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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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dass 10 bis 15 Prozent aller depressiven Verstimmungen von körperlichen Erkrankungen ausgelöst werden, wobei Stoffwechselstörungen, hormonelle Störungen und Krebserkrankungen ein besonderes Risiko darstellen. Auch bestimmte Arzneimittel, die zur Behebung körperlicher Störungen angewendet werden, können Depressionen hervorrufen.

3
Geschlechtsbezogene Leidenszustände
3.1. Frauen und Depression
    â€žDas Geschlecht ist eine soziale Variable – die Stellung, die dem Geschlecht in der Gesellschaft zugeschrieben wird, hat eine pathoplastische [krankmachende, Anm.] Funktion – im Sinne einer Mitverursachung von Erkrankungen.“
    Roger Bastide, 1973
Einleitung
    â€žMänner kontrollieren die Gesundheit von Frauen.“ So konnte die Amerikanerin Diana Scully noch 1980 den Umgang mit Frauen in medizinischer Forschung, Klinik und Lehre beschreiben. Das hat sich in den letzten 20 Jahren geändert. Die Frauengesundheitsforschung ist derzeit weit jenseits des spekulativen Bereichs. An den medizinischen Universitäten werden Lehrstühle für ‚Gendermedizin‘ eingerichtet, die in die studentische Lehre eingebunden sind. Dadurch hat sich ein grundlegender Wandel im Umgang mit der medizinischen Versorgung von Frauen und der feministischen Auseinandersetzung ergeben. Hatte vordem die Kritik dem Umstand gegolten, dass der für die Frauengesundheit so wesentliche gynäkologisch-geburtshilfliche Bereich von Männern dominiert war, hat sich das Interesse rasch anderen medizinischen Fächern und allmählich auch den psychischen Störungen bei Frauen zugewendet.
    In den Gesundheitsstatistiken weisen Frauen generell gleiche bis leicht erhöhte Raten psychischer Störungen im Vergleich zu Männern auf, aber selbst bei einem quantitativen Gleichstand bei beidenGeschlechtern ist die Art des psychischen Leidens und dementsprechend die Art der Diagnosen, so diese das Leiden reflektieren, unterschiedlich.
    Bei Frauen werden bis heute mehr depressive Störungen diagnostiziert sowie allgemeine und situationsbezogene Ängste (Phobien) leichter und schwerer Ausprägung als bei Männern. Beginnend mit der Adoleszenz und das Erwachsenenalter hindurch ist mit wenigen Ausnahmen das Prävalenz-, Inzidenz- und Erkrankungsrisiko von depressiven Störungen bei Frauen höher als bei Männern. Das Risiko, im Laufe des Lebens an einer depressiven Episode (ICD-10, F 32) oder einer rezidivierenden depressiven Störung (ICD-10, F 33) zu erkranken, beträgt für Frauen 10 bis 25 Prozent, für Männer hingegen 5 bis 12 Prozent. Aber auch bei Ängstlichkeit und emotionalen Befindlichkeitsstörungen werden höhere Raten bei Frauen diagnostiziert.
    In der wissenschaftlichen Literatur werden Risikofaktoren für Depression bei Frauen und Männern angegeben. Nach der folgenden Auflistung möglicher Risikofaktoren, veröffentlicht im angesehenen
British Journal of Psychiatry
, scheint eine Ehe oder Partnerbeziehung für Männer ein echter Schutzfaktor zu sein. Fraglich bleibt, ob auch hier lediglich nur Geschlechterrollen und Stereotypien weitergeführt werden. Eine Position als Hausfrau, Ehefrau und Mutter scheint jeweils einen Risikofaktor für Frauen darzustellen – der Risikofaktor ‚Mutter‘ spiegelt sich ja in der Post-Partum-Depression wider.
Risikofaktoren für Depression bei Frauen und Männern 1
Risikofaktoren für Frauen
Risikofaktoren für Männer
Niedriger sozioökonomischer Status
Niedriger sozioökonomischer Status
Niedriges Bildungsniveau
Alleinlebend
Hausfrau
Scheidung/Trennung
Ehefrau
Arbeitslosigkeit
Mutter
Berufliche Gratifikationskrisen
Alleinerziehende Mutter
Pensionierung
Geringe soziale Unterstützung
Chronische Erkrankungen
Versorgung pflegebedürftiger Angehöriger
 
Sexueller Missbrauch in der Kindheit
 
    Die Autoren betonen, dass diese Risikofaktoren nicht nach ihrer Gewichtung sortiert wurden.
    Aus diesen Risikofaktoren können drei Gruppen von miteinander in Wechselwirkung stehenden Bedingungen gebildet werden, die eine wesentliche Rolle für die Entstehung von Depressivität, aber auch für die Entwicklung von Behandlungskonzepten und für die Möglichkeit auf Seiten der Betroffenen, Behandlungsangebote nützen zu können, spielen:
    â€¢ Geschlechtsdifferenzielle biogenetische Bedingungen
    â€¢ Geschlechtsdifferenzielle psychische Bedingungen
    â€¢
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