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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
Autoren: David B. Coe
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allem, was du von dem Fremden erfahren hast?«
    »Ich fürchte, ja«, antwortete der Eulenmeister und starrte seinen halb leeren Bierkrug an. »Was Theron und Phelan über den Orden gesagt haben, stimmt: Er ist zu selbstzufrieden geworden. Die Fremden hätten nie so weit kommen dürfen. Der Wolfsmeister hat Jessamyn die Schuld gegeben, aber ich bin nicht sicher, ob es ihr je gelungen wäre, den Orden zum Handeln zu veranlassen, selbst wenn sie sich mehr darum bemüht hätte. Zu Amarids Zeiten und selbst noch vor einigen hundert Jahren betrachteten sich die Magier des Ordens als Beschützer des Landes, nicht nur vor Seuchen oder inneren Wirren, sondern auch vor Bedrohungen von außen. Dennoch, unsere früheren Erfolge - zum Beispiel, als wir uns den Invasoren aus Abboriji widersetzen konnten - haben viele Magier davon überzeugt, dass es keine Gefahren mehr gibt, die unserer Aufmerksamkeit wert wären. Wir haben im Grunde unser Land so gut bewacht, dass wir faul geworden sind. Unsere Wachsamkeit an den Grenzen des Landes hat nachgelassen, das geistige Netz, das Amarid errichtete, ist zusammengebrochen, und immer noch hat uns niemand angegriffen. Ich nehme an, dass wir bis jetzt praktisch von unserer eigenen Geschichte verteidigt wurden, von dem Ruf, den sie uns verliehen hat.« Er blickte auf und sah die Falkenmagier nacheinander an. »Offensichtlich genügt das nicht mehr.«
    »Ich gebe ja zu, dass es nicht leicht sein wird«, sagte Trahn. »Aber wir müssen uns darum bemühen, dass das Netz wieder eingerichtet wird. Das ist unsere beste Hoffnung.« »Ich bin ganz deiner Meinung«, warf Orris ein, »aber ich bin nicht sicher, ob es uns gelingen wird. Odinan ist sehr störrisch, und er findet immer noch Unterstützung bei den Eulenmeistern. Wir sollten auch an Alternativen denken.« Er grinste bedauernd. »Leider fällt mir keine ein.« Die anderen Magier lachten leise, und Baden trank seinen Krug leer und winkte Kayle zu, eine weitere Runde zu bringen.
    Jaryd sah seinen Onkel an. »Würde der Erfolg oder das Versagen unserer Anstrengungen, das Netz wieder einzurichten, nicht zum Teil davon abhängen, wen die Eulenmeister zum nächsten Eulenweisen wählen?«
    Baden zog ein wenig die Brauen hoch und deutete damit an, dass er daran noch nicht gedacht hatte. »Wahrscheinlich«, bestätigte er.
    »Was glaubst du - wen werden sie wählen?«, fragte Alayna. Kayle brachte ihr Bier, bevor der Eulenmeister antworten konnte, und nachdem sie wieder gegangen war, begannen Baden, Trahn und Orris eine ausgedehnte spekulative Diskussion, in der sie die möglichen Kandidaten durchgingen. Irgendwann im Lauf dieses Gesprächs erklärte Jaryd, wie schade es sei, dass Baden nicht zu Wahl stand - obwohl er es vermied, Anlas Tod direkt zu erwähnen. Trahn schloss sich dieser Ansicht an. Baden allerdings lachte nur und versicherte ihnen, dass dies keine Aufgabe sei, nach der er besonders lechze.
    Das Gespräch zog sich bis weit in die Nacht und kam erst zu einem Ende, nachdem die meisten Gäste schon gegangen waren. Da es schon so spät war, beschlossen Jaryd und Alayna, ein Zimmer im Adlerhorst zu nehmen. Müde erhoben sie sich und folgten Trahn und Orris zu der Holztreppe, die zu den Gästezimmern des Hauses führte. »Jaryd«, rief Baden vom Tisch, an dem er immer noch bei seinem letzten Bier saß, »hast du noch einen Augenblick Zeit?« Der Eulenmeister wandte sich Alayna zu und lächelte. »Ich schicke ihn dir bald rauf, das verspreche ich.« Sie nickte und ging weiter die Treppe hinauf, während Jaryd zum Tisch zurückkehrte.
    »Ich weiß, du bist müde«, begann Baden, nachdem sich Jaryd wieder hingesetzt hatte, »also werde ich dich nicht lange aufhalten. Aber ich frage mich, ob ihr beiden, Alayna und du, schon darüber gesprochen habt, wo ihr euch niederlassen werdet, wenn die Versammlung zu Ende gegangen ist.«
    Diese Frage überraschte den Falkenmagier vollkommen, und längere Zeit sagte er kein Wort.
    »Ihr habt doch darüber nachgedacht, oder?«, drängte Baden.
    »Selbstverständlich, wenn auch nicht sonderlich lange.« Jaryd zögerte und starrte nachdenklich den Tisch an. »Bevor ich Alayna kennen gelernt habe, habe ich angenommen, dass ich nach Accalia zurückkehren würde, und sie dachte, sie würde zurück nach Brisalli gehen. Sich zu verlieben hat alles komplizierter gemacht.« Er überlegte einen Moment. »Wir würden beide dem anderen folgen, und nun, nachdem Sartol tot ist, braucht der Norden von Tobyn-Ser einen neuen
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