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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
Autoren: Philip K. Dick
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unbehagliche Miene. »Wir in Adolfville«, sagte Baines, »werden natürlich die Verteidigung organisieren. Wir gehen davon aus, Straw, daß Ihre Leute für die technische Ausrüstung sorgen. Wir erwarten eine Menge von Ihnen. In Zeiten wie diesen erwarten wir, daß Sie sich für das Allgemeinwohl einsetzen.«
    »Das ›Allgemeinwohl‹«, höhnte Straw. »Sie meinen unser Wohl.«
    »Mein Gott«, sagte Annette, »müssen Sie denn immer so verantwortungslos sein, Straw? Können Sie nicht einmal an die Konsequenzen denken? Denken Sie doch wenigstens an unsere Kinder. Wir müssen wenigstens sie beschützen.«
    Omar Diamond sprach ein Gebet vor sich hin. »Laß die Kräfte des Lebens sich erheben und auf dem Schlachtfeld triumphieren. Laß den weißen Drachen dem roten Fleck des Scheintodes entgehen; stülpe deinen schützenden Schoß über dieses kleine Land und bewahre es vor jenen, die im Lager des Unheiligen stehen.« Und dann fiel ihm plötzlich wieder ein, was er auf dem Weg zu Fuß hierher geschaut hatte: Einen Vorboten der Ankunft des Feindes. Ein Strom aus Wasser hatte sich in Blut verwandelt, als er über ihn hinweggegangen war. Jetzt wußte er, was das Zeichen bedeutete. Krieg und Tod, und vielleicht die Vernichtung der sieben Clans und der sieben Städte – sechs, wenn man die Müllkippe nicht mitzählte, die den Lebensraum der Hebs darstellte.
    Dino Watters, der Dep, murmelte heiser: »Wir sind dem Untergang geweiht.«
    Alle sahen ihn an, sogar Jacob Simion, der Heb. Es war typisch für einen Dep.
    »Vergib ihm«, flüsterte Omar. Und irgendwo im Reich des Unsichtbaren hörte der Geist des Lebens zu, reagierte und vergab dem fast sterbenden Geschöpf, das Dino Watters – aus der Dep-Siedlung Cotton Mather Estates – war.

    2. Kapitel
    Ohne dem alten Wohnsilo mit seinen porösen Rigipswänden, dem schwachen, wahrscheinlich beschädigten Beleuchtungssystem, dem archaischen Bildfenster und den schäbigen, altmodisch gefliesten Böden mehr als einen kurzen Blick zu widmen, sagte Chuck Rittersdorf: »Für mich wird’s reichen.« Er zückte sein Scheckheft und krümmte sich beim Anblick der schmiedeeisernen Zentralheizung. Er hatte dergleichen seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen.
    Doch die Besitzerin des heruntergekommenen Gebäudes runzelte mißtrauisch die Stirn, als sie seine Ausweispapiere entgegennahm. »Laut dieser Unterlagen sind Sie verheiratet, Mr. Rittersdorf – und haben Kinder. Es ist nicht gestattet, eine Frau und Kinder mit in diese Wohnung zu bringen. Wir haben sie in der Anzeige ›für einen nichttrinkenden Junggesellen mit Arbeitsplatz‹ ausgeschrieben, und…«
    Chuck sagte müde: »Es trifft genau auf mich zu.« Die dicke Hausbesitzerin sie war in den mittleren Jahren und trug ein Kleid aus venusischer Pfeifgrillenhaut und Wobfellschuhe – ging ihm auf die Nerven. Schon jetzt war es eine miese Erfahrung. »Ich lebe von meiner Gattin getrennt. Die Kinder sind bei ihr. Deswegen brauche ich diese Wohnung.«
    »Aber sie wird Sie besuchen kommen.« Die Frau hob die purpurgetönten Brauen.
    »Da kennen Sie meine Frau aber schlecht«, sagte Chuck.
    »Erzählen Sie mir doch nichts. Ich kenne die Bundesscheidungsgesetze. Sie sind nicht mehr wie früher, als die Bundesstaaten noch allein zu bestimmen hatten. Sie waren schon vor Gericht, wie? Haben Sie zum ersten Mal die Papiere gekriegt?«
    »Nein«, gab Chuck zu. Für ihn fing es erst an. Gestern abend war er zu später Stunde ins Hotel gegangen. Die Nacht davor war seine letzte Kampfnacht gewesen, um das Unmögliche zu erreichen – nämlich weiterhin mit Mary zusammenzuleben.
    Er gab der Hausbesitzerin den Scheck. Sie gab ihm seine Papiere zurück und ging. Sobald sie die Tür geschlossen hatte, ging Chuck zum Fenster und warf einen Blick auf die Straße, die sich unter ihm ausbreitete. Er sah Autos, Jet-Gleiter, Außenaufzüge und Laufwege für die Fußgänger. Bald würde er Nat Wilder, seinen Anwalt, anrufen müssen. Sehr bald.
    Die Ironie des Zusammenbruchs ihrer Ehe hatte ihm den Rest gegeben. Für den Beruf seiner Frau – sie war eine Meisterin ihres Fachs – war die Ehe sozusagen vorgeschrieben. Tatsächlich hatte sie im kalifornischen Marin County, wo sie ihr Büro unterhielt, den Ruf, die Beste ihres Fachs zu sein. Gott allein wußte, wie viele kaputte menschliche Beziehungen sie geheilt hatte. Und doch hatte ausgerechnet ihr diesbezügliches Talent durch einen meisterhaften Schlag der Ungerechtigkeit dazu beigetragen, ihn in
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