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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
Autoren: David B. Coe
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geschlagen?«, wollte sie wissen. »Wer waren diese Männer?«
    Jaryd blickte verblüfft auf, aber Cailin konzentrierte sich ganz auf den anderen Mann. Er war groß und kräftig gebaut, mit langem blondem Haar, dunklen zornigen Augen und einem kurz geschnittenen, borstigen Bart. Er hatte Umhang und Hemd ausgezogen, und sie sah den langen blauen Fleck an seiner Seite.
    »Adlermeisterin Cailin«, sagte Jaryd, »das hier ist Falkenmagier Orris. Er ist ein guter Mann, dem man vertrauen kann.«
    Sie brauchte einen Moment. »Orris?, wiederholte sie, warf Jaryd einen raschen Blick zu und sah dann wieder den anderen Mann an. »Du bist Orris?«
    Er beäugte sie misstrauisch. »Ja, Adlermeisterin.«
    »Du bist derjenige, der den Fremden nach Lon-Ser zurückgebracht hat.«
    Sie sah etwas über sein Gesicht zucken, vielleicht einen schmerzerfüllten Ausdruck, vielleicht so etwas wie Bedauern. Es war schwer zu sagen, und es war so rasch verschwunden, wie es gekommen war, und ließ nur Müdigkeit zurück.
    »Ja«, sagte er leise. »Das bin ich.«
    Sie war nicht sicher, was sie in diesem Augenblick bewegte. Vielleicht ging es darum, was sie in seinen dunklen Augen gesehen hatte - Augen, in denen nun kein Zorn mehr lag - oder vielleicht war es ihr Wissen darüber, was die Magier ihrer Liga diesem Mann angetan hatten. Aber selbst sie war überrascht über ihre nächsten Worte: »Dann haben wir dir für den Frieden zu danken, der nun zwischen Tobyn-Ser und Lon-Ser herrscht.«
    Es kam ihr fast so vor, als hätte Leora selbst ihre Hände auf das Gesicht des Mannes gelegt, so sehr begann er zu strahlen. »Ich hätte nie geglaubt, das von einem Ligamitglied zu hören«, flüsterte er. »Danke.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bitte bedanke dich nicht. Nimm nur meine Entschuldigung für das entgegen, was dir die Liga in den vergangenen Jahren angetan hat.« Sie spürte, wie ihre Gesichtszüge sich verhärteten. »Hatte einer der Männer, die dich heute Abend angegriffen haben, langes Haar und ein schmales, kantiges Gesicht?«
    »Ja.«
    »Das dachte ich mir. Er heißt Kovet. Und wahrscheinlich war er mit Brinly und Dirss zusammen.«
    Orris zuckte die Achseln. »Ich kenne ihre Namen nicht, aber einer von ihnen hat schon einmal versucht, mich zu töten, zu Beginn des Frühjahrs in Tobyns Wald.«
    Sie nickte. »Das ist Brinly. Ich habe von deiner Begegnung mit ihm gehört. Deshalb haben sie diesmal drei geschickt.« Er grinste bedauernd. »Darauf bin ich auch schon gekommen. Das nächste Mal werde ich mich nicht so aufplustern.«
    Sie lächelte, obwohl sie unwillkürlich dachte, dass ihr Verrat an der Liga nun vollkommen war. Dieser Mann hier war der verhassteste Feind und trotzdem unterhielt sie sich mit ihm über die Ligamagier, die ihn an diesem Abend angegriffen hatten. Wenn Erland in diesem Augenblick hereingekommen wäre, hätte er nicht gewusst, wen er als Erstes töten sollte.
    »Du solltest noch etwas wissen, Adlerweise«, fuhr der große kräftige Mann einen Augenblick später fort und betrachtete sie dabei forschend. »Kovet behauptet, du hättest befohlen, mich anzugreifen.«
    Cailin spürte, wie ihr vor Zorn heiß wurde, als flösse statt
    Blut magisches Feuer durch ihre Adern. Aber sie strengte sich an, es vor den anderen zu verbergen. Das hier war eine Angelegenheit, die im Versammlungssaal der Liga besprochen werden sollte, nicht in Anwesenheit von Ordensmagiern.
    »Ich schwöre dir beim Andenken an meine Eltern, dass das nicht stimmt«, war alles, was sie sagte.
    Orris lächelte. Er sah recht gut aus, wenn er nicht gerade mürrisch das Gesicht verzog. »Ich habe ihm eigentlich nie geglaubt.«
    Jaryd hatte seinen Adler zu sich gerufen, und nun legte er die Hände auf Orris' Seite. »Von nun an will ich, dass du nicht mehr allein in die Stadt gehst«, sagte der Weise, während er den Mann heilte. »Du solltest immer jemanden vom Orden dabeihaben.«
    »Ist das ein Befehl, Adlerweiser?«, erwiderte Orris heiter. Jaryd lief rot an und grinste. Aber er nickte auch. »Ja. Und wenn du dich widersetzt, hetze ich Alayna auf dich.« Er trat einen Schritt zurück, und Cailin sah, dass der blaue Fleck verschwunden war.
    »Das ist allerdings eine furchtbare Drohung«, sagte Orris zu Cailin und zwinkerte ihr zu.
    »Ich habe das gehört!« Alayna kam, gefolgt von ihrer Tochter, aus einem anderen Zimmer in die Halle hinaus. »Und wenn du dumm genug bist, nicht auf Jaryd zu hören, dann hast du verdient, was ich mit dir mache.«
    Orris zog die
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