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Die Crock-Expedition

Die Crock-Expedition

Titel: Die Crock-Expedition
Autoren: J. T. McIntosh
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die sie besaß, konnten niemals so jugendlich und straff sein (außer eben bei Suzy und ihren Schwestern). Ein Mädchen mit so plumpen Hüften und so praller Polsterung konnte keine so schlanke Taille und keinen so festen Brustkorb besitzen, an dem die Rippen sich abzeichneten. Sie hatte eine Lilie mit Blattgold verziert – oder vielmehr eine goldene Lilie fabriziert.
    Er sah ihr an, daß sie seine Angaben zum Zwecke späterer Berücksichtigung in ihren Datenbänken speicherte.
    Sie glich einem Abriß der Liebeskünste, einem personifizierten Führer zu allen Höhepunkten und Abwegen. Perversionen stießen sie nicht im geringsten ab, und sie würde sich keiner Leidenschaft verweigern, die nicht in ihre endgültige Zerstörung mündete. Ihr fiel es leicht, einen sexualschwachen Mann in einen feurigen Liebhaber zu verwandeln; ihre Geduld war jenseits aller menschlichen Geduld, und niemand mußte von ihr Versagen oder Ablehnung befürchten. Sie konnte sich nicht weigern, sobald sie einem Mann erst einmal zu ihr zu kommen erlaubt hatte, und vor ihr bedeutete ein Versagen so wenig, daß es keine Furcht gab und folglich kein Versagen.
    Wahrscheinlich eignete sie sich sogar – Blake vermutete das jedenfalls, hatte aber noch nie danach gefragt – zur Aufnahme lesbischer Beziehungen. Er wußte es deshalb nicht mit Gewißheit, weil Rachels Frigidität keineswegs mit einer Vorliebe für Frauen einherging. Frauen mochte sie sogar noch weniger als Männer.
    Doch selbst mit allen diesen Eigenschaften konnte Suzy nur Sexualpartner sein, niemals Gefährtin. Sie war unfähig zur Unzuverlässigkeit, Hartherzigkeit und Schüchternheit, und deshalb konnte sie nie eine Frau sein. Selbstverständlich verweigerte sie gelegentlich eine Zusammenkunft, aber nur, wenn sie gerade Reparaturen, Veränderungen oder Erneuerungen vornahm. Sie vermochte eine naive, arglose Konversation zu führen, mehr nicht. Sie verfügte über die Kapazität, sich mit einem Mann zu einigen, Geduld mit ihm zu haben, ihm Bestätigung zu geben, ihm zu lauschen, ob er nun prahlte, klagte, weinte oder Erinnerungen auspackte, ihn zu beruhigen, ihm zu schmeicheln.
    Und das war nur die Hälfte dessen, wozu eine Frau imstande war.
    Einmal, fünf Jahre vor Suzys Ankunft, hatten sie Margie besessen, ein Experimentalmodell. Margie war launisch gewesen, hatte manchmal Gegenstände geworfen, gezankt, sich tagelang geweigert, jemand zu empfangen. Vielleicht trug die Tatsache, daß damals keine echte Frau zur Crew gehört hatte, einen Teil der Verantwortung für Margies Mißerfolg. Die Konstrukteure hatten ihr lediglich Launen verleihen können, keine Logik, nicht einmal weibliche. Sie erzürnte die Männer in solchem Maße, daß Hogan, der sanftmütige Hogan, sie schließlich zerschmetterte. Nachher erklärte er schlichtweg, sie sei sowieso zu nichts zu gebrauchen gewesen.
    Suzy war fabelhaft, aber dennoch nur ein Gegenstand der Lust, und Blake verschwendete keine Zeit.
    Danach schlief er ein. Rachel hatte sein Angebot zu späterer Hilfe zwar nicht ausdrücklich abgelehnt, aber auch nicht ausdrücklich akzeptiert. Und nach der Raserei einer Vereinigung während der G-Absorbtion war ein Erschöpfungsschlaf nahezu unvermeidlich.
     
    Während er schlief, gingen sie auf Überlichtfahrt, und natürlich erwachte er sofort.
    Sorgfältig vermied er es, Suzy anzuschauen, denn wie die meisten Maschinen geriet sie innerhalb der Zeitfalte außer Betrieb. Er wußte, daß er, falls er sie ansah, einen kalten, abgeschalteten Apparat sehen würde, kein Mädchen, das schlief.
    Im Zustand der Schwerelosigkeit schwamm er kopfüber, mit den Füßen voran oder seitwärts zum Kontrollraum (das Gefühl, das er dabei empfand, war allerdings das einer Aufwärtsbewegung). Es gab fünf Symptome, die verrieten, daß das Schiff sich außerhalb des Normalraums befand. Das erste war der Geruch, dieser vollständig unbeschreibliche Geruch, von dem einige Theoretiker behaupteten, er besitze lediglich Negativcharakter, sei also die Abwesenheit aller gewohnten Gerüche. Zweitens war da die Helligkeit, matt und gespenstisch – mit wechselhafter Intensität, so daß sie bisweilen blendete, und doch niemals grell. Drittens der Zustand des Freien Falls, anders als die G-Absorbtion, anders als der übliche Freie Fall, weil die Aufhebung der Schiffsmasse effektlos blieb; das Schiff besaß keine Spur von Eigenschwerkraft mehr. Dann die absolute Stille, nur unterbrochen von jenen Geräuschen, die die sieben
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