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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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rechtzeitig. Sein linker Fuß glitt über den Rand des eisigen Simses und Will hing auf einmal nur noch an den Händen. Er stöhnte vor Anstrengung unwillkürlich auf, als er wieder mühsam Halt suchte.
    Langsam zog er sich hoch, bis der Fenstersims auf Augenhöhe war. Will konnte in den Raum hineinschauen und entdeckte Alyss an einem groben Holztisch, den Rücken zum Fenster, den Kopf auf die Arme gelegt.

A lyss!«
    Sie setzte sich verblüfft auf, als sie ihren Namen hörte. Sie drehte sich um und entdeckte hinter den Gitterstäben des Fensters Wills Gesicht mit dem ihr so vertrauten schelmischen Grinsen.
    Schnell erhob sie sich. Der Stuhl kippte nach hinten, und sie fing ihn gerade noch rechtzeitig auf, bevor er laut zu Boden fiel. Rasch ging sie zum Fenster.
    »Will? Mein Gott! Wie bist du nur hierhergekommen?«
    Alyss sah hinaus und erkannte, dass Will ohne Sicherung auf diesem schmalen, eisbedeckten Sims kauerte. Sie trat einen halben Schritt zurück, denn ihr wurde ganz schwindelig. Den meisten Gefahren konnte sie ohne mit der Wimper zu zucken ins Auge sehen, aber sie hatte ganz furchtbare Höhenangst.
    Der Blick in die Tiefe erschreckte sie zutiefst. Will fummelte jetzt unter seinem Umhang und begann, das Ende eines langen Seils durch die Stäbe zu schieben.
    »Ich bin hier, um dich zu befreien«, antwortete er. »Dauert nicht lange.«
    Nervös blickte Alyss über ihre Schulter zur Tür, während Will weiter das Seil durch die Stäbe schob und es unter seinem Umhang abwickelte. Ihr Mund wurde trocken, als ihr klar wurde, was Will vorhatte.
    »Du willst, dass ich dort hinunterklettere?«, sagte sie und deutete entsetzt nach unten.
    Er lächelte sie aufmunternd an. »Das ist gar nicht so schlimm. Und ich bin ja da, um dir zu helfen.«
    »Will, das kann ich nicht!«, sagte sie, und ihre Stimme überschlug sich fast. »Ich habe Höhenangst. Ich werde stürzen oder wie versteinert stehen bleiben. Ich schaffe das nicht!«
    Will hielt einen Moment inne und überlegte. Natürlich wusste er, dass manche Menschen Höhenangst hatten. Er persönlich konnte das nicht verstehen. Sein ganzes Leben hatte er mit Leichtigkeit Bäume, Klippen und Burgmauern erklettert. Doch ihm war klar, dass eine solche Angst lähmen konnte. Er dachte kurz nach, dann lächelte er. »Keine Sorge«, versicherte er. »Ich binde das Seil um deine Taille und lass dich hinab.«
    Das Ende des Seils war jetzt lose und fiel auf den wie eine Schlange zusammengerollten Seilhaufen unterhalb des Fensters.
    Alyss begriff, dass Will sich nicht umstimmen lassen würde, Höhenangst hin oder her. Allerdings gab es keinen Weg durch die Gitterstäbe – außer Will hatte vor, sie durchzusägen, was viel zu lange dauern würde. Sie blickte furchtsam wieder zur Tür. Keren hatte gesagt, er käme in etwa einer Stunde zurück. Wie lange hatte sie so am Tisch gesessen? Was bedeutete seine Ankündigung
»eine Stunde oder so« genau? Nur vierzig Minuten oder mehr als eine Stunde? Womöglich war er bereits auf dem Weg hierher.
    »Du musst sofort wieder weg«, sagte sie entschlossen. »Keren kann jeden Moment zurückkommen.«
    »Dann könnte er es bereuen«, sagte Will, und sein Lächeln schwand. »Hast du schon herausgefunden, was er vorhat?«, fragte er dann. Ihm war klar geworden, dass er Alyss ablenken musste, damit sie sich keine Sorgen über den Abstieg machte.
    Alyss schüttelte ungeduldig den Kopf, während er mit einer Hand an seinen Rücken griff und ein kleines, in Leder gehülltes Fläschchen unter dem Mantel hervorholte. Er ging sehr vorsichtig damit um, als er es besonders behutsam auf das Fensterbrett legte.
    »Du musst gehen!«, sagte sie. »Wir haben keine Zeit. Er wird zurückkommen, um mich wieder zu befragen.«
    Will hielt inne. »Wieder?«, sagte er. »Hat er dir wehgetan?« Seine Stimme war schneidend. Wenn Keren ihr wehgetan hatte, war er ein toter Mann.
    Alyss schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat mir nicht wehgetan. Aber er hat diesen eigenartigen Stein …« Sie brach ab. Es fiel ihr schwer, Will zu erzählen, wie nahe sie daran gewesen war, ihn zu verraten.
    »Einen Stein?«, wiederholte Will verwundert.
    Sie nickte. »Einen blauen Edelstein. Er… ich weiß nicht… irgendwie bringt er mich dazu, alles zu sagen, was Keren hören will. Verstehst du, ich hätte ihm beinahe verraten, dass du ein Waldläufer bist!«, brach es jetzt aus ihr heraus. »Ich konnte einfach nicht anders.
Dieser Stein … er zwingt dich, jede Frage zu beantworten. Es
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