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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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gegen ihr willenloses Verhalten.
    »Natürlich ist er das. Das wussten wir ja schon, oder nicht? Aber viel mehr interessieren mich diese Dokumente, die Ihr verbrannt habt. Erzählt mir von ihnen.«
    »Es gab keine Dokumente«, sagte sie. Ihre Worte waren flach und tonlos, und sie konnte sich einfach nicht beherrschen, selbst als ihr klar wurde, dass sie das gefährlichste Geheimnis von allen preisgab. »Es war die Säure, die Ihr gerochen habt.«
    Sein Lächeln schwand, und er runzelte die Stirn, denn er verstand nicht. »Säure? Welche Säure«, fragte er schnell.
    »Will hat Säure auf die Stäbe getan«, sagte Alyss. Innerlich schrie ihr Verstand: Halt den Mund! Um Himmels willen, halt den Mund! Will braucht Zeit, um zu fliehen, du schwacher Feigling! Voller Entsetzen hörte
sie sich selbst die letzten Worte sagen. »Will braucht Zeit, um zu fliehen.«
    Kerens Gesicht verfinsterte sich. Er sprang auf und von seiner entspannten, fröhlichen Haltung war nichts mehr zu spüren. Der Stuhl krachte hinter ihm zu Boden. Er erreichte das Fenster mit zwei langen Schritten und zog den schweren Vorhang zur Seite.
    Der scharfe Geruch war jetzt viel stärker, denn die Säure fraß sich immer noch durch das Eisen der Stangen. Schmale Rauchwölkchen stiegen aus der Verankerung der beiden mittleren Stäbe, wo, wie Keren sehen konnte, Flüssigkeit in kleinen Löchern stand. Die Säure, die vorher klar gewesen war, hatte eine rostbraune Farbe angenommen, während sie das Eisen zersetzte. Er fasste das Eisen und zog daran. Die Stange zerbrach. Keren kniff die Augen zusammen und drehte sich zu Alyss.
    »Wo ist er hin?«, fragte er. Sein Verstand sagte ihm, dass Barton unmöglich aus dem Fenster entkommen sein konnte, obwohl er nicht verstand, wie er überhaupt in das Zimmer hineingekommen sein konnte. Er kam gar nicht auf die Idee, dass Will den Raum gar nicht betreten hatte.
    Keren bekam keine Antwort von Alyss. Sie war ohnmächtig geworden, als Keren von seinem Stuhl aufgesprungen war. Zusammengekrümmt lag sie auf dem Boden neben dem Stuhl.
    Leise fluchend ging Keren auf sie zu. Er würde die Antwort aus ihr schon herausbekommen, und wenn er sie wach prügeln müsste. Da hörte er ein leises Ächzen vom Fenster her. Er wirbelte herum, und diesmal sah er das
Seil unten an der äußersten Stange. Er lief darauf zu und fluchte erneut, als er sich über das Fensterbrett lehnte und sich die Hand an einem Spritzer Säure verätzte. Das Seil war fest gespannt, die Fasern ächzten, während es sich leicht bewegte. Es musste sich ein Gewicht daran befinden – das Gewicht eines Menschen?
    Innerhalb von Sekunden hatte Keren seinen Dolch gezogen, streckte die Hand durch die Stäbe und setzte den Dolch an das Seil, um es durchzuschneiden. Er wetzte die Klinge am Seil und spürte, wie die einzelnen Fasern nachgaben. Er wollte schon die Wachen vor Alyss’ Zelle rufen, dann wurde ihm klar, dass die Wachposten draußen näher wären. Aus Leibeskraft schrie er den Wachen auf den Zinnen zu: »Wachen! Wachen! Eindringling in der Burg! Eindringling am Hauptturm! Haltet ihn!«
    Weiter unten hörte Will sein Rufen und spürte die leichte Vibration des Seils, während Keren mit dem Dolch daran sägte. Will wusste, dass er nur noch Sekunden hatte, und öffnete die Beine, die er um das Seil geschlungen hatte, sodass er gegen die Wand schwang. Verzweifelt suchte er mit einer Hand nach einem Spalt oder Vorsprung, fand eine Vertiefung zwischen zwei Granitblöcken und hielt sich daran fest. Er ließ das Seil los und suchte Halt. Kaum hatte er ihn gefunden, kam auch schon das abgeschnittene Seil an ihm vorbeigesaust und klatschte auf das Kopfsteinpflaster.
    Will befand sich immer noch mindestens fünfundzwanzig Fuß über dem Boden und konnte die aufgeregten Rufe der Wachen auf den Zinnen hören, als sie versuchten, aus Kerens Befehlen schlau zu werden. Rücksichtslos
kletterte er nach unten, riss sich Haut und Nägel dabei auf, zerfetzte die Beinkleider an den Knien am rauen Stein. Als er nur noch etwa zehn Fuß vom Boden entfernt war, ließ er sich fallen und federte sich ab, sodass er wie eine Katze landete.
    Neben ihm flog die Tür des Bergfrieds auf, und ein Soldat, der mit einer Hellebarde bewaffnet war, eilte heraus. Er sah nach links und rechts, um herauszufinden, was vorging. Will schob seine Kapuze zurück, trat ins Licht und deutete auf den Seilstoß.
    »Da ist er gekommen!«, rief er. »Ihm nach! Er ist auf dem Weg zum Stall!«
    Ohne weiter
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