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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Autoren: Thomas Finn
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Albtraumszenen zu verschließen, die ihm das Pandämonium nun seltsam klar zeigte. Schreckliche Mord- und Todesszenen flackerten in den Kristallen auf, und die Furcht, die sein Herz umfasste, wurde immer greifbarer. Zu Kais Entsetzen sickerte das blaue Licht jetzt aus den Kristallen heraus und umhüllte das Pandämonium als albtraumhafter Nebel, der nach oben hin in einen blauen Wirbel auslief. Kaum hatte der Wirbel die Decke des Gewölbes erreicht, als sich dort die ersten Steine lösten und in die Tiefe stürzten. Ein Grollen erfasste die Kuppel. Immer mehr Risse durchliefen das Gestein und plötzlich brachen ganze Quader hervor. Auch die spiralförmige Freitreppe brach in sich zusammen. Immerzu lösten sich Lawinen von der Decke und stürzten in den kochenden Schattensee. Schließlich klaffte über ihnen, dort, wo sich einst der Irrgarten der Kobolde befunden hatte, ein gewaltiges Loch. Der albtraumhafte blaue Wirbel jagte unter fürchterlichem Heulen hinauf in den Nachthimmel über Colona.
    Kai zerrte und tobte verzweifelt in dem magischen Klammergriff. Vergebens. Die dunkle Zauberin kehrte wieder zu Kai zurück und manifestierte sich nur wenige Schritte von ihm entfernt. »Sieh nur gut hin, Kai Drachenherz! Denn jetzt bin ich es, deren Träume die Wirklichkeit verändern. Jetzt werde ich die Traumbarriere der Elfen einreißen und der Finsternis den Weg zur Quelle des Unendlichen Lichts ebnen. Und du wirst mein Zeuge sein, bevor du stirbst.«
    Kai war so voller Zorn und Wut, dass er nur noch eines wollte: Morgoya verletzen. Wenn schon nicht durch Zauberei, dann wenigstens mit Worten.
    »Wenigstens bleibt mir dann deine Hässlichkeit erspart, du intrigantes altes Kakerlakenweib. Allein dein Anblick verursacht schon so viele Albträume, dass sie alle Träume dieser Welt verderben können!«
    Morgoya kreischte auf. Die Käfer, die ihr Gesicht formten, krabbelten und wogten wild durcheinander. »Das wirst du ... bereuen, Letzte Flamme! Niemand wagt es, mich zu demütigen. Jetzt wirst du es sein, der die Macht des Pandämoniums als Erster zu spüren bekommt!«
    Aus Morgoyas Händen brachen schwarze Flammen hervor, die sich mit dem albtraumhaften Spiralwirbel über ihnen verbanden. »Die Flamme soll brennen, die Flamme soll flackern«, verhöhnte sie die Prophezeiung der Schicksalsweberinnen, »im Ringen mit der Dunkelheit. Doch am Ende wird sie unterliegen.« Morgoya wandte ihm ihr Kakerlakengesicht zu, und die letzten Worte spie sie ihm entgegen. »Und dann soll die Letzte Flamme in die Schatten fahren!«
    Kai sah, wie die blauen Albtraumschlieren über ihm immer stärker rotierten. Doch sein Blick war fest auf die schwarzen Flammen geheftet, die noch immer aus Morgoyas Händen schlugen. Ihm kam plötzlich wieder ein Teil der Inschrift auf dem Sarkophag von Sigur Drachenherz in den Sinn.
    Wisse, Hüter, der du im Lichte wandelst, dass der Nebel aus dem Albenland überzieht die Welt mit Weltenbrand.
    Der Nebel überzog die Welt mit Brand. Plötzlich begriff er die ganze Wahrheit. Er verstand endlich, warum Morgoya es einst gewagt hatte, um Aufnahme in den Sonnenrat zu bitten. Und er begriff nun auch, warum sie schwarzes Feuer wirken konnte. Sie bediente sich derselben Kräfte wie er. Morgoya war selbst eine Feuerzauberin! Es gab zwei Flammen in der Welt.
    Kai stöhnte unter dieser Erkenntnis auf. Er bündelte seine geistigen Kräfte und drehte den Schattenkelch, bis seine Öffnung auf ihn selbst wies. Tränen stiegen ihm in die Augen. Im selben Moment rissen Urgewalten an seinem Innersten. Kai brüllte auf vor Schmerz. Sein Schatten zog sich in die Länge und kroch auf die Kelchöffnung zu. Kai fühlte sich, als würden ihm die Gedärme herausgerissen. Ein Ruck lief durch seinen Körper und der fürchterliche Schmerz endete. Zurück blieb ein taubes, leeres Gefühl. Er war nun kein Zauberer mehr.
    Die magische Macht hatte ihn verlassen.
    Morgoya lachte gellend, bis sie sah, dass es nicht die Kraft des Pandämoniums war, die Kai überwältigt hatte. »Was hast du da eben getan?«
    »Du bist jetzt die Letzte Flamme, Morgoya«, röchelte Kai. »Du wirst jetzt in die Schatten fahren!«
    Der Wirbel über dem Pandämonium erstrahlte in eisblauem Licht und Morgoya wurde von schwarzen Flammen eingehüllt. Sie schlugen rund um sie herum aus dem Boden und gellend schrie sie auf. Sie versuchte noch, sich mit ihrem Schwarmleib zu erheben, doch längst hatten sie dämonische Krallen gepackt, die inmitten der Flammen erschienen und
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