild und Helm ausziehen Schildjungfrauen, Helmjungfrauen, und weil sie Wuotans, des Wunsches Abgesandte waren, Wunschmädchen. Sie sind der Helden Schutzgeister, so jene, die des Staufenbergers von Jugend auf in Gefahr und Krieg gehütet hatte und stets unsichtbar um ihn war, die ihm später in weissen Gewändern auf einem Steine sitzend erscheint und bei ihm ist, so oft er sich nach ihr sehnt und sie herbeiwünscht. Sie wird seine Geliebte, aber verlangt dabei auch unverletzliche Treue, er hält sie ihr eine Zeit lang, darin bricht er sie und stirbt zur Strafe binnen drei Tagen.
    Nach nordischer Vorstellung, die zweifelsohne auch bei uns gäng und gebe war, reiten sie sobald die Schlacht anhebt, auf die Walstatt, eine unwiderstehliche Sehnsucht nach dem Kampfe führt sie dahin. Golden leuchten ihre Helme, ihre Lanzen und Schilder glänzen; wenn sich ihre golden schimmernden Rosse schütteln, trieft von den Mähnen Thau in die Thäler. Ueber den Reihen der kämpfenden Helden sich tummelnd stehen sie ihnen Freunden schützend zur Seite, bringen sie Entscheidung des Kampfes und geleiten die Gefallenen gen Himmel, wo sie ihnen beim Mahle den Meth kredenzen. Unter ihnen fühlt sich Skuld, die jugendlich rasche und frische behaglicher, als in der Gesellschaft ihrer Schwestern, sie bricht der Helden Lebensfaden. Ihre Zahl wechselt im Norden zwischen sechs neun und dreizehn. Ursprünglich gab es ihrer wohl nicht mehr, später aber wurden diesen Jungfrauen göttlicher Abkunft andere aus menschlichem Geschlechte zugesellt, doch waren sie, wie die spätern Helden stets aus Geblüte.
    Gerne geben sie sich den Helden in Liebe hin; wie den Staufenberger eine Walküre liebte, so Brunhild den gewaltigen Heldenjüngling Siegfried. Ihr Name bezeichnet die gepanzerte, mit der Brünne bedeckte Hilde. Auf einem Berge erhob sich ihre Schildburg, die mit wabernder Lohe umgeben war. Sie hatte gegen Siegvaters Willen den Sieg ausgetheilt und war zur Strafe dafür von dem Gotte in einen Zauberschlaf gesenkt worden; so schlief sie auf ihrem Schilde, bis Siegfried die Flammen durchritt und sie weckte.
    Aber nicht ewig dauern Schlacht und Kampf; die Entscheidung in denselben ist nur ein Theil des Schicksals und die Walküren sind mit den Nornen, den Schicksalsschwestern eng verwandt. Auch die Walküren spinnen und weben und zwar nicht nur die Geschicke der Schlacht, sondern sie spinnen auch am Seestrande sitzend köstlichen Flachs. Zu dieser ihrer friedlichen, weiblichern Seite passt das goldne Schlachtross nicht; wenn sie sich irgendwohin begeben wollen, ziehen sie Schwanhemde an. So wird im eddischen Völundrslied erzählt, als Völundr (Wielant) und seine Brüder eines Morgens an den Wolfssee kamen, fanden sie am Strande drei Frauen, welche Flachs spannen, neben ihnen lagen ihre Schwanhemden, es waren Walküren. Oft finden die Helden sie auch in der kühlen Flut badend, nehmen das am Ufer liegende Schwangewand und bringen die Jungfrauen dadurch in ihre Gewalt. So lange sie das Gewand
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