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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
Autoren: Philip K. Dick
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Verzögerung an ihre Schiffe weiterleiten können.«
    Feld rauschte ab. Nach einer Weile nahm Hentman seufzend wieder Platz. Er steckte sich eine dicke terranische Zigarre an, lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und musterte Chuck.
    Die Zeit verging.
    »Braucht das alphanische Imperium eigentlich Fernsehkomiker?« fragte Chuck.
    Hentman grinste. »Ebenso wie Simulacrum-Programmierer.«
    Zehn Minuten später erreichte sie der Anruf aus Adolfville.
    »Okay«, sagte Hentman und nickte, während er Howard Straw zuhörte. Er sah Chuck an. »Wo bleiben die beiden Alphaner? Es ist Zeit; entweder klappt es jetzt oder nie.«
    »Ich bin hier. Ich repräsentiere das Imperium.« Es war der Alphaner RBX 303; er war eilends in Begleitung Felds und seines Gefährten in die Kabine gekommen. »Versichere ihnen noch einmal, daß sie nicht wie Invaliden, sondern wie Siedler behandelt werden. Es ist uns sehr wichtig, diesen Punkt klarzustellen. Die alphanische Politik hat stets…«
    »Halt jetzt keine Rede«, sagte Hentman ätzend. »Ruf deine Kriegsschiffe an und sag ihnen, sie sollen landen.« Er reichte dem Alphaner das Funkmikrofon, stand müde auf und stellte sich neben Chuck. »Herrgott«, murmelte er, »in solchen Zeiten will er einen Vortrag über die letzten sechzig Jahre ihrer Außenpolitik halten.« Er schüttelte den Kopf. Seine Zigarre war erloschen, und mit großer Bedachtsamkeit zündete er sie wieder an. »Nun ja, ich nehme an, wir werden die Antwort auf unsere ultimate Frage schon noch kriegen.«
    »Welche Frage denn?« fragte Chuck.
    Hentman sagte kurz angebunden: »Ob das alphanische Imperium Verwendung für Fernsehkomiker und Sim-Programmierer hat.« Er marschierte davon und lauschte RBX 303, der gerade den Versuch unternahm, mit Hilfe der Schiffsfunkanlage die alphanische Kampfflotte in Bewegung zu versetzen. Er paffte seine Zigarre, schob die Hände in die Taschen und wartete schweigend ab. Chuck kam in den Sinn, daß man es seinem Ausdruck nie hätte ansehen können, daß ihre Existenz buchstäblich vom erfolgreichen Zustandekommen einer Kommunikationsleitung abhing.
    Gerald Feld, der vor Nervosität bebte, kam zu Chuck und sagte. »Wo ist Frau Doktor gerade?«
    »Wahrscheinlich wandert sie irgendwo draußen herum«, sagte Chuck. Hentmans Schiff, das sich momentan in einer Kreisbahn von vierhundertfünfzig Kilometern im Apogäum aufhielt, hatte nur noch Funkverbindung mit dem, was sich auf der Mondoberfläche abspielte.
    »Sie kann doch jetzt nichts mehr anrichten, oder?« fragte Feld. »Ich meine, uns Sand ins Getriebe werfen oder so. Natürlich würde sie es gern tun…«
    Chuck sagte: »Meine Frau – beziehungsweise meine Ex-Frau – ist ein ängstliches Wesen. Sie ist allein auf einem feindseligen Mond und wartet auf die terranische Flotte, die wahrscheinlich niemals kommen wird, obwohl sie das natürlich nicht weiß.« Er haßte Mary jetzt nicht mehr. Es war vorbei, wie so viele andere Dinge.
    »Tut sie Ihnen leid?« fragte Feld.
    »Ich… Es wäre mir nur lieber, wenn das Schicksal sie und mich nicht so arg gebeutelt hätte. Sie in ihrer Beziehung zu mir, meine ich.
    Ich habe das Gefühl, Mary und ich hätten es trotzdem – auf irgendeine Weise, die ich nicht ausloten kann – miteinander schaffen können. In einigen Jahren, vielleicht…«
    »Er hat die Flotte erreicht«, gab Hentman bekannt. »Wir sind wieder im Geschäft.« Er strahlte. »Jetzt können wir uns so total und absolut besaufen, daß… Nennen Sie eine Marke. Ich hab den Fusel an Bord. Jetzt wird nämlich absolut nichts mehr von uns verlangt. Wir haben es vollbracht. Wir sind jetzt Bürger des alphanischen Imperiums. Schon bald werden wir Nummernschilder statt Namen tragen, aber das ist mir Wurscht.«
    Chuck sagte zu Feld: »Vielleicht kann ich irgendeines Tages, wenn alles keine Rolle mehr spielt, einen Blick hinter mich werfen und erkennen, was ich hätte tun sollen, um der momentanen Lage zu entgehen – daß Mary und ich irgendwo im Dreck liegen und uns beschießen.« Auf der dunklen Oberfläche einer fremden Welt, dachte er, auf der keiner von uns Zuhause ist, und wo zumindest ich wahrscheinlich den Rest meines Lebens verbringen werde. Und Mary vielleicht auch, dachte er finster.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er zu Hentman.
    »Danke«, sagte Hentman. Zu Feld sagte er: »Herzlichen Glückwunsch, Jerry.«
    »Danke«, sagte Feld. »Herzlichen Glückwunsch und ein langes Leben«, sagte er zu Chuck.
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