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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Autoren: Jana Oliver
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Mädchen bist«, sagte er mit gesenkter Stimme, in Gedanken wieder bei ihrer Unterhaltung von vorhin. »Viele Fänger werden langsam alte Knacker, und sie sind nicht glücklich über die Konkurrenz durch den jungen Nachwuchs.«
    »Wie dich?«
    Er nickte. »Erwarte nicht, dass es leicht wird, okay? Aber lass dich auch nicht von ihnen rumstoßen. Es war ein guter Einsatz, bei dem irgendwas schief gelaufen ist. Das kann jedem von uns passieren. Hör nicht drauf, wenn sie was anderes behaupten.«
    Mit diesen Worten ließ er sie auf der Straße stehen. Er brachte Distanz zwischen sie, als wollte er nicht mit ihr zusammen gesehen werden.
    Mistkerl.
    Ihr Dad wartete in diesem Gebäude. Was würde er sagen? Würde er der Zunft erklären, dass er einen Fehler gemacht hatte, dass aus ihr nie ein vernünftiger Fänger werden würde? Oder würde er versuchen, sie zu verteidigen?
    Wenn er das macht, werden sie ihn über glühenden Kohlen rösten.
    Dieser Gedanke trieb sie voran. Ihr Vater sollte nicht allein dastehen. Es war
ihr
Fehler, nicht seiner.
    Riley hinkte die Stufen hoch, betrat das Gebäude und schloss die Tür zur Straße hinter sich. Seit dem letzten Zunfttreffen hatte sich nicht viel verändert. Noch immer hingen Spinnenweben von den Decken, und der Boden war mit Staub und weggeworfenen Styroporbechern übersät. Ehe sie es unterdrücken konnte, musste sie niesen. Und noch einmal. Sie zog ein Taschentuch aus der Tasche und putzte sich die Nase, während sie den riesigen Saal betrat, der an einen Hörsaal erinnerte. Unbequeme Holzbänke waren aufsteigend in drei Abschnitten an der Rückfront des Gebäudes angeordnet, von denen der größte Teil jetzt im Dunkeln lag. Früher einmal hatte es hier eine Orgel gegeben, aber die war schon lange verschwunden. Metall war viel zu wertvoll.
    Auf dem Boden vor sich entdeckte sie eine nasse Linie im Staub, die einen geschlossenen Kreis um den Bereich bildete, in dem die Versammlung abgehalten wurde. Warum Dämonenfänger einen Schutzkreis aus Weihwasser brauchten, hatte Riley noch nie begriffen. Kein Dämon würde in einen Raum voller Fänger spazieren. Das wäre eine selten dämliche Aktion. Trotzdem, es gehörte zur Tradition, und jeweils ein Lehrling war dafür zuständig, einen ordentlichen Schutzkreis zu erschaffen.
    Riley schritt über die Linie und zögerte. Es war erst das zweite Mal, dass sie vor der Zunftversammlung erscheinen musste. Beim ersten Mal hatte ihr niemand eine Standpauke gehalten, es hatte nur eine langwierige Diskussion darüber gegeben, ob man ihr die Ausbildungslizenz erteilen sollte oder nicht. Den meisten Mitgliedern war es egal gewesen, aber einige wenige hatten sie offen abgelehnt. Nicht wegen ihres Vaters, sondern weil sie kein Junge war. Diejenigen würden auch heute Abend ihre Gegner sein.
    Und ich habe ihnen die Munition geliefert, die sie brauchen.
    Nur der Zugangsbereich unten war beleuchtet. Über ihr schwebte Staub in dem hellen Licht, das von den Flutlichtern ausgestrahlt wurde. Die Beleuchtung diente zugleich als Heizung, so dass der Rest der Gebäudes unangenehm kühl war.
    Das Treffen hatte bereits angefangen, und ihr Vater saß mit verschränkten Armen an einem der runden Banketttische. Es war seine Du-raubst-mir-noch-den-letzten-Nerv-Pose. Wie gewöhnlich trug er seine Georgia-Tech-Jacke und das dazupassende Sweatshirt sowie ausgeblichene Bluejeans. Sein braunes Haar musste echt mal wieder geschnitten werden. Er sah aus wie ein stinknormaler Dad – außer, dass er Dämonen fing, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    »Wie konnte so ein einfacher Job dermaßen aus dem Ruder laufen, Blackthorne?«, fragte ein älterer Mann. Die Schläfen waren bereits ergraut, und eine tiefe sichelförmige Narbe zog sich über die eine Hälfte seines Gesichts. Seine Nase war einmal gebrochen worden und nicht wieder richtig zusammengewachsen. Damit sah er aus wie eine Mischung aus Pirat und Sträfling.
    Harper.
Der älteste der drei Vorsteher der Atlanta-Zunft.
    »Um das herauszufinden, sind wir hier«, erwiderte ihr Dad mit abgehackter Stimme. »Riley müsste bald hier sein, dann können wir die ganze Geschichte von ihr hören.«
    »Es ist mir egal, ob sie hier ist oder nicht. Was mich angeht, ist sie erledigt«, gab Harper zurück. Durch das höhnische Grinsen wurde die Narbe in seinem Gesicht in die Länge gezogen.
    »Wir haben alle schon Fehler gemacht.« Ihr Vater deutete auf einen bulligen Schwarzen an einem Tisch in der Nähe. »Morton hat
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