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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition
Autoren: J. T. McIntosh
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, zu bewegen, hätte der ihnen eigene Fleischgenuß sie unweigerlich verraten.
    So würde Crock, wenn CHART 427 die Stadt und ihre Bewohner vernichtete, eine Maßnahme, die dem Team keinerlei Mühe bereiten würde, nur noch von gewöhnlichen Atoniern und Lybiden bevölkert sein. Und es gab keinen Zweifel, daß die Menschen die Herren der gewöhnlichen Atonier und die gewöhnlichen Atonier lediglich die Ausführenden des Massakers von Boston und der Vernichtung aller früheren terranischen Siedlungen waren. Es war sehr wahrscheinlich, daß die gewöhnlichen Atonier ohne Anstiftung durch die Menschen nie mehr ein Massaker veranstalten würden. Sie würden höchstens gelegentlich einen unvorsichtigen Siedler umbringen.
    Und wenn Blake den Befehl zur Ausrottung der Menschen erteilte, würden die vier anderen seine Darstellung, die Maßnahme sei absolut notwendig gewesen, vorbehaltlos bestätigen. Es ließ sich nicht verschweigen, daß es sie überhaupt gegeben hatte.
    Man würde sich auf Halbwahrheiten beschränken können. Zwei Mitglieder der siebenköpfigen Besatzung waren von den Menschen ermordet worden; man konnte die Vernichtung der Menschen damit in unmittelbaren Zusammenhang stellen und sie als Akt der Selbstverteidigung darstellen.
    Blake musterte nacheinander die vier Gesichter. Rachel, die sich bisher kaum über ihre Erfahrungen während der Gefangenschaft bei den Menschen geäußert hatte, verabscheute und haßte sie jedenfalls mehr wegen dieser Erfahrungen als wegen Springs Tod. Spring hatte den Menschen keine Wahl gelassen. Er hatte absichtlich sein gewaltsames Ende herbeigeführt, um Rachels Entkommen zu gewährleisten, um Blake volle Handlungsfreiheit zu verschaffen, damit die Überlebenden von CHART 427 die Menschen vernichten konnten. Willie Sorley beklagte Glennis’ Schicksal. Hogan, der friedliche Hogan, war unduldsam, wenn es um die Sicherheit terranischer Siedler ging. Hogan würde jeden Mörder hinrichten und nicht aus bloßer Rücksicht auf das eigene Gewissen verschonen. Ohne die Menschen wäre Crock eine friedliche Welt. Hogan, weil er den Frieden schätzte, würde sich bedingungslos für die Vernichtung der Menschen aussprechen.
    Nur Turvey, der Ökologe, machte den Eindruck, als habe er Einwände.
    Blake wandte sich an ihn. »Turvey?«
    »Wir können diese Menschen ausrotten. Vielleicht sollten wir es tun, im Namen der Gerechtigkeit – nennen wir es einmal so, ob es gerecht wäre oder nicht. Aber ihre Vernichtung könnte die weitere Entwicklung nur aufschieben. Die gewöhnlichen Atonier werden sich früher oder später selbst zu Menschen fortentwickeln. Unsere Siedler, die von den gegenwärtigen Menschen kaum etwas wissen werden, müssen sie eines Tages unterstützen. Und schließlich werden sie mit ihnen – den späteren Menschen – verhandeln müssen, Verträge mit ihnen eingehen …«
    »Das kann frühzeitiger sein, als du glaubst«, sagte Rachel. »Das heißt, wenn wir sie nicht jetzt vernichten. Sie haben nämlich angefangen, eine Schriftsprache zu entwickeln.«
    »Rachel, irgendwann wirst du uns erzählen müssen, wie es euch bei ihnen ergangen ist«, mahnte Blake.
    Einen Augenblick lang zitterte sie. »Ihr wißt, es sind Wilde«, sagte sie dann ruhig. »Sie sind schmutzig und haben viele unerfreuliche Sitten. Ihr alle fragt euch, was sie mit mir gemacht haben. Ich zeige es euch. Es ist wichtig, daß ihr es mit eigenen Augen seht.«
    »Wenn du es nicht …«
    »Ihr müßt es sehen . Später müßt ihr vielleicht beschwören, was ihr gesehen habt.«
    Sie knöpfte ihr Hemd auf. Obwohl an der zerrissenen Uniformbluse, die sie während der Gefangenschaft getragen hatte, trockenes Blut gewesen war, ließ zunächst nichts auf eine Verletzung schließen, als sie das Hemd abstreifte und beiseite legte. Ihre bleichen Schultern, der Rücken und die Bauchdecke waren unverletzt.
    Dann zog sie den Büstenhalter aus. Eine Brust war unversehrt; die andere war fast ganz mit Mull bedeckt. Ohne zu zögern, ohne dramatische Gesten, entfernte Rachel ihn.
    Sie keuchten.
    Die Brust war teilweise abgefressen. Obwohl die Wunde längst verkrustet war und sich an einer Stelle bereits frisches Gewebe gebildet hatte, ließen die scheußlichen Abdrücke von Zähnen sich noch deutlich erkennen, unmißverständlich Abdrücke von Zähnen der Menschen .
    »Sie sind nicht nur Kannibalen«, erklärte Rachel, während sie den Mull zurück auf die Wunde legte und den Büstenhalter anzog, »sie sind Feinschmecker. Wie
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