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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hast«, antwortete Abu Dun, während er zugleich die Hand ausstreckte und Andrej den – tatsächlich überaus kostbaren – Krummsäbel wegnahm. »Leider steht der Inhalt seines Geldbeutels in diametralem Gegensatz zur Größe seiner Sachkenntnis.« Der Händler sah ein bisschen hilflos aus. »Ich habe kein Geld«, erklärte Andrej. »Zumindest nicht genug, um ein solches Prachtstück zu erwerben … so wunderschön es auch ist. Habt Ihr es angefertigt?« Der Händler nickte, zögerte einen Moment und gestand dann mit einem zaghaften Kopfschütteln, dass das vielleicht nicht ganz die Wahrheit gewesen war. »So gerne ich es behaupten würde, es wäre gelogen. Das ist das Werkeines wahren Meisters. Es ist sehr alt und den Preis wert, den ich Euch genannt habe.« Je länger Andrej den prachtvollen Krummsäbel ansah, desto mehr glaubte er dem Mann. Der Preis war natürlich hoffnungslos überzogen, wie jeder Preis auf jedem Basar, bevor das Handeln begonnen hatte, aber es war tatsächlich eine prachtvolle Waffe, für seinen persönlichen Geschmack eine Spur zu leicht. Er ertappte sich bei dem Wunsch, sie zu besitzen, und reichte sie dem Händler mit fast schuldbewusster Miene zurück. »Eine wirkliche Kostbarkeit«, sagte er. »Danke, dass ich sie mir ansehen durfte. Und danke für Eure Zeit.« »Aber wir haben doch noch gar nicht –«, begann der Waffenschmied, doch da hatte sich Andrej bereits umgewandt und war so schnell durch die Tür, dass Abu Dun zwei weit ausgreifende Schritte machen musste, um ihn wieder einzuholen.
    »Und was sollte das jetzt wieder?«, erkundigte ersieh. »Ich habe mir ein Schwert angesehen, das sollte es«, antwortete Andrej unwirsch, »und du – was zum Teufel?!
    Die letzten Worte schrie er – soweit er es konnte, denn der Nubier hatte ihm die flachen Hände mit solcher Gewalt vor die Brust gestoßen, dass ihm nicht nur die Luft wegblieb, sondern er auch zwei Schritte zurückstolperte und mit hilflos rudernden Armen gegen einen Wagen taumelte, der prompt unter dem Anprall in Stücke ging. Andrej gelang es irgendwie, sich auf den Beinen zu halten, doch so viel Glück hatten weder die beiden Besitzer des zusammenbrechenden Verkaufsstandes, noch etliche Kunden und Neugierige, die sich davor und daneben aufgehalten hatten. Immerhin entging Andrej auf diese Weise der gekrümmten Messerklinge, die mit einem hässlichen Zischen durch die Luft fuhr, dort, wo sich sein Gesicht befunden hätte, hätte Abu Dun ihn nicht weggestoßen. Geführt wurde er von einer schlanken Frauenhand, deren Besitzerin einen schrillen Schrei, halb wütend, halb überrascht, ausstieß und von ihrem eigenen Schwung nach vorne gerissen wurde und ins Stolpern geriet. Auch hinter ihm wurde ein Chor erschrockener und zorniger Schreie laut und ein Krachen und Poltern, als würde sehr viel mehr zu Bruch gehen als nur ein umstürzender Gemüsekarren. Doch Andrej achtete nicht darauf, sondern griff rasch zu, um Murida aufzufangen und ihr die Waffe zu entringen.
    »Das war jetzt aber nicht besonders nett«, sagte Abu Dun.
    Murida versuchte sich loszureißen und trat ihm gleichzeitig so fest gegen das Schienbein, dass es trotz ihrer leichten Sandalen ziemlich wehtat. Daraufhin versuchte sie, das Knie hochzureißen und ihm zwischen die Beine zu rammen, was Andrej aber verhinderte, indem er sich blitzschnell zur Seite drehte, sodass ihr Stoß nur seinen Oberschenkel traf was noch mehr wehtat als ihr vorheriger Tritt. »Brauchst du Hilfe?«, erkundigte sich Abu Dun treuherzig.
    Andrej warf ihm einen schiefen Blick zu. Der Lärm in seinem Rücken wollte nicht verstummen. Jetzt mischten sich in den Chor aus Schmerz- und Schreckenslauten auch immer mehr zornige Rufe. Während Andrej nun auch die zweite Hand zu Hilfe nahm, um das tobende Mädchen zur Räson zu bringen, trat der Nubier rasch hinter ihn und begann die aufgebrachte Menge auf seine ganz eigene Art zu beruhigen. Andrej hoffte, dass es ohne allzu schwer Verletzte oder gar Tote abging. »Jetzt hör endlich auf!« Andrej schüttelte das Mädchen so heftig, dass ihr Kopf in den Nacken flog. »Muss ich dir erst wehtun, bevor du Vernunft annimmst?« Nicht, dass er das wirklich vorhatte. Doch Murida übernahm es schon ganz allein, und vermutlich mit nicht geringem Erfolg, denn sie wand sich weiter unter seinem Griff, sodass er immer kräftiger zupacken musste. Als auch das nichts nutzte, spuckte sie ihn an. »Du verdammter Ungläubiger!«, schrie sie. »Hast du wirklich geglaubt, du
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