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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
Autoren: Philip K. Dick
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drückst dich vor jedem Kampf. Du bist jetzt dreiunddreißig Jahre alt, und schon hast du es aufgegeben, Karriere zu machen. Du hast gar kein Interesse daran, daß etwas aus dir wird.«
    »Hör mal«, hatte Chuck barsch gesagt, »bist du eigentlich meine Mutter oder meine Frau? Wieso nimmst du dir das Recht heraus, mich zu gängeln? Muß ich denn überhaupt Karriere machen? Soll ich vielleicht noch TERPLAN-Präsident werden? Ist es das, was du willst?« Abgesehen vom Prestige und vom Geld ging es doch wohl noch um ein bißchen mehr. Mary wollte offensichtlich einen völlig anderen Menschen aus ihm machen. Sie, die ihn von allen Menschen der Welt am besten kannte, schämte sich seiner. Doch wenn er den Job annahm und für Bunny Hentman schrieb, würde er ein anderer werden – so ungefähr ging ihre Logik.
    Chuck konnte sich dieser Logik zwar nicht entziehen, aber er hatte sich ihr dennoch widersetzt. Er würde seinen Job nicht kündigen; er würde keinen anderen annehmen. Irgend etwas in seinem Inneren war einfach zu träge dazu, ob es nun dem Guten oder dem Bösen diente. Der Kern eines Menschen wies eine Hysterese auf; diesen Kern legte man nicht einfach ab.
    Draußen, auf der Straße, näherte sich ein weißer Chevrolet Deluxe, ein funkelndes neues Sechstürenmodell, dem Bordstein und hielt an. Chuck schaute müßig zu, dann registrierte er mit einem ungläubigen Zusammenzucken, daß es sich – unmöglich – um sein ehemals eigenes handelte. Da war Mary schon. Sie hatte ihn schon gefunden.
    Dr. Mary Rittendorf, seine Angetraute, war im Begriff, ihm einen Besuch abzustatten.
    Chuck empfand Angst und das zunehmende Gefühl des Versagthabens. Es war ihm nicht einmal gelungen, diese Sache richtig zu handhaben – ein Silo zu finden, in dem er wohnen konnte, ohne daß Mary ihn aufspürte. In ein paar Tagen konnte Nat Wilder für seinen gesetzlichen Schutz sorgen, aber jetzt, in diesem Stadium, war er hilflos; er mußte sie hereinlassen.
    Es war nicht schwierig zu erkennen, wie sie ihn ausfindig gemacht hatte; einfache Aufspürgeräte waren billig und überall zu haben. Wahrscheinlich war Mary zu einer privaten Robot-Ermittlungsagentur gegangen, hatte die Dienste eines Schnüff lers gemietet und diesem sein Gehirnwellenmuster präsentiert. Das Ding hatte sich an die Arbeit gemacht und war ihm zu jedem Ort gefolgt, an dem er gewesen war, seit er sie verlassen hatte. Das Aufspüren von Menschen war heutzutage eine exakte Wissenschaft.
    Also kann eine Frau, die es darauf anlegt, einen aufzuspüren, dies auch tun, sinnierte er. Wahrscheinlich gab es ein Gesetz dafür; vielleicht konnte man es das Rittersdorf-Gesetz nennen. Im Verhältnis zur Größe des Verlangens, sich vor Aufspürgeräten zu verstecken, hat…
    Ein Rattern ertönte an der Hohlkerntür der Wohnung.
    Als Chuck mit steifen Beinen unwillig zur Tür ging, dachte er: Sie wird mir einen Vortrag halten, der jeden bekannten Vernunftappell enthält. Ich werde natürlich keine Argumente vorbringen können, sondern nur das Gefühl, daß es so nicht weitergehen kann; daß die Verachtung, die sie mir gegenüber an den Tag legt, auf ein Versagen zwischen uns hindeutet, das zu grundlegend ist, um irgendeine Art zukünftiger Intimität zuzulassen.
    Er öffnete die Tür. Da stand sie, dunkelhaarig und gertenschlank, in ihrem teuersten (und besten) Naturwolle-Mantel, ohne Make-up; eine kühle, kompetente, gebildete Frau, die ihm in unzähligen Dingen überlegen war. »Hör mal, Chuck«, sagte sie, »so läuft es nun nicht. Ich habe eine Spedition beauftragt, deine Sachen abzuholen und in ein Lagerhaus zu bringen. Ich bin nur wegen eines Schecks hier. Ich will das ganze Geld, das auf deinem Konto ist. Ich brauche es, um Rechnungen zu bezahlen.«
    Er hatte sich also doch geirrt; sie äußerte keinen süßen Appell an die Vernunft. Ganz im Gegenteil – seine Gattin zog einen Schlußstrich. Er war völlig gelähmt, er konnte sie nur angaffen.
    »Ich habe mit Bob Alfson, meinem Anwalt, gesprochen«, sagte Mary. »Ich habe ihn beauftragt, auf einen Prozeß um das Haus zu verzichten.«
    »Was?« sagte er. »Wieso?«
    »Damit du deine Haushälfte an mich überschreiben kannst.«
    »Warum?«
    »Damit ich es zum Verkauf anbieten kann. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß ich ein so großes Haus nicht brauche, das Geld dafür aber sehr wohl. Ich melde Debby in dem Internat im Osten an, wie wir’s besprochen haben.« Deborah war ihre Älteste, auch wenn sie erst sechs war; viel zu
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